Deutsche Bank im Abwärtssog

by Dirk Elsner on 10. Februar 2016

Wenn ich von meiner neuen Wohnung in Frankfurt morgens zur Arbeit gehe, dann sehe ich zuerst die Türme der Deutschen Bank. Und diese Bank hat in den letzten Wochen, Monaten und Jahren für wenig positive Schlagzeilen gesorgt. Eigentlich hatte ich erwartet, mit dem neuen Vorstand John Cryan verbessert sich die Lage des Instituts. Der Blick auf den Aktienkurs und die Anleihepreise zeigt aber, dass die Märkte Cryan vorerst das Vertrauen entzogen haben. Der Abstieg der Aktie ist beachtlich. Mittlerweile hat sich der Preis für die Anteilsscheine auf das niedrige Niveau der Finanzkrise 2008/09 eingependelt.

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Über diesen Abstieg wurde und wird viel geschrieben. Und ich habe keine Lust in die Häme einzustimmen, die viele jetzt über die Bank ausschütten. Was mich gestern aber wirklich erschrocken hat war ein Satz im Handelsblatt: “Es ist ein Novum – Deutschlands mächtigstes Geldhaus versichert Investoren, seine Schulden bezahlen zu können.” Basis für diesen Satz ist die Ad-hoc-Meldung der Bank vom Montag, die unter der kryptischen Überschrift: “Deutsche Bank veröffentlicht aktualisierte Information zur AT1 Zinszahlungskapazität” erschienen ist.

Für das Management von Unternehmen grenzt es an die Höchststrafe, wenn es versichern muss, es sei in der Lage, seine Verbindlichkeiten vereinbarungsgemäß zu bezahlen. Holger Steltzner, Mit-Herausgeber der FAZ, kommentiert das so:

“Das soll man von einer Bank halten, die Kunden und Investoren versprechen muss, dass sie sich in der Lage sieht, Kredite zurückzuzahlen? Wie solide ist eine Bank, die in nur einem Monat ein Drittel und im Laufe eines Jahres die Hälfte ihres Unternehmenswertes vernichtet?”

Das Drama ist, dass sich die Bank selbst in einer selbstverstärkende Abwärtsspierale manövriert hat. Eigentlich braucht die Bank mehr Erträge. Die werden ihr jetzt aber genommen, weil sie plötzlich am Markt auch noch höhere Zinsen zahlen muss für aufgenommene Gelder. Das ist die Logik der Finanzmärkte: Wer im Ansehen der Investoren sinkt, der muss mehr zahlen. Die Bank spürt das zunächst indirekt, weil die Kreditausfallversicherungen teurer werden. Ja, es gibt professionelle Anleger, die sich über Credit Default Swaps (siehe Das Fieberthermometer der Finanzkrise) dagegen versichern, dass Banken ihre Schulden nicht vereinbarungsgemäß bedienen. In dieser Übersicht des Deutschen Derivate Verbands kann man sich die aktuellen Versicherungsprämien ansehen. Je höher die Prämie, desto höher das Risiko. Gläubiger der Deutschen Bank zahlen derzeit etwa 253 Basispunkte. Deutlich wird die Entwicklung auch bei den Preisen für Anleihen. Hier gilt, je niedriger der Preis, desto höher das Risiko.

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DEUTSCHE BANK AG NACHR.-MTN V.2015(2025) (WKN DB7XJJ)

Der Wissenschaftler Hans-Peter Burghof warnt übrigens im Gespräch mit dem Handelsblatt vor einer neuen Bankenkrise. Er sieht zwei Wege, wie Banken wieder profitabler werden können.  Er sagt weiter:

“Entweder der Wettbewerb wird reduziert, etwa durch Bankenfusionen. Die höheren Erträge der Institute gehen dann zulasten der Kunden, die günstigen Kredite auch für den Mittelstand wird es nicht mehr geben. Alternativ muss die Regulierung maßvoller werden. Dazu gehört, dass bei der Aufsicht differenziert wird, denn kleinere Institute werden überproportional belastet. Die Regulierer müssen außerdem ihr Informationsbedürfnis reduzieren, anstatt die Banken mit riesigen Datenabfragen lahmzulegen. Und sie sollten den Geldhäusern nicht mehr in die Geschäftsmodelle reinreden.”

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