Spaßbremse zum DAX-Rekord und die Warnungen der “Experten”

by Dirk Elsner on 25. April 2017

Klar, ich habe mich gestern natürlich gefreut über den neuen Rekord beim DAX und der vorläufigen Einschätzung über den möglichen Ausgang der Präsidentschaftswahl in Frankreich.

image

DAX der letzten fünf Jahre am 24. April 2017 (Quelle Screenshot: Godmode Trader)

Ich habe mich mitreißen lassen von den gestrigen Jubelschlagzeilen. Wie nach einem gewonnenen Bundesligaspiel von Werder Bremen, habe ich die Berichte aufgesogen, auch in dem Wissen das der Rekord eigentlich kein Rekord ist und dieser Aufschwung in zwei Wochen sich in einen Crash verwandeln kann. Und ich habe gesucht nach den üblichen “Experten”, die in solchen Situationen gern die Warnflagge herausholen.

Warum der Rekord kein Rekord war

Gestern haben die Medien einhellig den DAX gefeiert. Für eine differenziertere Darstellung nahmen sich nur wenige Medien Zeit.  Immerhin die FAZ wies auf das Berechnungskonzept des DAX hin:

“Denn der Dax ist eigentlich ein Schummler. Als einziger großer Börsenindex eines Landes wird er als sogenannter Performance-Index berechnet. Dabei wird unterstellt, dass alle Dividenden und sonstigen Einnahmen aus den Aktien wieder in diese investiert werden.”

Mit diesem Konzept kann er theoretisch sogar steigen, wenn die Kurse fallen. Die Wertentwicklung ist insofern nicht mit dem Euro Stoxx, S&P 500 oder dem Dow Jones Average vergleichbar, die nur die Kursentwicklung darstellen. Im Vergleich mit diesen sieht sieht der DAX jedes Jahr um 2 bis 4% zu gut aus. Gut erkennen kann man das am DAX-Kursindex, der parallel veröffentlich wird, jedoch nur ein mediales Nischendasein fristet. Der DAX Kursindex hat sein Allzeithoch bei 6.331 erreicht. Auch der Kursindex kletterte gestern um über 3 Prozent, erreichte aber nur 6.020,64 und liegt damit noch um 5% unter dem Allzeithoch.

Was ist, wenn Emmanuel Macron in zwei Wochen nicht gewählt wird

Die Finanzmärkte haben gestern einen Wahlsieg von Emmanuel Macron vorweggenommen. Die Erleichterung war physisch zu spüren. Aber haben nicht im vergangenen Jahr insbesondere die Abstimmungen zum Brexit und zur US-Wahl gezeigt, wie sehr die “Schwarmintelligenz” von Vorhersage- und Finanzmärkten irren kann? Da insbesondere beim Brexit der Ausgang komplett gegen die Erwartungen der Kapitalmärkte gelaufen ist, spielten diese nach dem vorhergehenden Optimismus zunächst verrückt,

Und was machen die ewigen Schwarzmaler?

Wer bei Google unter “DAX Experten warnen” eingibt findet natürlich auch hier Schlagzeilen wie “Experten warnen vor Euphorie”. Langjährige Leser wissen, dass ich solche Warnungen eher als Anekdoten sehe, denn irgendwelche Experten warnen immer.  Mittlerweile findet man zu jedem Ereignis und jedem Thema einen “Experten”, der vor etwas warnt, das gehört  natürlich auch zum Mediengeschäft. Äußerst selten macht sich einmal jemand die Mühe und schaut zurück, ob die Warnungen gerechtfertigt waren.

Einer der korrekt vor den Börsenabstürzen 1987 und 2008 gewarnt hat, war Roland Leuschel. Er hat vermutlich deswegen korrekt gewarnt, weil er ständig warnt. Und dann liegt man natürlich auch mal richtig. Ich habe nur oberflächlich gesucht und Warnungen von Leuschel aus den Jahren 2013, 2014 und 2015 gefunden.

Stichwahl wird trotzdem spannend

Für mich wird die Stichwahl in knapp zwei Wochen trotz der überlegenen Prognosen für Macron weiter spannend. Erst wenn er wirklich gewonnen hat, kann ich mich wirklich über den DAX-Rekord freuen. Aber vermutlich haben sich die Finanzmärkte, dann längst neue Themen gesucht.

Comments on this entry are closed.

Previous post:

Next post: