99 Tage in einem anderen Land
Seit 99 Tagen sind wir nun zurück in einem in einem anderen Land. In einem Land, das zwar einerseits verzweifelt versucht, den Normalzustand der Pre-Corona-Zeit herzustellen, das sich aber andererseits so langsam an einen neuen Lebensrhythmus zu gewöhnen scheint. So geht es uns auch. Ein wirkliches Fazit lässt sich da noch nicht ziehen. Was uns aber bewusst ist, ist, dass dieser Zustand noch sehr lange anhalten wird und noch manche unangenehmen Überraschung für uns bereit halten wird.
Verrückt oder Kalkül? Die Insolvenz der Wirecard
Wirecard ist für diese Reihe eigentlich Off-Topic, aber dennoch ist dies ein Thema, das mich und die Finanzwelt beschäftigt. Auch wenn manche, wie immer in solchen Situationen, sagen, dass der Absturz nicht überraschend kam, war der Insolvenzantrag des Zahlungsdienstleisters für die meisten Beobachter aus der Finanz-Szene unerwartet. Was genau bei Wirecard schief gegangen ist, wird sich wohl erst in einigen Wochen oder Monaten aufklären. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das Unternehmen 1,9 Mrd. ohne MItwirkung von innen einfach verschwinden lässt. Es schmeckt danach, dass das Technologieunternehmen Umsätze erfunden hat und diese als Forderung gegen irgendwelche Treuhänder über zig Verrechnungskonten aktiviert hat.
Vorerst keine Eskalation in der Nachbarschaft
Als ich heute mit dem Zug aus Frankfurt über Köln nach Bielefeld zurückgefahren bin, fuhr der ICE auch den Landkreis Gütersloh. Ist das jetzt die Hölle von Ostwestfalen fragte ich mich. Natürlich nicht. Aus der Bahn sah alles normal und harmlos aus. Tatsächlich, so ist im Liveblog der Neuen Westfälischen (NW) zu lesen, gäbe es wenig Anzeichen für eine Übertragung der Infektion von den Beschäftigten der Fleischfabrik Tönnies in die übrige Bevölkerung. Ich bin hier noch nicht ganz so optimistisch, denn die NW schreibt auch:
“In den vergangenen 7 Tagen, 19. bis 25. Juni, wurden 55 Fälle in der übrigen Bevölkerung bekannt, also bei denen, die keinen direkten Bezug zu der Firma Tönnies haben. Am Vortag wurden 14 Fälle berichtet, die aktuell als Fälle in der übrigen Bevölkerung gewertet werden.”
Nichts ist normal in Frankfurt
Die fünf Arbeitstage vor Ort in Frankfurt sind wieder vorbei. Wirklich Leben ist in unsere Büroräume noch nicht zurückgekehrt. Immerhin waren auf unserer Etage in dieser Woche drei bis 4 Personen, von sonst etwa 25 bis 30 Kollegen zu treffen. Für mich ist es derzeit kein Unterschied, ob ich im Office arbeite, im TechQuartier oder im Homeoffice in unserem ausgebauten Dachgeschoss. Es gibt weiterhin keine Meetings mit Anwesenheit vor Ort. Und digitale Meetings können prinzipiell von überall stattfinden.
Die Gegend zwischen Messe und Skyline-Plaza wirkt gefühlt etwas voller als vor einigen Wochen. Gleichwohl ist das kein Vergleich zu der Pre-Corona-Zeit. Immerhin sind die drei Hochhausbaustellen in dieser Gegend voll im Betrieb. Ob aber je so viel zusätzliche (Büro-)Fläche benötigt künftig wird, ist unklar.
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