Wie Henry und Ben die Banken bezwangen, wird zur Legende werden. Aber wer gewinnt die Schlacht?

by Dirk Elsner on 15. Oktober 2008

Das Handelsblatt gibt unter „Paulsons Stunde der Wahrheiteinen interessanten Einblick, wie das „wichtigste Bankertreffen der Geschichte“ abgelaufen sein soll, auch wenn sich die Zeitung dabei wohl eines Artikels der New York Times (NYT) bedient hat. Henry Paulson scheint jedenfalls die anwesenden Bankchefs regelrecht zur Unterzeichnung eines einseitigen „Unterwerfungspapier“ gezwungen zu haben.

Das Papier zwingt die Institute u.a. dazu, dass sich die Regierung an den Instituten beteiligt und damit auch Gewinnansprüche geltend macht. Es soll lt. NYT nur die Wahl bestanden haben, es zu unterzeichnen oder es zu unterzeichnen (“It was a take it or take it offer”). Angeblich sollen die Beteiligten vor dem Treffen keine Ahnung gehabt haben, von dem was sie in dem Meeting erwartete.

Simone Boehringer von der Süddeutschen Zeitung erklärt das Verhalten von Paulson übrigens mit spieltheoretischen Erwägungen. Aktuell profitieren nämlich alle Banken davon, dass die Regierung grundsätzlich bereit ist, ihnen zu helfen:

„Dadurch gewinnt im Idealfall die ganze Branche verlorenes Vertrauen zurück, und für Kunden gibt es erst einmal keinen Grund, das Institut zu wechseln. Spieltheoretisch befinden sich die Banken im sogenannten Nash-Gleichgewicht: Es beschreibt eine Situation, in der keiner einen Vorteil erzielen kann, indem er einseitig von einer Strategie, hier des Abwartens, abweicht.“

„Würde eine Bank vorpreschen und ihren Bedarf anmelden, würde wahrscheinlich der Aktienkurs einbrechen. Kunden würden ihr Geld woanders hintragen. Davon profitieren jene Banken, die sich nicht beim Staat gemeldet haben. In den Vereinigten Staaten lässt Finanzminister Henry Paulson solche Spielchen gar nicht erst zu: Allen großen Banken hat er eine Kapitalspritze aufgedrängt, ob sie die Hilfe nun dringend brauchen oder auch nicht.“ schreibt Boehringer weiter

Die Börsen hatten am Montag und zum Teil noch am Dienstag diese und andere Maßnahmen zur Rettung des Weltfinanzsystems gefeiert. Die Risikoprämien für Banken haben sich ebenfalls drastisch reduziert.

Ob damit aber wirklich die Schlacht um die Finanzmärkte gewonnen ist, ist offen. Trotz Reduktion der Risikoprämien kann von wirklicher Entspannung an den Kreditmärkten nämlich noch nicht gesprochen werden. Mittlerweile ist auch wieder  Katerstimmung an den Börsen angesagt. Jetzt wird befürchtet, dass die Maßnahmen nicht ausreichen, um die Abkühlung der Weltkonjunktur abzuwenden. Sorry, aber das war auch nicht Ziel der Rettungspakete.

Die Banken können nicht einerseits stabilisiert und an die Leine gelegt werden, um dann sofort wieder riskante Kredite zu vergeben. Wenn die Konjunktur schwächelt und sich die Banken mit neuen Krediten zurückhalten, weil sie die Rückzahlung als gefährdet ansehen, dann ist das ein normaler Vorgang. Andernfalls wird sofort wieder die Tür für die nächste Krise geöffnet.

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