Short ist Mord: Mögliche Verlierer im VW-Milliarden-Squeeze

by Dirk Elsner on 29. Oktober 2008

Wer trägt diesen Sticker?

Wer trägt diesen Sticker?

Short ist Mord hat mir mal ein Vermögensberater während meiner Ausbildung beigebracht. Das ist 25 Jahre her. In diesen Tagen hat sich dieser Spruch für einige Investoren bewahrheitet. Auf der Opferliste sollen sich angeblich sogar Goldman Sachs und Morgan Stanley, die letzten beiden ehemaligen Investmentbanken, befinden.

Dies schreibt jedenfalls Bloomberg und beruft sich dabei auf bisher unbestätigte Aussagen von Händlern. Bei Banken verneinen allerdings Verluste durch Volkswagen erlitten zu haben. Auch das Wall Street Journal schreibt über die Spekulationen, kann diese aber nicht bestätigen.

Vermutungen zu anderen Verlieren des VW-Anstiegs liefert das Handelsblatt:

„Auslöser sind offenbar Hedge-Fonds, die vergeblich auf einen Kurssturz von VW spekuliert hatten. Sie hatten geliehene VW-Aktien verkauft und müssen sie jetzt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt mit riesigen Verlusten zurückkaufen. Nach Informationen des Handelsblatts aus Bankkreisen soll allein der Londoner Hedge-Fonds Marshall Wace zwischenzeitlich mehr als fünf Milliarden Euro verloren haben. Marshall Wace wies dies zurück und sprach von einem nur wesentlich geringeren VW-Verlust. Aktuell liege das Risiko für Marshall Wace bei weniger als 50 Millionen Euro. Den Kreisen zufolge soll sich auch der von der Wall-Street-Legende Richard Perry geführte Fonds Perry Capital in großem Ausmaß verspekuliert haben. Ferner sei der Investor Greenlight Capital mit seinem VW-Engagement tief unter Wasser, erfuhr das Handelsblatt aus unternehmensnahen Quellen. Brancheninsider sprechen davon, dass zahlreiche weitere Hedge-Fonds und auch Investmentbanken bei VW gerade einen Alptraum erleben.“

Neben diesen Hedgefonds sollen weitere Banken nach Vermutungen der FAZ viel Geld verloren haben. Darunter sollen wohl britische Banken und die französische Société Générale sein, die Milliarden verloren habe. Der Kurs der Bank brach am Dienstag um 12 Prozent ein.

Nach Berichten der «Financial Times» belaufen sich die Verluste für Hedge-Fonds aus Wetten auf fallende Kurse derweil auf über 40 Milliarden Euro.

Wer auch immer die Verlierer dieser Transaktionen gewesen sein mögen, auch diese Transaktionen werden in die Finanzlehrbücher eingehen, für die Autoren schon jetzt ein dickes Kapital für den Oktober 2008 reservieren sollten.

Wenn tatsächlich Morgan Stanley und Goldman Sachs durch die Transaktion bluten müssen, dann stellt sich tatsächlich die Frage, wie ernst es den beiden vor einigen Wochen mit der Aufgabe ihres Status als Investmentbank war. Aber auch die Hedge Fonds sollten sich in Therapie begeben, da offensichtlich die Lehrstunde der Finanzmärkte die „Gambler’s Fallacy“ bei ihnen nicht verhindert hat.

Mit der Kursspitze von 1.005,01 € war VW übrigens vorübergehend das wertvollste Unternehmen der Welt mit einem Marktwert von 296 Mrd. €. Niedersachsen, so wird geschrieben, könne mit seinem 20%-Anteil fast die gesamten Schulden des Landes bezahlen. Das hätte aber vorausgesetzt, dass deren zusätzliche Aktien weiter zu diesen Kursen hätten gehandelt werden können. Es wäre aber gar nicht erst zu dem Short-Squeeze gekommen, wenn Niedersachsen verkauft hätte. Und damit hätten die Kurse nicht dieses spektakuläre Niveau erreicht.

Heute Morgen hat sich die Aktie im vorbörslichen Handel übrigens schon fast halbiert.

Hintergründe zu Wertpapierleihe und zum Short-Selling:

Wertpapierleihe und der Leerverkauf

Short Selling – Was ist das eigentlich? Einführung Teil 1

Short Selling – Was ist das eigentlich? Einführung Teil 2

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

Comments on this entry are closed.

Previous post:

Next post: