„Macher der Finanzkrise“ kaufen toxische Assets

by Dirk Elsner on 5. März 2009

Das ist ja auch einen interessante Story. Erst verkauften sie Hypotheken an Menschen, die sie sich gar nicht leisten konnten, dann verkauften sie diese Hypotheken an Investmentbanken, die daraus die Smartbombs der Finanzmärkte entwickelten, die dann sicher völlig unplanmäßig explodierten, und nun räumen sie die Trümmer weg, um damit Geld zu verdienen. Wenn das nicht tatsächlich real wäre, hätte ich gedacht, das Drehbuch stammt aus Hollywood.

Einige Ex-Manager des Ramschhypothekenfinanzierers Countrywide haben eine Firma mit dem Namen “PennyMac“ gegründet. Allein der Name könnte ja schon als Provokation aufgefasst werden. Jedenfalls kaufen sie über diese Firma die schlechten Kredite auf, die die US-Regierung von anderen gescheiterten Banken übernommen hat, berichtete gestern die New York Times. Es gibt tatsächlich keine Geschichte, die diese Finanzkrise nicht schreibt.

Natürlich werden die Kredite nicht zum Nennwert sondern nur zu einem Bruchteil zurückgekauft. Und möglicherweise bestätigen ausgerechnet die “Mitverursacher” der Finanzkrise meine seit Wochen vertretene These, dass die Hypotheken mehr wert sind, als die Märkte es bisher wahrhaben wollen. Und wer als die Initiatoren der Subprime Loans sollte besser wissen, wie die Kredite zu bewerten sind. Mit bemerkenswerte Chuzpe äußert ein Kreditmanager von PennyMac gegenüber der NYT, man sei sehr erfolgreich, das Geschäft laufe außerordentlich gut.

Kein Wunder, denn PennyMac hat für 43,2 US$ ein Kreditpaket mit überwiegend faulen Hypothekendarlehen von der staatlichen Kreditversicherung FDIC übernommen. Der ursprüngliche Wert dieser Kredite betrug 560 Mill US$. Bei Ausfallquoten zwischen 5% und 10% kann dies nur ein lohnendes Investment sein. Und ehrlich gesagt kann ich nicht verstehen, warum die Kreditpakete für einen so geringen Preis verscherbelt werden.

Dafür gehört die FDIC gescholten und nicht die Leute von PennyMac, die eine Verbraucherschützerin vergleicht mit Brandstiftern, die nach der Tat die verkohlten Reste aufkaufen und mit Gewinn verscherbeln. Statt sich darüber aufzuregen, sollte man doch einfach mal schauen, wie eigentlich ein solcher Verkaufsprozess für die Ramschhypotheken abläuft.

Jedenfalls kann man es doch nur als Witz bezeichnen, wenn diese zu 10% ihres ursprünglichen Wertes verkauft werden. Allerdings muss man den Text auch genau lesen. PennyMac muss von jedem Dollar, den sie von den Kreditnehmern einnehmen 60 Cent an die FDIC abgeben. So erreicht Penny Mac sein Break-Even, wenn es gelingt 108 Mill. US$ einzunehmen. Das ist aber ebenfalls gerade einmal 1/5 des ursprünglichen Werts. Dies halte ich für einen Skandal.

Eine Bestätigung für meine These, dass die toxischen Assets, die ja ebenfalls teilweise diese Ramschhypotheken enthalten, mehr wert sind (siehe dazu zuletzt hier), ist dies allerdings nicht. Ich hätte einen deutlich höheren Preis für die Hypothekenpakete geboten und bin weiter der Überzeugung, dass man auch dann damit  noch genügend Geld verdienen kann.

Weitere Berichte zu dem Thema

Spon: Ramschhypothek-Pionier zockt mit Krisenkrediten

NZZ: Viele US-Eigenheime weniger wert als Hypotheken

Alphaville: Banking on FDIC insurance?

NZZ: Häuserverkäufe seit 2007 halbiert

Alphaville: Bank bubble trouble?

HB: Doppelter Ramsch

Ulf Hamster März 5, 2009 um 13:50 Uhr

Aha, ist es jetzt so weit?

Die FDIC hat das Problemchen, dass Sie höchstwahrscheinlich garnicht die Leute hat, um ausstehende Zinsen und Schulden wieder einzutreiben. PennyMac würde ich dann als eine Art Inkassogesellschaft einstufen. Die Recovery Rate kommt nicht einfach so zu Stande! Wie es immer bei Geld ist, muss man da hinterher rennen.

Warten Sie mal ab, wenn PennyMac halbwegs erfolgreich sein wird, dann werden andere Inkassogesellschaften auftauchen und die FDIC wird ihre Anforderungen hochschrauben. Der Punkt ist einfach, dass die FDIC irgendwann überhaupt anfangen muss ausstehende Schulden einzusammeln (zu lassen).

Ich stimme aber zu, dass es irgendwie „komisch“ ist: Kreditvergabe durch Countrywide => Insolvenz, FDIC nimmt es => Ex-Countrywide Manager treiben das Geld wieder ein.

Gewinner:
– Leute die Hypotheken bekommen haben, die sich nicht leisten konnten
– Manager die zuviel Umsatz machten, und nun das Inkassogeschäft mitnehmen.

Verlierer:
– Der staatliche Einlagensicherungsfond
– Die Aktionäre, dessen Countrywideanteile auf US$ 0,- krachten

Das sieht für mich wie krasses Beispiel für das Prinzipale-Agent Problem aus.

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