Eine Branche übt sich in Selbstkritik – Ökonomiedebatte in der FAS

by Dirk Elsner on 6. April 2009

Für das Tagesgeschäft in Banken und Unternehmen mag die Debatte über die Sinnkrise der Ökonomie auf den ersten Blick nicht relevant erscheinen. Dabei sind Fragen nach dem „richtigen Modell“ durchaus relevant für die Praxis, wie z.B. für volkswirtschaftliche Vorhersagen der Ökonomen. Ein Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) vermittelt Impressionen, wie sich professionelle Ökonomen mit eigenen Fehlern auseinandersetzen.

Die FAS folgt mit dem Beitrag einer ganzen Reihe ähnlicher Veröffentlichungen (für einen Überblick diese Seite über die Rolle der  Wissenschaft und Medien in der Finanzkrise). Unter der Überschrift “Die Ökonomen in der Sinnkrise” stellen die Autoren Reaktionen auf das vermeintliche Versagen der Ökonomen zusammen.

Mit einer plausible Erklärung, warum die Ökonomen versagt haben könnten, wird Robert Shiller zitiert:

“Menschen in Expertengruppen sorgen sich ständig um ihre persönliche Bedeutung und ihren Einfluss. Sie haben den Eindruck, wenn sie zu weit vom Konsens abrücken, werden sie in keine ernsthafte Position gelangen.“ Das Versagen der Ökonomen angesichts ihrer Jahrhundertaufgabe, einer rechtzeitigen, lautstarken Krisenwarnung, erklärt er mit dem Herdentrieb in seiner eigenen Wissenschaft – und einem unheilvollen Hang zum Dogmatismus. Dies zu verändern fordert mehr als neue Modelle.”

Der Beitrag und vor allem die Äußerungen von Dennis Snower, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, machen Hoffnung auf einen beschleunigten Paradigmenwechsel:

“Wirtschaftsforscher Snower etwa fordert nicht weniger als eine Revolution. „Wir stehen am Anfang einer spannenden Zeit, in der sich die Wirtschaftswissenschaft grundlegend ändern wird.“ Ein Richtungswechsel in einer bislang hochnäsigen Wissenschaft, die gern den „Siegeszug des ökonomischen Paradigmas in alle Wissenschaften“ verkündete. Jetzt sollen die Ökonomen von ihren einst geschmähten Kollegen lernen, findet er. „Erkenntnisse vor allem aus den Neurowissenschaften, aber auch aus Psychologie und Anthropologie müssen herangezogen werden, um die Annahmen über menschliches Verhalten realitätsnäher zu machen.“ Sie sollen sich also von nun an mehr um das normale Leben kümmern und empirisch arbeiten.”

Gerade die Neuroökonomie und die Behavioural Economics finden im mehr Anhänger. Als ein Vertreter der neuen Denkrichtung gilt Austan Goolsbee, der dem Council of Economic Advisers von Barack Obama angehört.

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