Der HSH Nordbank Ruhe geben

by Dirk Elsner on 20. April 2009

Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn ich in diesen Tagen Nachrichten über die HSH Nordbank lese. Jüngster Höhepunkt ist der für Außenstehende überraschende Rausschmiss des IT-Vorstands Frank Roth, der einen Tag nach seiner Suspendierung von der Bank angezeigt wurde, weil er dritten Personen streng vertrauliche, interne Strategieunterlagen zugänglich gemacht haben soll.

Nach den Wellen der Politik, der Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, dem Ermittlungsverfahren, das durch eine Anzeige des Hamburger Anwalt Gerhard Strate veranlasst wurden und den vom Aufsichtsrat veranlassten privaten Ermittlungen kommt die Bank nicht mehr zur Ruhe. Hinzu kommen Schlagzeilen über Fehler im Risikomanagement.  All dies dürfte kaum dazu geeignet sein, dass sich die Bank vernünftig auf einen Neustart vorbereiten kann und die notwendige Ruhe für ihre Konsolidierung bekommt. Diese Einzelaktivitäten binden die Aufmerksamkeit des Managements und der ihnen zuarbeitenden Stäbe in einem kaum noch verkraftbaren Maß. So kann man eine Bank auch sturmreif schießen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Geschäfte der Bank seit Monaten für ein politisches Ränkespiel genutzt werden, wie dies gerade am Sonntag die Welt zusammengefasst hat. Erstaunlich daher, dass die Parteien, die in Hamburg den parlamentarischen Untersuchungsausschuss besetzen sollen lt. Hamburger Abendblatt Probleme haben sollen, diesen Ausschuss zu besetzen.  Die Zeitung schreibt dazu: “Eigentlich müssten die Abgeordneten also Schlange stehen, wenn es um die Besetzung von PUA-Posten geht. Dass das jetzt nicht der Fall ist, liegt an zwei zentralen Gründen: Erstens bedeutet jeder Untersuchungsausschuss einen immensen Zeitaufwand fürs Aktenstudium und die langen Sitzungen (bevorzugt am Freitagabend). Zweitens ist im Fall HSH Nordbank Fachwissen besonders gefragt. Am besten sind für den Job des parlamentarischen Aufklärers jetzt Banker oder Kaufleute geeignet. Diese Berufsgruppen sind aber rar gesät in der Bürgerschaft und haben in erster Linie vor allem eines: wenig Zeit.”

Die Aktivitäten um Frank Roth zeigen aber auch, wie groß die Nervosität geworden ist. Üblicherweise erledigen Banken solche Vorgänge, wie einen Fall Roth, diskret und still  und vor allem abseits jeder öffentlicher Wahrnehmung.

Die Bank benötigt neben der Ruhe vor allem jetzt die Zeit, sich neu auszurichten. Die Politik tut sich bei allem berechtigten Ärger keinen Gefallen, die Vorgänge im und um das Institut für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Der dadurch entstandenen Druck führt dazu, dass notwendige Entscheidungen weniger unter Gesichtspunkten sachlicher Notwendigkeiten getroffen, sondern mehr nach ihrer politischen Wirkung abgeklopft werden. Das dürfte in dieser Phase eher schädlich sein.

Weitere Berichte

Spon: HSH Nordbank bietet Abfindungen von bis zu 200.000 Euro

FTD: Dr. No wird fündig

Andreas Bemeleit April 20, 2009 um 09:36 Uhr

Hamburger Abendblatt:
„Bei der SPD gilt der Abgeordnete Thomas Völsch derzeit als Favorit für den Posten des Obmanns. Der Beamte Völsch arbeitet zwar in der bankfernen Schulbehörde, hat aber ein Vorleben beim Rechnungshof aufzuweisen und ist insofern zahlengeübt.“

Würde „zahlengeübt“ in einem Arbeitszeugnis stehen, wüsste jeder Leser wie es um das Wissen des Beurteilten steht: irgendwo zwischen einer 4 und 5 nach Schulnoten.

Der Abgeordnete Völsch zweifelt selbst an seiner Kompetenz in der Sache HSH Nordbank. Somit ist es fraglich, ob er als Obmann die beste Wahl ist.

Siehe hierzu:
http://zwischenzeit.de/blog/?p=67

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