Ausfallquoten bei US-Krediten weiterhin im einstelligen Bereich: Kreditkartenkrise fällt aus

by Dirk Elsner on 3. Juni 2009

Seit November macht der Blick Log darauf aufmerksam, dass die Welle um  Kreditkartenrisiken mehr eine Luftblase als um eine Monsterwelle ist. Dies sieht ein halbes Jahr später nun auch die FAZ so, die in ihrer Sonntagsausgabe (nur Print) vom “Ausfall der Kreditkartenkrise” berichtet und sich dabei auf Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen beruft. Nun sind Analysten bekanntlich nicht die besten Quellen in diesen Monaten. Aber die Bankvolkswirte verweisen darauf, dass Kreditkartenforderungen nur einen “kleinen Teil” der Kreditforderungen ausmachen. Der Blick Log hatte zum Umfang bereits im November geschrieben:

“Aber die Gesamtsumme offener Kreditkartenforderungen beträgt etwa 1 Billionen US$. Die Summe der ausstehenden Hypothekenkredite beträgt 10 Billionen US$. Allein anhand dieser Summen wird deutlich, dass die absolute Ausfallsumme niedriger sein muss als bei den Hypothekenkrediten. Bei American Express betrug die Ausfallquote bisher 4,4% und wird jetzt bei fast 7% erwartet. Das sind 2,6% mehr. Hochgerechnet auf 1 Billionen US$ machen das mal gerade 26 Mrd. mehr an Abschreibungen. Das nenne ich eine Luftplase und keine Monsterwelle.”

Aus der FAZ ist ebenfalls zu erfahren, dass sich die Ausfallquoten bei US-Hypothekenschulden im 1. Quartal auf 3,9% und bei Kreditkarten auf 6,9% belaufen. Einen entsprechenden Chart mit der Entwicklung der Ausfallquoten überschreibt sie mit “Und noch sind nicht allzu viele Darlehen ausgefallen.” Auch eine andere Legende entlarvt die FAZ, nämlich die vom Anstieg der Kreditkartenschulden in den USA. Ein Chart der Entwicklung der Kreditkartenschulden (allerdings leider ohne Quellenangabe) zeigt, dass die Kreditkartenschulden seit dem Jahr 2000 bei 9% des verfügbaren Einkommens stagnieren. Die Hypothekenschulden dagegen sind gestiegen von etwa 65% auf aktuell 98% des verfügbaren Einkommens.

Mehr Details über die US-Ausfallquoten erfährt man z.B. in dieser Übersicht der US-Notenbank: Dynamic Maps of Bank Card and Mortgage Delinquencies in the United States.

Manueller Trackback

Ich weiß nicht, warum der Trackback nicht funktioniert. Weil ich den Beitrag von morvan im Blog Each Trading Day auf diesen Beitrag hier lesenwert finde, verlinke ich ihn manuell: Kreditausfälle und säumige Kredite zum Ende des 1 Quartals 2009



dels Juni 4, 2009 um 13:37 Uhr

Hallo egghat.
Ich hole dann auch gerade meinen Kommentar „rüber“.

Ich denke unsere Diskussion ist wichtig, damit wir insgesamt zu einem klareren Bild kommen. Ich will die Zukunft übrigens nicht rosig malen. Meine Kritik richtete sich allerdings schon vor Monaten gegen die sehr düsteren Schlagzeilen, die ich für übetrieben hielt: Stichwort Monsterwelle bei den Kreditkarten. Ich plädiere in meinem Blog für eine differenziertere Sichtweise. Das gilt übrigens auch für den US-Hypothekenmarkt.

Unser gemeinsames Problem ist dabei wohl dass wir keine gesicherten Informationen haben, wie hoch eigentlich die tatsächlichen Ausfälle von den ursprünglichen Erwartungen abweichen. Gerade bei Subprime wurden ja Ausfälle in die Risikoprämien einkalkuliert.

Die Berichterstattung über den Kreditmarkt ist ja alles andere als klar. Und es werden immer wieder Zahlen in den Raum geschmissen, die kaum vergleichbar sind. Da Dilemma von Blogs ist, dass wir meist nicht die Zeit haben, um in einem Drill Down die Daten zu analysieren.

egghat Juni 4, 2009 um 11:49 Uhr

Hab’s schon bei eachtradingday geschrieben, aber das kann ich ruhig hier nochmal wiederholen:

„Die Kreditkartenausfälle bleiben auf vertretbarem Niveau, weil die Hauptverschuldung am Ende über Home Equity Credits (HEC) ging. Man hat damit quasi einen Dispo (also völlig flexibel) mit der Sicherheit “Haus” aufgenommen. Kurz: Die Amerikaner hatten diese Art von Hypotheken, die für den Konsum genutzt wurde. Weil die Kredite mit Sicherheit Haus logischerweise viel günstiger sind als die Kreditkartenschulden liegt bei den Hypotheken (und hypothekenartigen) Krediten das wesentlich höhere Risiko.“

Nur als Hintergrund zu den Zahlen, die du richtig erwähnst. Die Antwort von eachtradingday ist aber auch gut. Vor allem der Hinweis, dass die Kreditkartenschulden im Zweifelsfall weg sind während bei den Hypotheken immerhin noch ein Haus dagegen steht.

Comments on this entry are closed.

Previous post:

Next post: