Wissenschaftliche Prognosequalität mit Google verbessern

by Dirk Elsner on 23. Juni 2009

Seit Monaten wird in den Wirtschaftsmedien und der Wissenschaft über den Wert von Wirtschaftsprognosen diskutiert (siehe ausgewählte Beiträge dazu auf dieser Seite). Gestern las ich über einen neuen Ansatz, die Prognosequalität zu verbessern, nämlich durch die Nutzung von Google-Daten. Dieser Ansatz hat in der Webwelt bisher kaum für Aufmerksamkeit gesorgt aber immerhin einige Printmedien erreicht.

Thomas Hanke schrieb gestern im Handelsblatt über “Ich google mir ’ne Prognose” und reißt kurz Möglichkeiten und Schwächen eines Ansatzes an, den das Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zusammen mit dem bekannten Ökonomen Hal Varian, der Google berät,  verfolgt. Das DIW will für verbesserte Prognosen für den Arbeitslosenmarkt  zusätzlich Daten aus dem Fundus von Google verwenden.

Die angewendete Methode soll laut Spiegel Online so funktionieren:

“Sie basiert auf dem Umstand, dass laut einer DIW-Erhebung fast 90 Prozent der Bevölkerung das Internet zur Jobsuche nutzen. Arbeitssuchende hinterlassen also Spuren im Netz – Suchbegriffe wie "Arbeitsamt" oder "Arbeitsagentur" etwa oder die Namen von Online-Jobbörsen à la Monster.de. Das DIW nutzt nun diese Suchbegriffe als statistische Variable. Es verwendet Ergebnisse aus Googles Zugriffsstatistik "Google Insights" und setzt sie mit Hilfe eines statistischen Verfahrens in Bezug zur monatlichen Arbeitslosenquote.

Bereits seit Herbst 2008 testet das Institut verschiedene statistische Variablen. Es hat die eigenen Ergebnisse rückwirkend bis 2004 mit Arbeitslosendaten abgeglichen – offenbar mit Erfolg. "Zu unserer Überraschung haben wir festgestellt, dass man mit wenigen Variabelen-Gruppen die Entwicklung der Arbeitslosigkeit mit hoher Präzision erfassen kann", erläuterte Zimmermann SPIEGEL ONLINE. “

DIW Chef Zimmermann stellt den Ansatz zusammen mit Nikos Askitas übrigens ausführlich im aktuellen Wochenbericht des Instituts vor.

09-25-1[1]

 

In einem englischsprachigen Arbeitspapier stellen die Autoren außerdem ausführlich dar, wie Google-Daten für Prognosezwecke genutzt werden können.

Persönlich vermag ich die Qualität dieses Ansatzes nicht zu beurteilen. Positiv finde ich, dass das DIW hier einen neuen Weg versucht und sich damit ganz praktisch aus der herrschenden Erstarrung der Ökonomie löst. Beim Ansatz Google-Daten zu verwenden, handelt es sich letztlich um einen verhaltensbasierten Ansatz, denn aus dem Verhalten der Google-Nutzer wird auf die Entwicklung der Arbeitslosenzahl geschlossen. Ich frage mich allerdings, ob die von den Ökonomen formulierten Hypothesen, die einen Kausalzusammenhang zwischen Nutzung der Suchmaschine und realwirtschaftlichen Daten postulieren, schon ausreichend sind.

Für Juni rechnen die Autoren übrigens mit einer Fortsetzung der Belebung des Arbeitsmarktes.

Ulf Juni 24, 2009 um 18:36 Uhr

Das ist ja mal ein orgineller Ansatz! Das kann klappen, aber der DIW muss das Tool erstmal ein paar Jahre laufen lassen und gucken ob konsistente Nutzerverhalten vorliegt, und auch gucken, ob man mit Filter im Data Preprocessing die Robustheit erhöhen kann.

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