Heute vor vier Wochen ging die erste lange Poker-Nacht um die Opel-Trophy im Kanzleramt zu Ende. Zählbares war da nicht herausgekommen. Erst in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai kam es zu einem vorläufige Heads-Up mit Magma. Dabei liegt die Betonung auf vorläufig, wie sich bereits erahnen ließ. Dazu schrieb der Blick Log: “Kaum denkbar allerdings, dass damit alle Unklarheiten beseitigt sind, denn es handelt sich erwartungsgemäß nur um Absichtserklärungen und Vorverträge.”
Glaubt man neuen Berichten, dann ist das Spiel mit Magma weit von einer Lösung entfernt. Andere Bieter haben sich zurück an den Tisch gebracht. Und plötzlich hat sogar GM selbst wieder stärkeres Interesse an Opel und will eine Rückkaufoption, mindestens aber Lizenzentgelte. Eine gute Darstellung des aktuellen Verhandlungsstands findet sich in “Bieterkampf um Opel steht vor der Wende”.
Die “Small Stakes” Fiat, Ripplewood, BAIC kaufen sich zurück in das Freeroll Turnier. Sie pokern dabei nur mit Spielgeld. Einzig die Bundesregierung hat bisher echte Einsätze geleistet in Form eines Überbrückungskredits. Sie hält damit allen anderen Spielern den Rücken für weitere Verhandlungen frei, ohne freilich eine Gegenleistung zu erhalten.
Befremdlich ist, dass die Regierung in den Verhandlungen um den Opel-Verkauf über eine mit Pöstchen aufgeblasene Treuhandgesellschaft nur Kontrollfunktionen ausübt. Die eigentlichen Verhandlungen führt GM, die weiter mit 35% an Opel beteiligt sind, während die Treuhand 65% hält. Nun könnte man argumentieren, die Treuhand habe bislang nicht für ihren Opel-Anteil gezahlt und sei deswegen nicht zu Verhandlungen berechtigt. Dagegen lässt sich aber halten, dass die Regierung bereits “Blinds” in Höhe von 300 Mio. € in den Pott gelegt hat sowie weitere Bürgschaften angeboten hat. Damit könnte sie eine deutlich stärkere Position einfordern.
Selbst in den USA bei General Motors ist längst nicht alles klar. [Hier war ein Zitat eingefügt aus der NZZ eingefügt, dass wegen eines anwaltlichen Schreiben wegen einer Urheberrechtsverletzung entfernt wurde]
Was auch immer wir derzeit glauben zu sehen in diesem Spiel, es ist mit Sicherheit nicht das, was wirklich ist. Im Gegensatz zu Pokerübertragungen im TV, werden uns nämlich nicht die Blätter der Spieler gezeigt. Stattdessen sehen wir nur ein paar Äußerlichkeiten. Wir können auf dieser Basis Vermutungen anstellen, welche Karten die Spieler halten und welche Absichten sie damit verfolgen. Viel Sinn, außer Zeit tot zu schlagen, macht das nicht. Wenn wir in diesen Tagen wieder etwas mehr über Opel und GM lesen, dann können wir sicher sein, dass dies mit zum Spiel gehört, denn mit diesen “Tells” versuchen einige Player, ihre Position zu verbessern.
Angesichts der Komplexität des unübersichtlichen Spiels, können wir derzeit nur sicher sein, dass die Partie Ende Juli nicht zu Ende sein wird, selbst wenn “Experten” uns in diesen Tagen etwas anderes suggerieren wollen. Bei diesem Interessengeflecht müssen wir noch mit einer Spieldauer von mehreren Monaten rechnen. Ob der Gewinner wirklich erfolgreich sein wird, wissen wir frühestens in zwei Jahren.
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Handelsblatt: Nachtrag am 26.6.09: Aus: Nervenkrieg um Opel
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