Die heimliche Kontrolle der Kreditgeber auf Unternehmen

by Dirk Elsner on 11. November 2009

Lesenswerter Artikel von Anja Müller über die Einflussnahme der Kreditgeber auf Unternehmen. Ihr gelingt es auf einer Zeitungsseite ein 61-seitiges Working Papier verschiedener Autoren (Creditor Control Rights, Corporate Governance, and Firm Value)  gut verständlich zusammenzufassen.

Die Autoren der Studie haben 8.600 börsennotierten US-Firmen untersucht können Effekte auf das operative Geschäft der Unternehmen feststellen. Praktiker, insbesondere in den Finanzabteilungen von Unternehmen, überraschen die Ergebnisse nicht, denn gerade wenn die Geschäfte schlechter laufen, mischen sich Banken stärker ein. Dazu Müller:

“Die Hebel, über die die Banken in den Unternehmen aktiv werden, nennen sich Covenants. Das sind Nebenbedingungen von Kreditverträgen, die den Banken Eingriffsmöglichkeiten geben – zum Beispiel, wenn der operative Cash-Flow zu gering wird oder das Verhältnis zwischen Markt- und Buchwert sinkt. … Verletzen die Firmen diese Covenants, können die Geldgeber in das operative Geschäft eingreifen – Vorstandschefs rauswerfen, Restrukturierungsberater anheuern, Übernahmepläne bremsen und im Zweifel auch die Kredite komplett kündigen. Und all diese Rechte, so stellen Nini, Smith und Sufi fest, nutzen die Banken auch großzügig aus. …

Die Banken regieren nicht erst in einer akuten Krise, sondern sehr frühzeitig in die Alltagsgeschäfte ihrer Schuldner herein. Und zwar mit spürbaren Effekten, stellen die Forscher fest: In den Monaten vor dem Bruch der Kreditauflagen verschlechtern sich wichtige Kennzahlen in den Unternehmen tendenziell – danach verbessern sie sich deutlich. Diese Veränderungen, so der Schluss der Autoren, sind auf den Einfluss der Kreditgeber zurückzuführen.”

Übrigens ist ein immer wieder von Banken monierter Mangel, das Fehlen eine aussagekräftigen Unternehmensplanung. Das ist nicht in dem Artikel von Müller zu lesen, sondern entspricht meiner eigenen Erfahrung (mehr dazu in diesem Artikel).

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