Dubais Probleme besorgt die Finanzwelt – Abschreibungsbedarf für deutsche Banken?

by Dirk Elsner on 26. November 2009

Mich hat die Nachricht über Dubais Finanzprobleme gestern überrascht. Gelesen habe ich sie zuerst im Tweet von Zero Hedge:

zerohedge: New post: Dubai Sovereign CDS Surges 130 bps As Dubai World Seeks Debt Standstill http://tinyurl.com/yk8hapb

Hingewiesen hat Zero auf die Änderungen der Credit Spreads auf Kredite an das Emirat. Die Prämien für die Credit Default Swaps, die sich über Nacht deutlich verteuerten, zeigten schon die deutliche Verunsicherung an den Kreditmärkten. In der FTD war zur Ursache zu lesen:

“Das arabische Emirat Dubai hat angekündigt, die Zahlung von Schulden in Milliardenhöhe hinauszuzögern und damit Investoren aufgeschreckt. Die Kosten für eine Absicherung gegen einen Zahlungsausfall von Staatsanleihen schossen in die Höhe, die Kurse der Bonds stürzten ab. Auch andere Staaten der Region, Abu Dhabi, Saudi Arabien und Qatar, wurden in den Strudel gerissen.”

imageAlphaville zeigt dazu die entsprechende Entwicklung der Credit Spreads und schreibt:

“But the real story today came from the Middle East. The Dubai Government announced that it is restructuring Dubai World, an investment company owned by the government, with immediate effect. It has asked creditors for a six-month standstill on its obligations until at least 30 May 2010. Nakheel, a real estate subsidiary of Dubai World, has a convertible bond due next month. The picture is muddied, but it is puzzling that Dubai received $5 billion in bond proceeds from two Abu Dhabi banks but made clear that this is separate from the Dubai World restructuring. From a CDS perspective, much will depend on whether the standstill is voluntary or mandatory. If it is the latter then a credit event is a possibility. Spreads throughout the region widened on the shock news. More volatility can be expected as investors await details of the restructuring.”

Außerdem sorgte das Emirat für zusätzliche Verunsicherung, weil noch vor wenigen Tagen angekündigte Finanzierungen nun anders realisiert werden. Dazu ist bei Reuters zu lesen:

“Dubai stiftete zudem Verwirrung mit seiner Entscheidung, sich aus einem Finanzierungsprogramm nur die Hälfte der Summe zu besorgen, die es vor wenigen Wochen angekündigt hatte. Die Regierung leihe sich bei zwei Banken in Abu Dhabi fünf Milliarden Dollar mit einer Laufzeit von fünf Jahren und zu einen Zinssatz von vier Prozent, hieß es. Erwartet worden war, dass Dubai zehn Milliarden Dollar aufnimmt und damit die zweite Hälfte des Programms gänzlich ausschöpft. Experten zeigten sich irritiert. Es sei weder klar, was Dubai mit den ersten zehn Milliarden Dollar angefangen habe, noch warum es nun auf fünf Milliarden Dollar verzichte, hieß es. „Wir haben nichts mehr gehört seit Mai, als es hieß, dass ein Teil des Geldes für eine Refinanzierung der Nakheel-Schulden genutzt worden sei“, sagte Caroline Grady von der Deutschen Bank.”

Im März diesen Jahres gab es bereits Anspannungen, die sich dann aber wieder aufhellten. Damals schrieb der Blick Log u.a:

“Mittlerweile scheinen sich die Lichter etwas aufzuhellen. Zwar sind Bauprojekte auf Eis gelegt, wie die Welt am Montag schrieb, aber Spekulationen um die Zahlungsfähigkeit des hochverschuldeten Emirats sind vorerst verstummt. Das Handelsblatt hatte bereits vor zwei Wochen berichtet, dass die Zentralbank der Vereinigten Arabischen Emirate Anleihen für zehn Milliarden Dollar gekauft hat und damit Spekulationen über das Scheichtums den Platz an der Sonne belassen hat.”

Dass Dubai jetzt wieder Probleme bekommt, könnte die Finanzwelt erneut verunsichern. In welchem Ausmaß ist derzeit noch unklar. Der Betrag in Höhe von 5 Mrd. US$ erscheint zwar niedrig, aber das hochverschuldete Emirat hat noch weitere in den nächsten Monaten fällige Verbindlichkeiten, wie Alphaville darstellt (For the general purposes of the Dubai Financial Support Fund…” ):

image

Bisher haben sich die internationalen Finanzmärkte nur kurz verunsichern lassen. Durch die Verteuerung der Credit Spreads auf die Schulden von Dubai und anderer Emirate-Staaten entsteht aber erhöhter Abschreibungsbedarf, möglicherweise auch bei deutschen Instituten.

Weitere Details von Alphaville hier: “The Sun Never Sets on Dubai World” und siehe diverse Presseberichte unten:

Weitere Berichte

HB: Dubai schockt die Anleger, Dax deutlich im Minus

Alphaville: Dubai shock after debt standstill call

FAZ: Furcht vor Zahlungsunfähigkeit – Dubai in Geldnot: Mit spektakulären Bauprojekten hat Dubai in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Nun weckt das Emirat Zweifel an seiner Zahlungsfähigkeit. Die Regierung bat Gläubiger der Palmeninsel-Bauherren um einen Zahlungsaufschub. Steht das Emirat vor der Pleite?

Alphaville: Welche Promis in Dubai investiert haben: I’m a celebrity, get me out of Dubai!

HB: Naher Osten: Der Orient wird für Banken zum Alptraum: Im Nahen Osten haben sich viele Investoren verspekuliert. Das trifft die Banken nun hart, denn sie haben die Spekulanten mit Kredit versorgt. Jetzt sorgen sich die Institute um ihr Geld. Im Zentrum der Aufmerksamkeit: Zwei reiche, saudische Familienclans.

HB: Emirat droht Pleite: Dubai schockt die Anleger, Dax deutlich im Minus

FTD: Furcht vor Staatspleite Dubai bettelt um Vertrauen

HB: Dubai – Investoren fürchten Zahlungsunfähigkeit

Gulf News: Government of Dubai announces restructuring of Dubai World

HB: Naher Osten: Der Orient wird für Banken zum Alptraum

Gulf News: Dubai Financial Support Fund raises $5billion

Alphaville: Dubai: the Kerzner International connection

NYT: Dubai World Asks for Time to Reorganize Debts

Focus: Dubai World will Bedienung von Krediten verschieben

Previous post:

Next post: