Banken üben sich weiter in Intransparenz und “produzieren heiße Luft”

by Dirk Elsner on 9. Dezember 2009

Nina Luttmer wies in der FTD darauf hin, dass viele Banken durch Presseerklärungsrhetorik weiterhin ihre wahre Geschäftslage kaschieren. Dazu schreibt sie:

"Jeder versucht über das operative Ergebnis, seine Zahlen schönzurechnen", sagt ein Wirtschaftsprüfer, der anonym bleiben will. Und das ist ziemlich einfach: Denn der Begriff "operatives Ergebnis" ist nirgendwo definiert, weder in den internationalen Rechnungslegungsstandards noch in anderen Verordnungen oder Regelwerken. "Das ist kein feststehender Begriff, daher definiert es auch jede Bank unterschiedlich", sagt Stefan Best, Bankenexperte bei der Ratingagentur Standard & Poor’s. …

Dabei soll der Posten eigentlich das nachhaltige Ergebnis einer Bank spiegeln – ohne Einmal- und Sondereffekte. Alles was negativ ist, rechnen die Banken auch gern heraus, "bei positiven Sonderfaktoren ist das leider nicht immer der Fall", sagt Best. Zudem ist fraglich, was nachhaltig ist. Die hohen Abschreibungen auf riskante Wertpapiere 2008 haben viele Banken genauso im operativen Ergebnis verbucht, wie die erheblichen Wertaufholungen 2009 – was das operative Ergebnis stark schwanken lässt.”

Derweil wird die Kritik an den Finanzinstituten lauter. Und mittlerweile kommt die Kritik nicht nur von Medien-Kolumnisten oder Blogs. Auch die Industrie wird lauter. So hat der Chef der Bayer AG, Werner Wenning, nun für die Industrie deutliche Worte gefunden. Wenning, der vergangene Woche noch mit Josef Ackermann im Kanzleramt plauderte (Foto hier), warf nach Darstellung des Handelsblatt den Banken vor, "heiße Luft" statt dauerhafter Werte zu schaffen. "Hoffentlich findet dort ein Umdenken statt. Nachhaltigkeit ist gefragt ein kurzfristiges Handeln ist zum Scheitern verurteilt. Und darüber hinaus gilt das einfache Prinzip: Wer den Nutzen hat, muss auch für den Schaden aufkommen."

Ifo-Chef Hans-Werner Sinn schrieb in Beitrag für die Wirtschaftswoche, das deutsche Bankensystem sei sehr viel mehr geschädigt, als es die Bankbilanzen bislang zeigten. Sinn stellt in seinem Beitrag die Wirkungen der toxischen Papiere auf die Bankbilanzen dar und schreibt u.a.:

“Kaum mehr als 40 Prozent der nötigen Abschreibungen auf die toxischen Papiere sind bislang realisiert. 60 Prozent stehen noch aus, was bedeutet, dass die deutschen Banken mehr als die Hälfte ihres Eigenkapitals (175 Milliarden von 305 Milliarden Euro) verlieren.”

Wenn das richtig ist, was Herr Sinn schreibt (wobei die Frage ist, woher er die Informationen hat), dann  wird verständlich, warum die Banken sich mit transparenten Darstellungen zurückhalten.

Dennoch haben die Kreditinstitute seit einigen Wochen ihre Deckungen verlassen und wettern heftig gegen die ohnehin stark fragmentierten Regulierungsansätze (siehe z.B. hier). Von den vielen ursprünglich angedachten Ansätzen einer neuen Finanzmarktordnung (siehe dazu in dieser Mindmap den linken Ast) ist kaum etwas übrig geblieben. Frank Wiebe hat dazu in einem klugen Essay geschrieben:

“Noch immer gibt die Finanzbranche der Politik vor, wie stark sie reguliert oder unterstützt werden möchte. Vor der Krise tat sie das mit dem Argument, dass "die Märkte" es verlangen und mit dem unausgesprochenen Zusatz: "Davon versteht ihr nichts!" In der Krise drohte sie mit dem eigenen Untergang, der stille Zusatz lautete da: "ist uns auch ein bisschen peinlich". Jetzt droht sie de facto mit einer Kreditklemme, wenn ihr keine staatlichen Garantien oder Erleichterungen spendiert werden. Die Politik hält dagegen, aber oft genug nur verbal, um dann letztlich doch nachzugeben.”

Die Nahtoderfahrung der Finanzkrise ist verblasst, die Krise verschwendet und die Finanzindustrie scheint wieder die Balance in den bisherigen Geschäftsmodellen zu finden. Dass dies nicht ausreicht, wissen die Institute prinzipiell, nur traut sich kaum jemand , neue Wege einzuschlagen. 

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