Wenn Kleinanleger, Medien oder Blogger von der Finanzbranche mehr Transparenz oder die Umsetzung von lessons learned aus der Finanzkrise fordern, dann erntet man dafür von Banken nicht einmal ein überhebliches Lächeln, weil diese Anregungen gar nicht erst registriert werden. Anders ist es, wenn institutionelle Investoren Druck machen. Hier liest man in den letzten Wochen immer häufiger, dass sie nicht einverstanden sind mit dem “Weiter so.” in der Finanzbranche.
Ein Beispiel dafür sind die Immobilieninvestoren. Bernhard Berg, Vorsitzender der Geschäftsführung der Generali Deutschland Immobilien, kündigte kürzlich auf einem Symposium an, die Investoren werden künftig stärker in den Geschäftsablauf der Fondsmanager eingreifen. Weiter ist im Handelsblatt zu lesen:
“Den Wunsch nach mehr Kontrolle bekommen die Fondsanbieter bereits zu spüren: „Die großen Institutionellen prüfen heute vor der Vertragsunterschrift sehr viel intensiver als früher“, bestätigt Jochen Schenk, Vorstand der Real IS, die rund 1,5 Mrd. Euro in Großanleger-Fonds verwaltet. Henning Klöppelt, Chef des Spezialfondsanbieters Warburg-Henderson, wertet dies als Ausdruck „eines gewissen Misstrauens“. Die deutsche Tochter des britischen Vermögensverwalters managt Immobilien im Wert von etwa drei Mrd. Euro.
Der Wunsch nach mehr Einfluss kollidiert auf jeden Fall mit den Vorstellungen angelsächsischer Fondsmanager. Deren Vertragswerke sähen Eingriffe im Tagesgeschäft nicht vor, sagt Claus P. Thomas, Europa-Geschäftsführer von Lasalle Investment Management. Lasalle zählt zu den Anbietern großvolumiger Immobilieninvestmentvehikel, wobei die Spanne des eingeworbenen Eigenkapitals von 200 Mio. bis drei Mrd. Dollar reicht.”
Auch bei den Vergütungen gibt es mittlerweile Druck von institutionellen Investoren. Dies spürt derzeit vor allem Goldman Sachs. Dazu ist auf Welt Online zu lesen:
“Institutionelle Investoren kritisieren die Vergütungen und wollen das Thema auf die Tagesordnung der Hauptversammlung bringen. 20 Milliarden Dollar könnten die Banker für 2009 einstreichen, im Schnitt 700 000 Dollar pro Person. Selbst in der Branche mehren sich die Stimmen, die solche Summen für kaum noch zu rechtfertigen halten. Blankfein versucht es dennoch: Goldman-Vertreter treffen sich derzeit zu vertraulichen Gesprächen mit wichtigen Investoren, um sie von den hohen Vergütungen zu überzeugen. Ausgestattet sind die Banker mit einer 14-seitigen Präsentation, die darlegen soll, dass Goldman die Konkurrenz in Sachen Gewinnmarge und Kursentwicklung hinter sich lasse.”
Übrigens trifft der Einfluss der Investment-Profis nicht nur die Banken. Auch Private Equity-Gesellschaften und Hedge-Fonds, die ebenfalls kaum Informationen über ihre Geschäftspraktiken offenlegen, spüren den Druck, wir kürzlich auf investment.com zu lesen war. Dort heißt es:
“Das Vertrauen institutioneller Investoren in die Private-Equity-Branche schwindet allmählich. Insbesondere schlechte Performance, unvorteilhafte Konditionen, fehlende Kontinuität sowie eine unzureichende Informationspolitik der Beteiligungsgesellschaften machen den Anlegern zu schaffen.”
Fälle wie die misslungene Kommunikation der Umschuldungsaktivitäten in Dubai erhöhen den Druck der Investoren weiter deutlich. Denn kaum jemand hatte erwartet, dass ausgerechnet die wohlhabenden und Kontrolle und Transparenz ablehnenden Emirate in eine solche Vertrauenskrise geraten.
Das unbewegliche Verhalten der Finanzprofis hat Folgen. Immer mehr kleine, unabhängige und spezialisierte Asset Manager rücken derzeit ins Rampenlicht, wie das Handelsblatt schrieb. Daher stellt sich auch die spannende Frage, ob die vermögenden Kunden von Sal Oppenheim tatsächlich dem Institut unter dem Dach der Deutschen Bank die Treue halten. Ich habe daran große Zweifel.
Pages: 1 2
Comments on this entry are closed.