Gastbeitrag von Astrid Joost-van der Spek*
Laut IWF haben die Banken weltweit ihre Bilanzen erst um ein Drittel der sogenannten toxischen Werte bereinigt. Bei einigen deutschen Grossbanken hat es nach einer aktuellen Studie von Merrill Lynch sogar nur Wertberichtigungen in Höhe von 4 bis 26% gegeben. Das sind beunruhigende Zahlen. Und dabei haben doch ausgerechnet die deutschen Banken mit dem Bad-Bank-Modell der Bundesregierung eine ausgezeichnete Möglichkeit, ihre faulen Wertpapiere und Kredite auszulagern.
Erst wenige Anträge
Die Möglichkeit zur Gründung einer Bad Bank ist im Gesetz zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung Ende Juli verabschiedet worden, mit dem Ziel, die Bilanzen der Banken zu entlasten und somit die Kreditvergabe zu fördern. Bislang haben allerdings nur wenige Banken einen Antrag zur Gründung gestellt. Aller Voraussicht nach wird der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) mit 500 Mrd. Euro auskommen. Obwohl einige Banken schon wieder hohe Gewinne ankündigen, sollte in Anbetracht der immer noch schwachen Konjunktur unserer Meinung nach in den nächsten
Monaten weiter mit höheren Kreditausfällen gerechnet werden. Aufgeschoben ist eben nicht aufgehoben.
Das Bad-Bank-Modell sieht vor, dass jede Bank, ob Landesbank oder Privatbank, durch die Gründung einer Zweckgesellschaft (bei Privatbanken) bzw. einer Abwicklungsanstalt (bei den Landesbanken) ihre toxischen Wertpapiere und Kredite zum Buchwert minus 10% übertragen kann. Im Gegenzug bekommt die jeweilige Bank vom SoFFin garantierte Anleihen in Höhe der Übertragungswerte. Für diese garantierten Anleihen zahlt sie über die Zweckgesellschaft eine Gebühr von 7%, die auf die Differenz zwischen Übertragungswert und Fundamentalwert erhoben wird. Sobald die Banken Dividenden ausschütten, zahlen sie die Differenz zwischen Übertragungswert und Fundamentalwert über einen Zeitraum von 20 Jahren zurück. Falls nach 20 Jahren noch Verluste in den Wertpapiere enthalten sind, werden die Aktionäre der Bank diese Verluste tragen.
Unabhängige Analyse und Bewertung
Zurzeit besteht keine Verpflichtung zur Bad-Bank-Gründung. Für die Banken, die sich dafür entscheiden, gilt die Voraussetzung, dass sämtliche Risiken der zu übertragenden Positionen offengelegt werden müssen. Dafür müssen die Wertpapiere und Risiken analysiert und bewertet werden. Und zwar nicht vom Institut selber, sondern durch einen unabhängigen Dritten. Die Bewertungen sollen nach IAS 39 erfolgen. Da für die betroffenen Wertpapiere
grösstenteils kein aktiver Markt vorhanden ist und auch vergleichbare Papiere nicht aktiv gehandelt werden, bleibt nur die modellbasierte Lösung,
um die Bewertung des Instrumentes herbeizuführen. Für die Bewertungen gibt es verschiedene Stadien:
- Bei der Identifikation der in Betracht kommenden Wertpapiere,
- bei der Festlegung von Fundamental- und Übertragungswert, auf deren Basis die Auslagerung in die Bad
Bank stattfindet und - nach der Übertragung der Werte, wenn der Bestand kontinuierlich bewertet und Stresstests durchgeführt werden sollten, um eventuelle Risiken
einzuschätzen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen.
Die ValuePrice AG ist ein zuverlässiger, unabhängiger und damit neutraler Dienstleister im Bereich Bewertungen für illiquide und komplexe Wertpapiere.
Das Unternehmen hat bereits Erfahrungen im Markt gesammelt, bevor die Kreditkrise ausgebrochen ist. Folgende Dienstleistungen gehören zu den Kernkompetenzen:
- Kontinuierliche Bewertung der zu übertragenden Risikopapiere auf der Basis mathematischer Modelle,
- Offenlegung aller notwendigen Parameter, die für die unabhängige und neutrale Bewertung der Risikopositionen herangezogen werden,
- Durchführung von Stresstests auf Basis der vorgegebenen Richtlinien des SoFFins.
Kontinuierliche Überwachung und besseres Risikomanagement
Allein durch die Auslagerung in eine Bad Bank sind die Banken aber noch nicht gerettet. Um einen erneuten Crash am Finanzmarkt zu vermeiden,
ist eine kontinuierliche Überwachung von Seiten der Regulierungsbehörden Bafin und Bundesbank gemeinsam mit einem verbesserten Risikomanagement genauso wichtig wie das Überdenken des Geschäftsmodells und die Konzentration auf Kernaktivitäten. Aufgehoben sollte das Ziel sein, und eine neutrale, transparente und unabhängige Bewertung der Wertpapiere wird dazu beitragen.
Quellen:
Studie des IWF, erschienen im Spiegel 38/09
vom 14.9.2009; Studie von Merrill Lynch, erschienen im
Spiegel 43/09 vom 19.10.2009
ajoost-vanderspek@valueprice.eu.
www.valueprice.eu
* Astrid Joost-van der Spek ist Member of the Executive Board ValuePrice AG, Frankfurt. Der Beitrag ist ursprünglich in Private Ausgabe 6/2009 erschienen und mit Genehmigung der Verfasserin für den Blick Log übernommen.
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