Gedanken zur Eigenkapitalfinanzierung 2.0 – Teil 2: Ein Modell

by Dirk Elsner on 10. März 2010

Nach den Vorüberlegungen und der Skizze ausgewählter bisheriger Ansätze über die Finanzierung 2.0, wird es in diesem Beitrag deutlich konkreter. In der Folge möchte ich eine Diskussion darüber anregen, ob das Prinzip einer Peer-to-Peer-Eigenkapitalbörse eine Lösung sein könnte, um die im Vorwort skizzierte Eigenkapitallücke zu verkleinern. Wie bereits gestern erwähnt, ist die Idee keineswegs neu und wird etwa für Startups unter dem Titel Crowdfunding versucht. Gleichwohl mangelt es bisher an einer Lösung, die sich an etablierte Unternehmen wendet.

Grundprinzip einer Peer-to-Peer-Eigenkapitalbörse

Über eine P2P-Börse sollen Anleger und Investoren direkt mittelständischen Unternehmen Eigenkapital oder Eigenkapital nahe Mittel in verschiedenen Risikoklassen und Losgrößen zur Verfügung stellen können. Um zu verstehen, wie das funktioniert, ist es hilfreich, sich zunächst die P2P-Kreditbörsen Smava und Auxmoney anzuschauen. Sie vermitteln Darlehen direkt zwischen Kapitalgebern und Kreditnehmern in sogenannten n-zu-m-Beziehungen.

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Der Kreditnehmer erhält hier nicht von einem Kreditgeber das Geld, sondern im Zweifel von mehreren Anlegern und bestimmt die Obergrenze des Zinses sowie natürlich den Kapitalbedarf. Er legt außerdem selbst fest, welche Informationen er von sich aus preisgibt. Ein Anleger bestimmt über die Höhe seines Anlagebetrages, die gewünschte Risikoklasse und wählt den entsprechenden Kreditnehmer aus. Die P2P-Börse übernimmt die Rolle eines Mittlers, prüft die Kreditanträge nach einem standardisierten Verfahren und vergibt eine Bonitätsnote. Daneben stellt sie die Infrastruktur einer Plattform zur vereinfachten Abwicklung der Transaktionen und der Überwachung und Erfüllung der Leistungen.

Smava vergibt bereits jetzt Kleinkredite auch an Unternehmen, beschränkt bisher allerdings den Höchstbetrag auf 25.000 €. Für größere Finanzierungen reichen die geforderten Informationen und der standardisierte Prüfprozess nicht aus, zumal smava branchenüblich vorwiegend vergangenheitsorientierte Daten der Kreditnehmer abfragt. Neu ist aber, dass Kapitalnehmer und Kapitalgeber (anonymisiert) direkt miteinander über die Plattform kommunizieren können.

Übertragung des P2P-Modells auf die Eigenkapitalfinanzierung

P2P-Börsen haben letztlich die Rolle eines Informations- und Transaktionsintermediärs, auch wenn juristisch aus bankenaufsichtsrechtlichen Gründen noch ein Kreditinstitut zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern geschaltet ist. Im Prinzip lässt sich dieses Modell gedanklich leicht auf die Eigenkapitalfinanzierung übertragen. Ein Prozess für die Unterstützung der Eigenkapitalfinanzierung ließe sich nämlich analog organisieren. Freilich ist dabei eine komplette maschinengestützte Abwicklung nicht vorstellbar. Im Gegensatz zur Vergabe von Kleinkrediten unterliegt die Eigenkapital- oder Mezzaninefinanzierung zusätzlichen Anforderungen, insbesondere wenn es um höhere Beträge geht.

Diese Anforderungen dürfen aber nicht zu einem Denkverbot führen, denn entscheidend ist, dass durch Standardisierung die Informations- und Transaktionsabwicklungskosten deutlich gesenkt werden können, im Vergleich zum jetzigen Zustand. Auf Basis einer Plattform ließen sich die Informationen wesentlich standardisierter bereit stellen und Beurteilungsprozesse beschleunigen. Dies könnte z.B. dadurch geschehen, dass die Kapitalsuchenden ein bestimmtes (branchenspezifisches) Standardset an Informationen von den Kapitalsuchenden in maschinenlesbarer Form anliefern.

Geheimhaltung und Vertrauensschutz vs. Transparenz …

Für kapitalsuchende Unternehmen gibt es außerdem Anreize mehr Informationen bereit zu stellen. Je mehr Informationen geliefert und belegt werden, desto wahrscheinlicher wird eine Kapitalzuteilung. 2.0-mäßig sollte es natürlich einen offenen Austausch zwischen Kapitalsuchenden und (potentiellen) Kapitalgebern geben. Ein großes Hemmnis besteht hier allerdings darin, dass Kapitalsuchenende aus sehr nachvollziehbaren Schutzgründen nur eingeschränkt Informationen für alle (potentiellen) Investoren veröffentlichen wollen. Schließlich besteht ja erhebliche Unsicherheit darüber, ob nicht etwa unter den Anlegern ein potentieller Konkurrent lauert. Hier liegt also ein wesentlicher Unterschied zu den P2P-Börsen für Privatpersonen.

… mit Unterstützung von Leadinvestoren und

Der Informationsaustausch muss daher in verschiedenen Vertraulichkeits und Freigabestufen erfolgen und bis zu einem gewissen Grad anonymisiert sein. Weil persönliche Prüfungen notwendig sind, könnten sogenannte vertrauenswürdige und neutrale Leadinvestoren für Transparenz sorgen. Leadinvestoren könnten etwa klassische Beteiligungsgesellschaften oder Fonds sein, die auf der Plattform aktiv mitwirken. Sie erhalten alle Informationen und geben nach standardisierten Kriterien ein Urteil ab und legen den eigenen Investitionsanteil offen. Für ihre Aktivität erhalten Sie einen bevorrechtigten Zugriff bis zu einer festzulegenden Obergrenze und/oder eine Prämie in Form höherer Ausschüttungen oder Anteile an der Vermittlungsprovision. Damit der Kapitalsuchende ihre Unabhängigkeit überprüfen kann, sind bestimmte Informationen über die Leadinvestoren sowie ihre Investitionshistorie auf der Plattform offen zu legen.

Ausgleich des Informationsnachteils durch First Loss-Ansatz

Anleger und kleiner Investoren haben das Problem, dass sie aufgrund des Anonymisierungswunsches die Informationen nur unzureichend prüfen können. Bei kleineren Anlagebeträgen lohnt außerdem keine umfassende Prüfung. Um diesen Standardinvestoren aber ein vertrauenswürdiges Signal zu senden, könnte über ein sogenannten “First Loss-Ansatz” ein zusätzlicher Anreiz geschaffen werden, mehr Risiko zu übernehmen, sich aber auch mehr Informationen zu beschaffen.

Den First Loss-Anteil könnten entweder Leadinvestoren oder die Plattform selbst übernehmen. Wer einen First-Loss-Anteil übernimmt, erhält dafür eine höhere Verzinsung. Cherry-Picking und Zitronenauslese könnten durch Ober- und Untergrenzen eingeschränkt werden, aber vor allem auch dadurch, dass andere Anleger, diese First-Loss-Funktion übernehmen können und der First-Loss-Anteil über ein Auktionsverfahren vergeben wird.

Leadinvestoren und/oder First-Loss-Träger könnten eine Beurteilung nach standardisierten Kriterien nebst Freitext abgeben. Außerdem würden die Standardanleger sehen, mit welchem Anteil sie sich beteiligen. Dadurch entsteht eine qualitativ hochwertige Signalwirkung.

Möglicher Ablauf der Transaktion

Damit es nicht zu unübersichtlich wird, hier der grobe Ablauf bis zum Abschluss der Transaktion:

  1. Unternehmen registriert sich stellt Anfrage über Kapitalbedarf
  2. Unternehmen erhält Zugang zu der Plattform und stellt dort Informationen und Daten nach bestimmten Standards in maschinenlesbarer Form zur Verfügung (auf Wunsch können Daten anonymisiert werden)
  3. Fachleute der Plattform prüfen die Daten. Der Prüfkatalog ist dabei abhängig vom Umfang des Kapitalbedarfs und wird ab einer bestimmten Summe durch eine möglichst standardisierte Due-Diligence und die Bereitstellung entsprechender Dokumente als Nachweis ergänzt. In jedem Fall führen Fachleute der Plattform ein persönliches Gespräch mit dem Management und verschaffen sich vor Ort einen persönlichen Eindruck (auch für Blick in Dokumente notwendig).
  4. Parametrisierung des Angebotes vor Veröffentlichung durch Kapitalsuchenden (Höhe-, Laufzeit, Basisdaten, Rückzahlungsmodalitäten, Informationsrechte, etc.), Auswahl Leadinvestoren, First Loss Wunsch, Offenlegung von Daten an welche Investorengruppen
  5. Die Informationen werden auf der Plattform den registrierten Benutzern veröffentlicht. Festzulegen ist dabei, welche Informationen allen Nutzern, welche den (auszuwählenden) Lead-Investoren und welche für die First-Loss-Träger zugänglich sind.
  6. Leadinvestoren bekunden Interesse und erhalten Möglichkeit zur Überprüfung der Daten und Informationen innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Dies kann die Anforderungen weitere Unterlagen und persönliche Gespräche umfassen.
  7. Die interessierten Leadinvestoren geben eine persönliche Einschätzung des Investments nach verschiedenen Beurteilungskriterien ab. Diese Einschätzung ist allen (registrierten) Nutzen zugänglich. Anschließend können Sie ein erste Gebot abgeben.
  8. Interessierte Anleger können verbindliche Gebote abgeben für die First-Loss-Tranche oder den weiteren Bedarf und/oder zunächst in einem für den Bietungsprozess offenen Kasten Fragen an den Kapitalsuchenden stellen. Gebote umfassen Betrag und Verzinsuntergrenze und können bis zu einem bestimmten Zeitpunkt angepasst werden.
  9. Die Transaktion wird erst geschlossen, wenn durch die Gebote aller Anleger bis zu einem bestimmten Stichtag die vom Kapitalsuchenden vorgegebene Summe erreicht wird.
  10. Die Auszahlung des Betrags erfolgt gegen entsprechende Dokumente und Beteiligungspapiere. Bis dahin wird das Geld auf einem insolvenzsicheren Treuhandkonto verwaltet. 
  11. Regelmäßiges Reporting des Unternehmens in standardisierter Form und Informationsaustausch. 
  12. Bedienung der Kapitalanteile durch Erträge, Tilgung und/oder Rückzahlung in einer Summe
  13. optional wäre ein “Sekundärhandel” der Kapitalanteile

Da das Verfahren von der Rechtsform des Kapitalsuchenden unabhängig sein soll und etwa die Beteiligung über GmbH oder KG-Anteile juristisch viel zu aufwendig ist, müsste hier eine flexible Mezzanine-Konstruktion mit variabler Ausschüttung entwickelt werden.

So könnte in Kladde skizziert etwa eine Eigenkapitalfinanzierungsinstitution 2.0 aussehen. Mir schweben natürliche viele weitere Details dazu durch den Kopf, die aber vor allem für die Umsetzung relevant sind. Dazu gehören auch viele rechtliche Fragen, die zu klären wären.

Vertiefung Informationsbereitstellung

Wichtig ist es, ein Standardinformationsset zur Beurteilung des Risikos zu definieren. Für Unternehmen hat dies den Vorteil, dass sie ihr Reporting und ihre Planungsberichte darauf entsprechend einstellen könnten. Dabei müssen nach meiner Auffassung zukunftsgerichtete Daten viel stärker in die Finanzierungsbeurteilung einfließen. Die derzeit im Einsatz befindlichen Ratingverfahren und Kreditwürdigkeitsprüfungen messen der Unternehmensplanung eine viel zu geringe Bedeutung bei und konzentrieren sich eher auf vergangenheitsorientierte Indikatoren.

Es kommt außerdem darauf an, die Voraussetzung für mittelständische Unternehmen möglichst schlank und transparent zu gestalten. So erinnere ich mich an das H.E.A.T- Mezzanine-Programm von HSBC Trinkaus, die einen standardisierten Prozess für die Bonitätsbeurteilung nach Moody‘s KMV RiskCalc vorgesehen hatten. Allerdings blieben hier die Entscheidungen im Nebel. Eigenkapitalfinanzierung 2.0 lebt von einem hohen Maß an Transparenz, Offenheit, und Kommunikation auf Augenhöhe. Dadurch wird Vertrauen generiert. Hier entscheidet nicht ein gesichtsloses Gremium, sondern ein Marktplatz, ob ihm die Informationen ausreichen oder er mehr wünscht.

Auch krankten die bisher aufgelegten Mezzanine-Programme meist daran, dass Treiber solcher Finanzierungsalternativen eher die Investoren sind und den Initiativen die Balance für die Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen fehlten. So konnte es bei H.E.A.T passieren, dass Unternehmen, die fest mit dieser Finanzierungsalternative rechneten, aus dem Programm fielen, weil einfach die Beurteilungskriterien nicht transparent waren

Die Bedarfsfrage

Vor der Klärung juristischer, organisatorischer und technischer Einzelheiten steht vor allem die Frage nach dem Bedarf. Da die Anlaufstelle Bank auch für Eigenkapital zunehmen versiegt, starten viele Unternehmen eine hoch aufwendige und zum Teil frustrierende Suche nach Beteiligungskapital. Was dazu erforderlich ist, ist in dieser Mindmap zusammen getragen. Eine P2P-Plattform könnte diese Suche deutlich abkürzen und Such-, Informations- und Transaktionskosten durch einen standardisierten Prozess einsparen.

Meine Erfahrungen seit meiner Verantwortung als Geschäftsführer einer mittelständischen Unternehmensgruppe auf der Suche nach Kapital sagen mir, dass der Bedarf nach einer solchen Lösung besteht. Der Aufwand im Vergleich zu einer Kreditaufnahme bei Smava oder Auxmoney ist zwar deutlich höher. Aber er ist aber deutlich geringer, als die lange Suche nach einem Investor bis hin zum Closingprozess, der schnell mehrere Monate umfassen kann und außerordentlichen Ressourceneinsatz erfordert (Ausnahmen gibt es natürlich immer, beweisen aber nicht das Gegenteil). Vor allem wenn es gelingt, den Informationsbereitstellungs- und Überprüfungsprozess zu standardisieren sollte der Aufwand nicht wesentlich höher liegen als bei der Aufnahme eines Unternehmenskredites.

Meine Erfahrungen als ehemaliger Banker sowie als Berater mittelständischer Unternehmen sowie mit Anlegern und Investoren widersprechen dem ebenfalls nicht, sagen mir aber, dass eine solche Lösung sorgfältig ausgearbeitet werden müsste und natürlich nicht für alle Unternehmen geeignet ist.

Das Problem der Anonymisierung wird sich nie vollkommen lösen lassen. Aber hier findet nach meiner Wahrnehmung ein (langsames) Umdenken statt. Die nun in Verantwortung reinwachsende Generation hat viel weniger Probleme mit Informationsbereitstellung und Transparenz als bisherige Unternehmer- oder Managergenerationen. Das hier skizzierte Verfahren bietet außerdem Anreize für die Informationsbereitstellung, weil dadurch überhaupt erst die Finanzierung gesichert werden kann bzw. tendenziell durch mehr Informationen die Kapitalkosten gesenkt werden können.

Investoren, die in Eigenkapital nahe Titel investieren, sollte in der Regel das höhere Risiko bewusst sein. Es sind Geschäfte mit besonderen Chancen und Risiken, die bis hin zum Totalverlust führen können (siehe dazu auch diesen Artikel der FAZ). Ihnen bringt daher eine solche Plattform mindestens vier Vorteile. Sie könnten

  1. auch kleinere Summe investieren und diese
  2. auf mehrere Unternehmen und/oder
  3. auf verschiedene Risikoklassen verteilen
  4. Sie hätten außerdem ein deutlich höhere Transparenz über die Transaktion.

Ihre Anonymität bleibt trotzdem gewahrt (Ausnahme für Leadinvestoren). Sie können sich außerdem untereinander über die Plattform zu den einzelnen Investments austauschen und so vom “geliehenen” Vertrauen profitieren. Solche Möglichkeiten haben sie bei herkömmlichen Beteiligungen gewöhnlich nur, wenn sie als Gesellschafter investieren oder über ein erstklassiges Netzwerk verfügen.

Wichtig ist, keine Branche auszuschließen und auch die Finanzierung unabhängig von der Unternehmsphase zu machen. Die Plattform profitiert von der Intelligenz der Masse, die aufgrund der bereitgestellten Informationen ein Rendite-Risikoprofil entwickelt. Die Abhängigkeit von einem im herkömmlichen Prozess erst langwierig zu findenden Investmentmanager wird so deutlich verringert.

Leadinvestor zum Aufbau von Vertrauen und Reputation notwendig

Vertrauen und Reputation sind die wichtigsten Element im Umgang mit Geld. Bei der Suche im Internet entdeckt man immer wieder Informations- und Transaktionsplattformen für Kapital. Einige dieser Plattformen geben sich sehr intransparent und unprofessionell. So werden weder seriöse Kapitalsuchende noch Anleger angesprochen. Daneben versuchen häufig Unternehmen über den Kleinanzeigensektor an Kapital zu kommen. Oft wissen sie nicht, wen sie sich hier ins Boot holen. Außerdem laufen die Prozesse hier vollkommen unstrukturiert und ungeschützt ab. Für Unternehmen, die noch nie Kapital besorgt haben, ist dieser Weg nicht zu empfehlen.

Aus meiner Sicht zwingend erforderlich zum Start einer solchen Plattform wäre daher ein Leadinvestor für den Aufbau der Plattform selbst. Außerdem müsste die Plattform am Anfang mit ausreichend Kapital ausgestattet werden, um zunächst in einer Art Betaphase Vertrauen und Reputation aufzubauen. Das Kapital dieses First-Leadinvestors fließt zunächst in den Aufbau und die Vorbereitung der Plattform und wird anschließend verwendet für die First-Loss-Anteile. Die Plattform muss nämlich zunächst eine kritische Größe überschreiten, um breiteres Interesse zu wecken. Dies ist deutlich einfacher, wenn die zwischengeschaltete Institution mit ihrem Basiskapital zunächst eine Vertrauen schaffende Anlagehistorie mit Kapitalsuchenden aufbaut.

Die Plattform ist natürlich keine gemeinnützige Einrichtung und finanziert sich durch branchenübliche Provisionssätze für die erfolgreiche Vermittlung von Beteiligungen. Darüber hinaus können optional zusätzliche Dienstleistungen angeboten oder vermittelt werden, etwa damit die Kapitalsuchenden die aus meiner Sicht zwingend notwendigen Informationsanforderungen erfüllen können. 

Diskussion und Umsetzung

In der Summe zeigt der hier skizzierte Vorschlag, dass dieser Ansatz eine Alternative zu traditionellen Finanzierungswegen sein kann. Ob er Sinn macht, wird der Markt entscheiden. Wünschenswert wäre jetzt eine intensive Debatte mit weitereren Fachleuten, um diese Idee zu verfeinern und zu verbreiten. Ich habe dabei wenig Interesse daran, diese Entwicklung wegzudiskutieren und mir nur durchzulesen, warum dies nicht funktionieren sollten und nichts taugt. Viel spannender ist es doch, eine solche Idee einfach weiter zu denken und für sicher vorhandene Schwachstellen Lösungen zu suchen.

Peter Frankmann Juni 13, 2010 um 13:38 Uhr

Hallo zusammen,
Super Beiträge, sehr gut verpackt.Ihr seid gebookemarked.
Gruß, und bis bald

Eric Schreyer März 14, 2010 um 18:53 Uhr
nigecus März 11, 2010 um 23:36 Uhr

Punkt (2)

– Ich würde eine eG (eingetragende Genossenschaft) für die Plattform selbst vorschlagen.
– Die „Fachleute“ müssen Genossen im Sinne einer eG sein, und ihre Expertise ehrenamtlich („im Dienste der Gesellschaft“), unentgeltlich anbieten („Finanzierungskosten“).
– Es muss gewährleistet sein, dass die Genossen keinen direkten Bezug, Kontakt zu den Kapitalsuchenden haben („Meinungsverzerrung“).
– Die prüfenden Genossen müssen per Zufall ausgewählt werden, um ein Zielobjekt zu prüfen („Korruption“).
– Die langfristige Beurteilungsqualität eines Genossen muss regelmäßig von anderen, per Zufall ausgewählten Genossen getrackt werden („Kontinuierliche Verbesserung“).
– Es muss möglich sein, dass Nicht-Genossen („Neuer-Genosse-in-Spe“) eine Beurteilung eines Zielobjekts kritisch hinterfragen („Meinungsfreiheit“), und zwar öffentlich („Transparenz“), und auch anonym (z.B. „Whistleblowing“).
– Die erste Beurteilung des Zielobjekts soll nach einem einheitlichen Bewertungsschema folgen und regelmäßig durch andere Genossen wiederholt werden („Vergleichbarkeit“).
– Alle weiteren Beurteilung des Zielobjekts können nach individuellen, diversen Beurteilungsschemata erfolgen („Verschiedene Blickwinkel“).
– Ein Genosse darf sich nicht eine Beurteilung eines anderen Genossen einholen für den eigenen Finanzierungsbedarf („Vetternwirtschaft“).

Natürlich wird auch eine solche eG ein „kleines Entgelt“ verursachen (z.B. um die Mettbrötchen der jährlichen Genossenschaftsversammlung zu bezahlen, oder auch die eG wachsen und gedeihen zu lassen). Jedoch werden die Transaktionskosten explodieren, wenn „Fachleute“ wie „Fachleute“ ihre Rechnungen schreiben – Dann wäre die Idee vom Eigenkapital 2.0 bereits im Schritt 2 tot. Und wer bezahlt das „kleine Entgelt“? Die Kapitalsuchenden? Das Problem korupter Ratingagenturen lässt grüßen! Bleiben nur die Investoren übrig. Bleibt nur die Frage, wie jemand dazu gebracht wird so fast umsonst Genosse zu spielen? Es wäre vollkommen „irrational“… feuchter Händedruck, Danke für die Blumen, und tschüss!

Zur Kapitalstruktur:

Der Ansatz eine Auktion über die Vertragsparameter laufen zu lassen finde ich super. Es sollen ja so eine Art Pref-Shares rausgegeben werden, die subordinated ein FLP haben. Aber wie soll verhindert werden, dass der Unternehmer sich üppige Gehälter (nicht Entnahmen) auszahlt, und am Ende nicht bei den Prefs und FLPs durchgeleitet wird? Die Vergütung des Managers (inkl. der „angestellten Hausfrau-Supermanagerin“ der Firma) muss darüber geregelt sein, dass der Unternehmer selbst nur mit dem Management des Zielobjekts beauftragt ist, und dafür einen kleinen Fixbetrag erhält plus
– Eine Performancevergütung als XX% des Dividendenbetrags der nach der Bedienung der Pref-Shares übrig bleibt, und/oder
– Den Anspruch am Dividendenbetrag für das FLP den die der Manager selbst hält.

(Wenn der finanzierte Unternehmer nicht auf demselben Rang steht wie das FLP, dann man gleich sein Geld ans Rote Kreuz spenden, den Madhoffs dieser Welt geben, in den Kamin werfen, seiner Zweitfrau eine weitere Kreditkarte schenken, … )

Am Ende frage ich mich aber doch, wie man ohne etwas komplexere Rechtskonstrukte dieses Vorhaben machen will? Man braucht mind. eine UG/GmbH um Prefs und FLPs Nachschusspflichten rauszubasteln (Man kann mehr verlieren als seine Einlage, wirklich!). Eine weitere Gesellschaft ist notwendig, um eine Passiva mit Rangigkeit (und Performance-Fee) zu bauen, die auch noch durch eine externe (nicht-haftbare) Gesellschaft verwaltet wird. Mit UGs und KGs bekommt man das hin, aber mit weniger? Das will ich sehen…

Wäre es nicht einfacher die Anforderungen an Aktien radikal zu senken? Quasi „Mini-Aktien“…

H.T März 10, 2010 um 15:09 Uhr

Ich halte diese Vorschlag für sehr vielversprechend und interessant. Er ist die richtige und vor allem moderne Antwort auf die Finanzierungsklemme. Natürlich birgen die Details noch viele organisatorische und rechtliche Einzelthemen. Aber hier wurde ja erst einmal ein roter Faden aufgehängt, an dem man sich entlang hangeln könnte.
Viele Grüße
H.T.

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