Schäuble mit Nachrichtendiensten gegen (staatliche?) CDS-Spekulation?

by Dirk Elsner on 25. März 2010

In einer Glosse im gestrigen Handelsblatt hat Michael Maisch (paid content) auf eine Passage in der Rede von Wolfgang Schäuble hingewiesen, die keine öffentliche Resonanz gefunden hat. Er überlegte nämlich laut, ob man nicht Nachrichtendienste gegen Spekulanten einsetzen solle. Laut Protokoll sagte er u.a.:

“In den letzten Wochen haben wir genau beobachten können, welche spekulativen Prozesse ablaufen. Angesichts dessen muss man bald darüber nachdenken, ob man nicht die Nachrichtendienste mit der Beobachtung beauftragt, wer sich da wo mit wem zu welchen spekulativen Prozessen verabredet. Das ist alles hochspannend. Es scheint eine der neuen Sorgen zu werden, dass sich die Spekulationen auch stärker gegen Währungen und Staaten richten.”

Nachzulesen ist dies im entsprechenden Plenarprotokoll der Sitzung vom 16.3. auf Seite 19. Schäuble spielt vermutlich auf das Abendessen verschiedener Hedge-Fondsmanager am 8. Februar in New York an. Dort, so die Vermutung, seien Spekulationen gegen den Euro bzw. gegen Griechenland verabredet worden (ausführlicher Bericht in der NZZ).

Ob Schäuble die Geheimdienste wirklich losschickt, ist unklar. Die Griechen sollten besser ihre Abteilung interne Ermittlungen einschalten, denn laut Zero Hedge ist der größte Spekulant mit den Credit Default Swaps (CDS) genannten Kreditversicherungen ausgerechnet die staatlich kontrollierte „Hellenic Post Bank“. Er bezieht sich dabei auf eine Veröffentlichung der ekathimerini.com (griechische Zeitung?), nach der das Institut CDS im Nominalwert von 1,2 Mrd. US$ bei einem gesamten CDS-Volumen von 8 Mrd. US$ gehalten hat. Kathimerini soll entsprechende Dokumente eingesehen haben. Tatsächlich sind die Informationen aber bislang hoch vertraulich und nicht einmal den Aufsichtsbehörden bekannt (siehe dazu aber FTD:  „Derivateregister gibt Griechenland-Spekulanten preis„).

Wenn diese Information richtig ist, dann werden die großen Hedge-Fonds wohl durchatmen. Der eingangs zitierte Maisch weist in seinem Kommentar auf das Gezerre um die Hedge-Fonds-Regulierung hin. So sollen dem Europäischen Parlament 1.600 Änderungsanträge für die “Richtlinie zu Managern alternativer Investmentfonds” (vulgo Hedgefonds-Richtlinie) vorliegen.

PS

Merkwürdig, dass über die Aktivitäten der Hellenic Post Bank in deutschen Medien bisher nichts zu lesen war. Scheint wohl nicht in das Bild von den bösen gegen Griechenland spekulierenden Hedge-Fonds zu passen.

Übersicht zum Stand der Finanzmarktregulierung in dieser Mindmap.

Joerg März 25, 2010 um 13:15 Uhr

John Taylor der CEO des größten Währungshedgefond hat sich auch ziemlich amüsiert über dieses Treffen geäußert, da sein Fond alleine wohl größere Positionen hält als die versammelte Runde bei diesem Abendessen. Das sieht immer mehr nach Ablenkungsmanövern der Politik aus, da der eigentliche Grund die viel zu niedrigen Leitzinsen sind, die dadurch so große Geldströme erst hervorrufen können.

Ich finde aber auch das Verhalten der Hellenic Post Bank äußerst merkwürdig, denn sie hat wenn man so will 2009 ziemlich genau am Tief der CDS Preise gekauft und dann gleich in so einer großen Position. Das Argument das sie vorbrachte, dass sie die Position gehalten hat um Mittel gegen Spekulaten vorhalten zu können halte ich auch für ziemlich konstruiert, waren die CDS Kurse seit der Finanzkrise vorher ja ziemlich am sinken.

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