Das Ende der Finanzkrise 2007 – 2009 im Blick Log

by Dirk Elsner on 6. April 2010

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Eingang zur Mindmap der Finanzkrise

Über die Osterfeiertage habe ich meine Mindmaps zur Finanz- und Wirtschaftskrise aktualisiert und beschlossen, die Finanzkrise der vergangenen Jahre für beendet zu erklären. Das ist nicht besonders originell, weil sie ohnehin mehr oder weniger stillschweigend für viele Beobachter als abgeschlossen gilt. Und dies ist unabhängig von den “vererbten Restrisiken”, die diese Finanzkrise hinterlässt und die uns noch lange beschäftigen werden.

Hinzu kommt, dass ich beim Nachdenken über die vergangenen 18 Monate zu dem Schluss gekommen bin, dass es nahezu unmöglich ist, dieser Krise einen exakt definierten Anfang und ein festes Ende zu geben.

Nach den unten genannten Finanzkrisen-Definitionen bewegen wir uns bereits seit einiger Zeit nicht mehr in einer Finanzkrise. Für den Blick Log bedeutet dies freilich nicht, dass die Krise des Finanzsystems beendet ist und wir die Verarbeitung der Erkenntnisse der letzten drei Jahre allein den Wissenschaftlern überlassen dürfen.

Erstaunlich ist, dass kaum zu erkennen ist, dass die Finanzmärkte samt der drum herum etablierten Dienstleistungsindustrie sowie Politik und Regulierer wirklich substantielle Erkenntnisfortschritte gemacht haben, zumindest nicht in der Dimension, die man angesichts der Bedeutung dieser Krise hätte erwarten können. Denkbar, dass es daran liegt, dass die Probleme in ihrer Summe einfach viel zu komplex sind, um schnelle Lösungen liefern zu können.

Klar, dass Krisenmanagement hat, soweit man das an verschiedenen Marktergebnissen festmacht, sehr gut funktioniert. Die dunklen Befürchtungen vieler “Experten” haben sich als das entpuppt, was ich bereits vor einem Jahr schrieb, nämlich vor allem als Marketing in eigener Sache der “Propheten”. Die mittelbaren und langfristigen Folgen der Krisenbekämpfungsmaßnahmen kann unterdessen kaum jemand verlässlich abschätzen.

Die Debatte um eine neue Finanzordnung bleibt eine Farce, deren einziger Zweck darin besteht, eine empörte und verunsicherte Öffentlichkeit zu beruhigen. Es ist nicht einmal mehr in Ansätzen zu erkennen, dass sich Regulatoren und Gesetzesmacher um eine einheitliche internationale Linie bemühen und mit den Folgen fragmentierter Einzelmaßnahmen auseinander setzen. Außerdem wird ignoriert, dass die bereits bisher sehr intensive Regulierungsdichte die Finanzkrise nicht hat verhindern können, sondern die Komplexität des Finanzsektors in einer Weise erhöht hat, die die Instabilitäten erst gefördert haben.

Und diese Komplexität, die Richard Bookstaber in seinem Buch “Teufelskreis der Finanzmärkte” als eine Ursachen für die Risikoanfälligkeit der Märkte ausgemacht hat, wird durch die Vielzahl der nun diskutierten Maßnahmen weiter deutlich erhöht. Die Folge wird sein, dass mittlere und kleinere Institute die Komplexität noch weniger beherrschen und neue Wettbewerber noch stärker vom Markt ferngehalten werden. Top-Institute, wie Goldman Sachs, Deutsche Bank oder Barclays werden noch größer, stärker und systemrelevanter werden bis sie eines Tages entweder selbst eine Krise auslösen oder durch eine Krise in welcher Form auch immer “zerlegt” werden. Aber das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.

Ürbrigens, auch die parlamentarische Aufarbeitung der Finanzkrise stockt (siehe für die USA „Financial Crisis Inquiry Wrestles With Setbacks„) oder findet gar nicht erst statt (Rest der Welt).

Definition Finanzkrise

Gablers Wirtschaftslexikon versucht es etwa so:

“Meist innerhalb kurzer Zeit auftretende gravierende und nicht-temporäre Verschlechterungen in den Ausprägungen von wesentlichen Finanzmarktindikatoren (Wertpapier- und Wechselkurse, Zinsen, Bonitätsbewertungen etc.), die massive und andauernde realwirtschaftliche Folgen nach sich ziehen können. Das Phänomen der Finanzkrisen ist außerordentlich vielgestaltig und begrifflich schwer zu fassen. Finanzkrisen sind ein historisch immer wieder auftretendes Phänomen.”

Die Wikipedianer schlagen vor:

“Finanzkrisen sind größere Verwerfungen im Finanzsystem, die durch einen Rückgang der Vermögenswerte und die Zahlungsunfähigkeit zahlreicher Unternehmen der Finanzwirtschaft und anderer Branchen gekennzeichnet sind und die die ökonomische Aktivität in einem oder mehreren Ländern beeinträchtigen.”

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