Die Interviews mit Robert Shiller gehören zu den wenigen Interviews mit den immer gleichen in den Medien zitierten Ökonomen, die ich noch lesen mag. Das Handelsblatt hat ihn wieder einmal zu Wort kommen lassen. In dem Gespräch äußerte sich der Verhaltensökonom Shiller u.a. zu den Schwächen von Prognosen, dem Einfluss von Vertrauen und die Probleme der Wirtschaftspolitik:
“Ob Menschen Vertrauen in die Wirtschaft haben oder nicht, ist schwer zu lenken.
Ich finde es bemerkenswert, dass das Verbrauchervertrauen in der Krise nicht auf ein Rekordtief gefallen ist. Es ist eines dieser Mysterien, die Wirtschaftsprognosen so unvorhersehbar machen.
Heute ist das Verbrauchervertrauen auch deshalb so stabil, weil es diese Fotos von Anstürmen auf Banken, die Menschen verängstigen, nicht gibt.
Es gibt derzeit einfach keine befriedigenden Prognosen. Ich spreche nur über Szenarien in einer sehr unsicheren Zeit. Grundsätzlich bleibe ich im Lager der Skeptiker. In einer gestressten Wirtschaft haben es Innovationen sehr schwer, und die Menschen stellen Initiativen zurück. Darauf fußt jedoch das Wachstum, das wir in der Vergangenheit erzielt haben.
Die Zuversicht kehrte zurück. Es ist in gewisser Weise absurd, aber das ist das fundamentale Problem der Makroökonomie: Sie hängt von solchen psychologischen Dingen ab. Wenn Sie von mir als Ökonomen erwarten, dass ich Ihnen den Sinn des Ganzen aufzeige, muss ich Ihnen sagen: Ich kann es nicht.
Börse ist Spekulation. Menschen machen sich Gedanken darüber, was andere Menschen denken. Sie picken Aktien, weil sie davon ausgehen, dass andere Menschen diese Aktien in naher Zukunft auch kaufen.”
Shiller hat jüngst erst in einem Beitrag geschrieben, die Ökonomen seien nicht besonders gut aufgestellt, um vorherzusagen, wie schnell die Krise enden wird. Überraschend ist daher, dass er in dem Interview mit fünf enttäuschenden Jahren rechnet. Er sagt freilich nicht, was er darunter genau versteht.
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