Eine Ursache der Finanzkrise verdeutlicht die Schelte an der Credit Suisse

by Dirk Elsner on 30. April 2010

In Deutschland interessiert sich zwar kaum einer für die Aufarbeitung der Finanzkrise bzw. man hat in Vorverurteilungen bereits die Bösewichter bei Bankmanagern, Aufsichtsbehörden und Politikern ausgemacht. Der Blick Log interessiert sich aber auch für die Feinheiten der Krisenursachen (siehe dazu die beiden Mindmaps fundamentale Krisenursachen und Mindset). Die Lektüre eines Artikels von Torsten Riecke über die Credit Suisse rief nun wieder Mechanismen ins Gedächtnis, die ebenfalls zum Gau der Finanzmärkte beigetragen haben.

Thorsten Riecke schrieb in der Printausgabe des Handelsblatts (paid content) zu den Quartalszahlen der Schweizer Großbank, die übrigens nicht mit Staatshilfe gerettet werden musste (Unterstreichungen durch Blick Log):

“Mit ihrem Fokus auf risikoarme Erträge schneidet die Schweizer Bank schlechter ab als die Konkurrenz. Die Märkte sind enttäuscht. Sie verlangen höhere Gewinne.”

Die Credit Suisse versucht, eine langweilige Investmentbank zu werden, und ist dafür von den Börsianern abgestraft worden. Obwohl die Eidgenossen mit gut zwei Mrd. Franken einen ordentlichen Gewinn und mit 22 Prozent eine glänzende Eigenkapitalrendite ablieferten, sackte der Börsenkurs um mehr als fünf Prozent ab. Konzernchef Brady Dougan musste sich von Analysten fragen lassen, warum seine Bank im ersten Quartal weniger stark von dem boomenden Geschäft auf den Kreditmärkten profitiert hat als die Konkurrenz. Dougans Antwort, dass die Credit Suisse stabile Erträge bei geringen Risiken biete, überzeugte die Experten nicht. Die Märkte schauen stärker auf Ertragszahlen als auf Risikoparameter.

Hier sind also einmal die Analysten, die durch ihre abgestumpfte Fragestellung der Bank quasi ihre konservativere Risikopolitik vorwerfen. Sie haben offenbar einem Herdentrieb folgend vergessen, dass ihre Forderungen nach hohen Renditen die Risikobereitschaft der eigenen Finanzbranche erst herausgefordert haben.

Als nächstes werden die “Märkte” genannt, die die Aktie der Bank abstrafen. Die Märkte sind aber keine anonyme Masse, sondern dahinter verbergen sich Käufer und Verkäufer von Aktien. Während der direkte Einfluss von Privatanlegern auf die Marktpreise allgemein als sehr gering eingestuft werden darf, bewegen institutionelle Investoren die Preise deutlich stärker.

Hinter diesen institutionellen Investoren stecken z.B. offene oder geschlossene Fonds, Hedge-Fonds, Pensionskassen, Versicherungen und andere (siehe etwa  “Die Top institutionellen Investoren, die wichtig sind (für Morgan Stanley)”). Sie verwalten aber die Vermögen nicht für sich selbst, sondern etwa für Anteilseigner, Fondsinhaber, Vermögensverwaltungskunden und Versicherte. Jetzt wird die Gruppierung schon deutlich breiter, denn hinter den institutionellen Investoren stecken in der Verwertungskette des Geldes auch irgendwann „normale“ Anleger, die ihr Geld über Fonds, Versicherungsansprüche, Altersvorsorge oder schlichter Ersparnisgelder bewusst oder unbewusst professionell managen lassen.

Vielen Privatpersonen mag diese Kausalkette möglicherweise nicht bewusst sein, dennoch wird über ihre Anlageentscheidungen direkt oder indirekt Druck ausgeübt, um möglichst die Rendite der Investments zu maximieren. Daran ist nichts auszusetzen, denn so funktioniert unsere marktwirtschaftliche Ordnung. Man darf dann aber bitte nicht aufschreien, wenn ein Bankchef wieder eine Renditeziel von 25% ausruft, sollte er andernfalls abgestraft werden. Wer das verurteilt, muss sich auch darum kümmern, was mit seinem Geld passiert und es entsprechend umdisponieren.

In soweit darf man gespannt auf die heutige Generalversammlung der Bank im Hallenstadion in Zürich-Oerlikon sein. Mal schauen, was die Aktionäre heute fordern und was sie damit offenbaren über ihren Beitrag zur Finanzkrise.

Übrigens hätte ich mir hier einmal einen entsprechenden Einwurf vom Autor Torsten Riecke gewünscht, der sich gerade in den letzten Wochen durch hervorragende Kommentare zum Wirtschaftsjournalismus und zum “Fall Goldman Sachs” (beide paid content) ausgezeichnet hat und neuerdings die Rolle des Advocatus Diaboli in der Redaktion des Handelsblatts spielt.

Chae Hamad Juli 5, 2010 um 17:09 Uhr

I regarding on, with regard to creating involving, it was just what My partner and i with regard to!

Joerg April 30, 2010 um 12:56 Uhr

Wie heißt es so schön die Kurse machen die Nachrichten. Wären die Kurse an dem Tag gestiegen weil irgendein Fonds gerade sein Portfolio auf risikoärmere Banken umschichten wollte, so hätten sie die Strategie der Bank bejubelt. Auch dürften einfach Anleger Gewinne mitgenommen haben, ohne große Wachstumsprognosen ist eine anlage eben unrentabler. Der Fehler der Manager ist dann, wenn sie auf dieses Hintergrundrauschen hören und von ihrer soliden Strategie abweichen. Man darf auch nicht vergessen das diese besagten Analysten Angestellte der Konkurenz sind, die nutzen es natürlich aus die andere Bank schlecht reden zu können. Eine riskanter agierende Bank lässt sich leichter ausnutzen, als wenn eine eine solide Strategie verfolgt.

Joss April 30, 2010 um 04:55 Uhr

vielleicht interessant:
in der Wiener „Presse“ fand sich einer der wenigen Artikel in den zumindest
Ansatzweise etwas genauer hingesehen wurde:
http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/561921/index.do?direct=559936&_vl_backlink=/home/index.do&selChannel=573

Die kuerzlich bei Carta.info gebrachte Medienkritik ist also mehr als
berechtigt.

Comments on this entry are closed.

Previous post:

Next post: