Vor eineinhalb Jahren schrieb der Blick Log über die Lehren der Finanzkrise und aus dem Fall Madoff für die Vermögensverwaltung. Während die klassische Bankbranche faktisch nicht reagierte und sich vorwiegend mit der Konservierung ihrer Geschäftsmodelle befasst, schreiten immer mehr engagierte Menschen auf neuen Wegen. Einen für Deutschland neuen Ansatz in der Fondsverwaltung startet nun Investtor (ja! mit zwei t).
Der Geschäftsführer, Michael Thaler, stellte mir sein Modell in einer Mail vor und weckte spontan mein Neugierde. Hier wird ein erfrischend konkretes Beispiel präsentiert wird, wie Banking 2.0 praktiziert werden kann. Und so sehen die in der Presseerklärung dargestellten Grundzüge aus:
„Wissenschaftliche Studien belegen: Wenn viele Menschen über ein Problem nachdenken und abstimmen, ist die Lösung meist besser, als wenn ein einzelner sich den Kopf darüber zerbricht. Das gilt für den Publikumsjoker bei „Wer wird Millionär“ ebenso wie für komplexe Phänomene, wie sie an der Börse anzutreffen sind. Dieses Prinzip macht sich der neue internationale Aktienfonds Multi Structure INVESTTOR Aktien Global (WKN: A1CVE2 www.investtor.de) zunutze.
Der Fonds, der ab dem 25. Juni in Deutschland zum Vertrieb zu gelassen sein wird (Zeichnungsphase bis 11. Juni), investiert in 200 bekannte und weltweit tätige Aktienunternehmen (Global Brands). Den Rahmen der Anlagestrategie gibt der Starnberger Vermögensverwalter TOP Vermögen AG (www.topvermoegen.de) vor, der als Fondsmanager tätig ist. Welche und wie viele Aktien konkret gekauft werden, bestimmen die Investoren des Fonds mit.
Hierzu wurde eigens eine geschützte Plattform im Internet geschaffen, die einen schnellen Austausch unter den Anlegern und eine einfache Abstimmung über die Transaktionen ermöglicht. In das Fondsportfolio werden nur die Aktien aufgenommen, die von den Investoren die höchsten Zustimmungen und die aussichtsreichsten Kursprognosen erhalten haben. Das macht den Fonds jederzeit vollkommen transparent. Als weitere Besonderheit bekommen Anleger, die die erfolgreichsten Empfehlungen abgegeben haben, einen Bonus aus der Managementgebühr von bis zu 500 Euro jährlich.“
Damit setzen die „Investtoren“ zumindest nach der „Papierform“ (mehr lässt sich derzeit nicht beurteilen) zwei wesentliche konstituierende 2.0-Elemente ein, nämlich mehr Transparenz und Nutzung des Konzepts „Intelligenz der Vielen“.
Ich habe leider aus beruflichen Gründen in diesen Tagen wenige Möglichkeiten, mich tiefer mit dem Konzept, den rechtlichen und finanziellen Strukturen und den Initiatoren zu befassen, werde das hoffentlich nachholen können. Bis dahin nehmen vielleicht die Kollegen von Social Banking 2.0, Finance 2.0 oder weiterer Blogs den Ball auf. So habe ich nicht ermittelt, wie weit die Transparenz tatsächlich geht, wie hoch die Entgelte sind und wie die Fondsbedingungen ausschauen.
Immerhin gibt es schon einen Presseartikel im EXtra-Magazin ETF: Masse durch Klasse
Ausgewählte Beiträge im Blick Log zu neuen Wegen im Banking
BL: Web 2.0 für die Finanzbranche (Teil 1): Perspektiven und Potenziale (23.3.10): Ein praxisorientierte Motivation für Banken, sich konkret mit dem Web 2.0 zu befassen.
BL: Web 2.0 für die Finanzbranche (Teil 2): Konkrete Schritte (24.3.10)
BL: Pendeln zwischen Banking 1.0 und 2.0: Ein Protokoll der Webciety und CeBIT (3.3.10)
BL: CeBIT-Webciety: Der schwerfällige Weg der Banken in das 2.0-Zeitalter (Teil 1) (Teil 2) (1./2.3.10)
BL: Banking 1.0 meets Banking 2.0 (4.11.09)
Viele weitere Beiträge auch anderer Quellen sind auf der Seite Trends im Banking 2.0 zusammen getragen.
Eine Investementempfehlung ist mit diesem Artikel nicht verbunden. An der Zeichung interessierten Anlegern empfehle ich, sich intensiv mit dem Konzept und den Anlagebedingungen zu beschäftigen und mit den persönlichen Risikopräferenzen und finanziellen Mitteln abzugleichen.
@lümmel
Dein erster Kommentar überzeugt mich nicht. Deinen zweiten Kommentar finde ich interessanter. Ich denke sogar, dass Du damit richtig liegst. Aber bei dem in diesem Blog vertretenem Konzept des Prinzips Intelligenz der Vielen geht es ja gerade nicht darum, erst in der Gruppe einen Konsens zu finden, sondern die Gruppe als „Marktteilnehmer“ entscheiden zu lassen. Das ist ein wesentlicher Unterschied.
Das Prinzip der Vorhersagemärkte habe ich zuletzt in diesem Beitrag http://www.blicklog.com/2010/03/09/vorhersagebrsen-stellen-expertentum-in-frage/ dargestellt.
Ob das übrigens mit dem von Investtor korrespondiert, vermag ich nicht zu beurteilen.
James Montier
Behavioral Finance
„Psychologen haben nachgewiesen, das Gruppen die Voreingenommenenheiten in der Entscheidungsfindung im Durchschnitt eher vergrößern als abschwächen“
@lümmel
Klasse eine solche pauschale Aussage. Ich halte Deine These insbesondere in dieser Form für irreführend. Die Masse liegt sicher nicht immer richtig. Aber auch in diesem Blog gibt es zahlreiche Beispiele zun sogenannten Vorhersagemärkten, die zeigen wie sich die Intelligenz der Masse für gute Vorhersagen nutzen lässt. Daraus leitet niemand die These ab, dass die Masse immer richtig liegt, sie liegt aber auch nicht immer falsch. Vielleicht trifft sie ja auch nur zufällig das richtige Ergebnis. Aber welcher Experte trifft schon mit seinen Vorhersagen?
“Wissenschaftliche Studien belegen: Wenn viele Menschen über ein Problem nachdenken und abstimmen, ist die Lösung meist besser, als wenn ein einzelner sich den Kopf darüber zerbricht.“
die Masse liegt immer falsch
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