Basel III mit tiefen Wirkungen auf die Unternehmensfinanzierung

by Dirk Elsner on 31. März 2011

Als ich am Montag den bereichernden Beitrag von Olaf Storbeck über die Nichtbändigung der Banken durch Basel III las, fiel mir auf, dass ich hier noch gar nicht von der ersten Finance Conference der Hamburg School of Business Administration (HSBA) berichtet habe. Dort stand nämlich Basel III und die Wirkungen auf die Unternehmensfinanzierung im Fokus. Ich hatte die Ehre, an der Podiumsdiskussion „Finanzierungskonzepte 2.0 – Wie finanzieren sich Unternehmen ohne  Banken?“ teilnehmen zu dürfen.

Das Interesse an der Veranstaltung, die die private Hochschule zum ersten Mal durchführte, war groß. In der Wirtschaft spürt man, dass die neuen Regeln Auswirkungen auf die Finanzierungs- und Unternehmenspraxis haben werden.

Die Konferenz machte einmal mehr deutlich, wie das öffentliche Interesse nach mehr Regulierung der Finanzmärkte mit den Einzelinteressen der Unternehmenspraxis kollidiert. Und dabei geht es keineswegs allein um die Interessen der Banken. Basel III, das war hier schon oft zu lesen, hat große Konsequenzen für die Unternehmensfinanzierung. Betont wurde in Hamburg noch einmal, dass die Regeln zur Eigenkapitalunterlegung und Liquiditätsausstattung tendenziell Unternehmenskredite etwa im Vergleich zu riskanten Staatsanleihen oder dem Eigenhandel der Banken benachteiligen.

Karin Sagner-Kaiser, Direktorin der Bundesbank, betonte zwar, eine Vorgabe der G20 sei, dass die neuen Regeln keine negativen Wirkungen auf die Vergabe von Unternehmenskrediten haben dürfen, Frank Brockmann, Firmenkundenvorstand der Hamburger Sparkasse, äußerte aber starke Zweifel daran, ob dies gelingen werde.

Brockmann wies auch darauf hin, dass in den USA im Gespräch sei, Basel III nur auf große und international tätige Banken anzuwenden. Institute, die insbesondere den US-Mittelstand finanzieren, sollen Basel III nicht anwenden müssen. In Deutschland wird dagegen über Erleichterungen für die klassischen Mittelstandsfinanzierer, wie etwa die Sparkassen, gar nicht erst nachgedacht.

Die Konsequenzen für die Unternehmensfinanzierung sind klar. Kredite werden tendenziell teurer und knapper, weil sich die Vergabebedingungen weiter verschärfen. Daneben werden Kredite im Vergleich zu anderen Verwendungsformen des Bankenkapitals diskriminiert (siehe dazu diesen Beitrag für die CFOWorld und diesen im Blick Log). Eine Kreditklemme sieht zwar niemand, dennoch werden sich Unternehmen auf deutlich höhere Anforderungen etwa an das Berichtswesen oder die Stellung von Sicherheiten einstellen müssen.

Eine stärkere Rolle werden künftig alternative Finanzierungsinstrumente spielen, die nicht durch die Bankbücher laufen. Mittelstands-Anleihen (wie etwa durch Bond-M), Fondsmodelle, Private Equity und Financing 2.0 (etwa Peer-to-Peer-Kredite) werden den Trend zur Disintermediation im Finanzwesen verstärken. Allerdings kündigte Frau Sagner-Kaiser, die seit 2000 in der Abteilung Bankenaufsichtsrecht und internationale Bankenaufsicht der Bundesbank arbeitet, an, man werde sich im internationalen Aufsichtsrecht in diesem Jahr mit der Regulierung der sogenannten „Schattenbanken“ befassen.

Eine Dokumentation zu Basel III mit Links auf relevante Dokumente und Zusammenfassungen ist hier im Blick Log zusammengestellt. Die HSBA hat zum Anlass der Fachkonferenz auf diese Seite diverse weitere Dokumente und Berichte zu Basel III zusammen gestellt.

Mittlerweile hat die HSBA zwei Präsentationen der Veranstaltung online gestellt:

Einleitungsrede Prof. Dr. Henning Vöpel, seit 2010 Professor für Volkswirtschaftslehre an der HSBA und seit 2006 als Senior Economist im Kompetenzbereich Wirtschaftliche Trends am Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI):
Auswirkungen regulativer Maßnahmen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung

1. Vortrag Karin Sagner-Kaiser, Bundesbankdirektorin, seit 1997 bei der Deutschen Bundes­bank und seit 2000 in der Abteilung Bankenaufsichtsrecht und internationale Bankenaufsicht:
Basel III – Konsequenzen für die Unternehmensfinanzierung

2. Vortrag Frank Brockmann, Firmenkundenvorstand der Hamburger Sparkasse AG:
 Steigende Finanzierungsherausforderungen für Unternehmen – Welche Zukunft hat die Kreditvergabe?

nigecus April 7, 2011 um 23:49 Uhr

Erinnerst du dich an den Artikel mit den syndizierten Krediten die auslaufen und es da ein Gap für die Refinanzierung der 300Mrd in Europa gibt? Der aktuelle Stand ist dass die Refinanzierungkapazitaten auf Null geplumst sind, weil dank EBA die CLOs als letzte Möglichkeit wegfallen sind. Eine Regulierungsinduzierte Rezession mit Ansage ist schon ein tolles Ding. Liegt offensichtlich an Unwissenheit. Kann mir egal sein, bei explodierende Risikoaufschlagen und Force Sale Geschenken greift man gerne zu.

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