Absicherung gegen Ausfall Deutschlands teurer als gegen Pleite der USA

by Dirk Elsner on 3. August 2011

Eigentlich ist nicht der Stil dieses Blogs, kreischend auf irgend einen erstaunlichen Zustand hinzuweisen, heute mache ich mal eine Ausnahme, weil ja im Sommerloch selbst kleine Neuigkeiten hochgejazzt werden und der DAX gestern noch einmal so kräftig eingebrochen ist. Aber es hat mich tatsächlich überrascht, dass die Kosten für eine Kreditversicherung gegen einen Ausfall der Schulden der Bundesrepublik Deutschland teurer sind, als die gegen eines Ausfalls der USA.

Das kann man

  • positiv interpretieren: So hoch werden die Risiken eines US-Ausfalls von den Finanzmärkten nicht eingeschätzt.
  • negativ interpretieren: Um Deutschlands Bonität ist es gar nicht so blendend gestellt, wie immer behauptet wird.

Fairerweise muss man sagen, dass waren die Preise vom Montag. Ausgerechnet gestern hat sich das Bild gedreht.

Ich will das auch gar nicht weiter werten, sondern einfach nur feststellen und hoffe auf die einer oder andere Erläuterung in den Kommentaren. Die Bewertung durch die Credit Default Swaps als Fieberthermometer der Finanzmärkte wird von vielen Beobachtern als zuverlässigerer Risikoindikator angesehen, als die Noten der Ratingagenturen. Die CDS-Preise ergeben sich ja bekanntlich aus den Einschätzungen verschiedener Marktteilnehmer, die auf Basis dieser Preise Transaktionen abschließen. Und je höher dieser Preis, desto höher die Kosten der Versicherung und desto höher das Risiko eines Kreditereignisses (Ausfall, Zahlungsverzug etc.).

Und wenn man es richtig drastisch ausdrücken will, geht das auf Basis dieser Daten auch: Die Kosten für die Absicherung eines Ausfalls Deutschlands sind heute 10 Mal so groß, wie vor der Pleite Lehmans.

Man wird sich bald auch in Deutschland wieder fragen, wie viele Erhöhungen der Rettungsfonds noch finanzierbar sind. Derzeit sind Spanien und Italien im Visier der Kapitalgeber. Möglicherweise ist der Anstieg der CDS-Preise ja der Tatsache geschuldet, dass immer höhere Garantiezusagen (bald für Italien?) irgendwann auch die deutsche Bonität beschädigen können.

Yoshi August 4, 2011 um 00:15 Uhr

Ich glaube der Grund ist, dass die USA sich in Dollar verschuldet haben und die Notenbank einen Teil der Schulden hält. Deshalb können sie entweder Geld Drucken oder die Notenbank lässt die Schulden unauffällig verschwinden. Deshalb könnten die USA sich entschulden ohne die CDS auszulösen.

Ralf Schilling August 3, 2011 um 07:21 Uhr

vielleicht ist das ja ein Fehler, aber die CDS-Preise für die USA sind dort (im Gegensatz zu denen für Deutschland) in EUR angegeben, was das Bild natürlich ändern würde …

dels August 3, 2011 um 12:50 Uhr

Ja, das ist richtig, dennoch würde man bei einer Umrechnung von entweder auf 1.000.000 Euro bzw. 1.000.000 USD jeweils zum gleichen Ergebnis kommen. Der Preis bezieht sich ja immer auf den jeweiligen Nennwert.

Comments on this entry are closed.

{ 2 trackbacks }

Previous post:

Next post: