Blick Log Shortcuts: Schuldenschnitt für Griechenland und Zwangskapitalisierung für Banken?

by Dirk Elsner on 10. Oktober 2011

Ein Tag im Bann der Schulden- und Bankenkrise, mit stark steigenden Aktienkursen, fallen griechischen Anleihen und Gedanken zur Ökonomie

Die Marktentwicklung heute ist schon interessant

Offenbar honorieren die „Märkte“, dass sich die Politik endlich zu einer realistischeren Sicht im Umgang mit Griechenland und den Banken durchgerungen hat und damit etwas Unsicherheit nimmt.

HB: Börse Frankfurt: Dax schießt nach oben – Hoffnung auf Euro-Rettung

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Die FTD zum erneuten Positionswechsel der Kanzlerin

Dass, was die FTD gestern schrieb, wollte ich gar nicht wirklich glauben:
Euro-Krise – Merkel dringt auf Griechen-Pleite: Macht ein radikaler Schuldenschnitt Griechenlands Sinn? Die Bundesregierung hält eine Insolvenz des Landes auf Dauer für unvermeidbar, verlautet aus mehreren Quellen. Frankreich steht der Idee offenba…

In einem weiteren Beitrag schrieb das Blatt auf seiner Webseite:

„Kanzlerin Angela Merkel und ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU), die bisher strikt gegen eine Insolvenz Griechenlands waren, stehen urplötzlich an der Spitze der Bewegung und drängen ihre Partner in der EU zu einem umfangreichen Schuldenschnitt. „Wir setzen uns dafür ein“, verlautet aus dem Lager der Bundesregierung.

Euro-Krise – Vorhang auf zum Finale der griechischen Tragödie: Monatelang bemühte sich Europa, Hellas vor der Pleite zu bewahren. Inzwischen ist klar: Die erste Bank muss mit 95 Mrd. Euro gestützt werden, nur ein Wunder wird das Land noch retten. Auch Kanzlerin M..

Der „Markt“ bewertet unterdessen die Griechenlandanleihe, die ich seit Monaten beoabachte nur noch mit 35%.
Darin spiegelt sich die konkrete Erwartung: Der EFSF gibt keine Mittel mehr an Griechenland zur Tilgung alter Schulden. Und auch der im Juli beschlossene Pseudo-Haircut von 20% ist vom Tisch.

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Verschiebung des EU-Gipfels wg. Bankenrettung?

Diese Nachricht irritiert mich: Weil ausgereifte Rezepte für die Bankenrettung, fehlen verschiebt die EU ihren Schuldengipfel auf den 23. Oktober.
Mindestens seit Anfang des Jahres wird in Fachkreisen (Wissenschaft, Medien, Blogs) intensiv diskutiert, dass ein Schuldenschnitt für Griechenland als eine Alternative auf den Tisch muss. Die meisten Autoren haben in diesem Zusammenhang betont, dass damit diverse Banken Probleme bekommen könnten. Ich selbst hätte daher vermutet bzw. erwartet, dass nationale und internationale Institutionen dies entsprechend vorbereiten. Das sind natürlich keine Aktivitäten, über die man täglich Pressekonferenzen abhält. Aber man tut sie in solchen Situationen. Wenn das nicht geschehen ist, dann ist das mehr als nur grob fahrlässig.

FTD: Schuldenkrise – EU muss Gipfel um eine Woche verschieben: Noch fehlen ausgereifte Rezepte für die Bankenrettung. Die EU verschiebt darum ihren Schuldengipfel auf den 23. Oktober. Die Staaten sollen mehr Zeit bekommen, die nächsten Schritte vorzubereiten.

Erwarteter Widerstand der Banken gegen „Zwangsbeglückung“

 

Natürlich wäre den Banken ein versteckte Zwangsbeglückung lieber gewesen, nämlich die Überweisung von Geld via EFSF an Griechenland, damit das Land seine Schulden bei den Banken zum Nennwert tilgen kann. Damit hätten sie Abschreibungen vermieden.

Ich weiß nicht, ob eine Zwangsrekapitalisierung unbedingt der richtige Weg ist. Aktuell tendiere ich eher dazu, dies den Häusern selbst zu überlassen, denn einige, wie etwa die Deutsche Bank, haben ihr Kapital bereits (ausreichend?)  erhöht und für einen griechischen Haircut Vorsorge gebildet bzw. sich frühzeitig von riskanten Engagements getrennt.

Das Handelsblatt schreibt zur Zwangsrekapitalisierung:

„In der deutschen Bankenbranche wächst der Widerstand gegen eine staatlich aufgezwungene Rekapitalisierung. „Das käme einer Enteignung gleich“, sagte ein Spitzenbanker eines großen deutschen Geldhauses der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Solche Eingriffe in die Eigentumsrechte zögen mit Sicherheit rechtliche Schritte nach sich, warnte er. Aus zahlreichen Banken war zu hören, dass man eine „Zwangsbeglückung“ durch den Staat zu verhindern suche.“
Nach Asmussen-Rede: Deutsche Banken fürchten Zwangsverstaatlichung: Erst forderten es die Regierungen in Paris und Berlin, nun hat sich auch der künftige EZB-Chefvolkswirt Asmussen dafür ausgesprochen, Europas wichtigste Banken zwangsweise zu rekapitalisieren.

Der Kreis schließt sich und die „Märkte“ spielen dennoch neue Bedrohungsszenarien: HB: Rekapitalisierung: Banken wackeln – trotz staatlicher Infusionen: Kapital allein ist nicht genug: Trotz aller Notoperationen der Regierungen drohen Europas Banken zum Dauerpatienten zu werden. Denn die Finanzmärkte und die Ratingagenturen haben ihr Urteil längst gefällt. …

Die FTD bemühte sich uns die Konsequenzen einer Griechen-Pleite für die internationalen Banken aufzubereiten.

Was eine Griechen-Pleite für die internationalen Banken hieße: Der harte Schuldenschnitt scheint nur noch schwer vermeidbar. Aber eine Griechen-Pleite birgt die Gefahr einer Kettenreaktion – mit schweren Auswirkungen auf das Weltfinanzsystem. Ein Überblick über m…

Amitai Etzioni meldet sich zurück

Lange nichts mehr von ihm gehört, jetzt im Interview mit der Frankfurter Rundschau: Amitai Etzioni mit Erkenntnissen aus der Bankenkrise.

FR: Amitai Etzioni: „Der Weg führt in den Bankrott“: Das ist die Erkenntnis des amerikanischen Soziologen Amitai Etzioni aus der Bankenkrise. Er plädiert im Interview für ein neues politisches System

Ökonomie und Nobelpreis

Hier das Interview mit +Olaf Storbeck zu der Vergabe des Nobelpreises an die US.Ökonomen Christopher Sims und Thomas Sargent.
Keine Ökonomen, deren Einfluss in die Tagepolitik hinein reicht.

DRadio: Der Einfluss des Staates auf die Ökonomie Interview | Deutschlandfunk: Die US-Ökonomen Christopher Sims und Thomas Sargent erhalten den Wirtschaftsnobelpreis. Den London-Korrespondenten des Handelsblatts, Olaf Storbeck, verwundert zumindest die Entscheidung für Sargent:

Sargent ist z.B. ein Vertreter, der eher gegen den staatlichen Einfluss geforscht hat, wenn ich das Interview richtig verstanden habe.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1574711/

Weitere Berichte:
Spon: Wie rational ist die Wirtschaft? Gar nicht, meinen Kritiker nach der jüngsten Wirtschaftskrise. Ökonomen wie Christopher Sims und Thomas Sargent widersprechen. Nun ehrt das Nobelpreiskomitee die US-Forscher – und setzt damit ein beachtliches Zeichen. …
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,791059,00.html

Zeit: Zwei US-Ökonomen erhalten den Wirtschaftsnobelpreis 2011. Ihre Modelle analysieren, wie sich steigende Zinsen oder Ölpreise auf die Entwicklung der Wirtschaft auswirken. …
http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-10/nobelpreis-wirtschaft

Und die FAZ hat natürlich auch noch etwas dazu geschrieben:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/wirtschaftsforscher-nobelpreis-an-makrooekonomen-11488312.html

Abrechnung mit dem Homo Oeconomicus

Vor der Vergabe des Nobelpreises rechnet die Wiwo mit dem Homo Oeconomicus ab und porträtiert Robert Shillers ökonomische Leistung

Wirtschaftswissenschaft: Abrechnung mit dem Homo oeconomicus: Der US-Ökonom Robert Shiller fordert eine neue Volkswirtschaftslehre, die sich der Psychologie von Menschen und Märkten öffnet. Lange war er ein Rufer in der Wüste – in der Finanzkrise ist er zum Mass…

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