Die FTD berichtete gestern „exklusiv“ auf ihrer Webseite unter dem Titel “EZB veröffentlicht Kreditdaten” darüber, dass die EZB Daten über ihre Kreditnehmer veröffentlichen will:
“Die Europäische Zentralbank (EZB) wird künftig Daten von Kreditnehmern veröffentlichen. Auf Drängen der Notenbank müssen Geldinstitute ab Sommer dieses Jahres Details zu einem Teil der von ihnen vergebenen Kredite an eine privatwirtschaftlich organisierte Sammelstelle melden. Gegen eine Gebühr soll jedermann Zugriff auf die Datenbank bekommen.”
Es ist wichtig, dass das endlich auch die deutsche Öffentlichkeit erreicht. Aber so sensationell neu ist das Thema nicht, sondern wabert seit mindestens 2009 durch die bisher kaum interessierte Öffentlichkeit unter dem Titel „Loan-level Initiative“. Reuters berichtete darüber zum Beispiel im April 2011 unter dem Titel “ECB plans market-led ABS data warehouse”. Die EZB selbst hatte in einer Presseerklärung Ende 2010 darüber kurz und oberflächlich informiert. Sie hat dazu aber in Ergänzung auf ihrer Webseite unter “ABS Loan Level Data Initiative” zahlreiche weitere Informationen zusammen gestellt.
Die Loan-level Initiative geht zurück auf die Kritik an der fehlenden Transparenz von verbrieften Wertpapiere, die in der Folge der Mehrfachverbriefung zu einer völlig unübersichtlichen Risikosituation geführt haben und als Mitauslöser der Finanzkrise gelten (Stichwort toxische Wertpapiere). Damals wurden viele Problemkredite in ABS-Strukturen verbrieft und die Käufer dieser Papiere hatten sich allein auf das Rating verlassen und nicht auf die Detaildaten dieser Papiere geschaut. Ich hatte das vor drei Jahren beleuchtet in “Das Gift für die schlechten Banken: Was steckt in den Bilanzen (Teil 1 und Teil 2)”. Problem war einfach: Die Detaildaten der toxischen Papiere waren gar nicht bekannt.
Als eine Konsequenz daraus hat die EZB im Dezember 2010 ein Regelwerk in Kraft gesetzt, mit der die Transparenz von ABS-Produkten erhöht werden soll. Das ist erst einmal nachvollziehbar und notwendig. Für Verbriefungen, die als notenbankfähige Sicherheiten betrachtet werden, sollen die Emittenten künftig umfassende Informationen auf Einzelkreditebene liefern (loan-by-loan). So soll zunächst einmal die EZB aber auch andere Investoren, Risiken des jeweiligen Papiere besser bewerten können. Diese Regeln werden zunächst für RMBS eingeführt, es folgen CMBS (Commercial Mortgage Based Securities) und später SME (Mittelstandverbriefungen). Es ist umfangreich, was dazu an Daten abgefragt wird. Die EZB hat auf der oben erwähnten Seite bereits konkrete Templates zur Verfügung gestellt.
Eine Sensation ist die Veröffentlichung der FTD wie gesagt nicht, aber bisher wurde das Thema von deutschen Medien weitestgehend ignoriert. Die Loan-level Initiative ist für die Stellung von Sicherheiten (Collaterals) auch unter geldpolitischen Gesichtspunkten enorm wichtig und wird insbesondere für gewerbliche Kreditnehmer erhebliche Konsequenzen haben, die noch einmal zu beleuchten wären. Und auch die Konseqzuenzen für den Datenschutz sind bisher nicht klar heraus gerarbeitet. So wird nicht deutlich, welcher Investoren unter welchen Voraussetzungen Zugriff auf die Loan-level-Dqten erhalten.
Klar ist nur, welche Daten von Kreditnehmern veröffentlich werden, und das ist sehr umfangreich, wie ein Blick auf die SME taxonomy (gezippte Excel-Datei) zeigt und wird bei Unternehmen noch für Stirnrunzeln sorgen.
Das loan by loan wird in der CRD gefordert und gilt somit für alle institutionellen Investoren. Ich finde das nicht schlimm. Ist nur die Frage wie sinnvoll das für ABS mit 100000 de Kleinkredite ist. Man würde es eh aggregieren. Ich würde aber das Collateral aller meiner ABS Investments aggregieren um versteckte Kinzentrationsrisiken zu erkennen.
Rechtlich ist die Geschichte blöd für die eigentlichen Schuldner. Intransparenz wird teurer.
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