Wenn die Lobbyisten Vorschläge zur Vermeidung der Bankenkrise machen dürften

by Dirk Elsner on 20. April 2012

Bodie Bank Vault Ruins

Eine Bank ist sicher, wenn der Tresor steht (Foto: flickr/www78)

Neulich sinnierten wir in einer Mittagspause mit Bankern aus verschiedenen Instituten, Unternehmensberatern und Leuten aus der Realwirtschaft über das Wohl und Wehe der Finanzmärkte und der Realwirtschaft. In solchen Gesprächen ärgern sich insbesondere die Banker selbst über das Verhalten der eigenen Branche und ihrer Verbandsvertretern.

Und gerade weil wohl der unterdrückte Frust in der Finanzbranche selbst über den mangelnden Reformwillen des eigenen Lagers besonders hoch ist, entstehen aus Zynismus Vorschläge, wie die folgenden hier.

  1. Banken kommunizieren noch zu viel. Wer redet oder gar Vorschläge macht, wird angreifbar und erhöht die Unsicherheit der Finanzmärkte. Daher wird totales Schweigen empfohlen.
  2. Daneben sollten Finanzhäuser überhaupt keine Daten mehr veröffentlichen und nur noch verbale Lageberichte in dem Tenor: „Natürlich haben wir unsere Risiken, unsere Liquidität und unsere Erträge voll im Griff. Es besteht kein Anlass zur Beunruhigung.“
  3. Medien müssen alle Berichte über eine Bank vorher mit der Presseabteilung des Hauses abstimmen.
  4. Spekulanten dürfen in volatilen Marktsituationen nur noch kaufen und nicht mehr verkaufen.
  5. Stresstests sind ein geeignetes Mittel zur Beruhigung der Öffentlichkeit und der Märkte. Stresstests simulieren künftig nur noch, welchen Effekt eine Zinserhöhung der EZB um 0,5% hat.
  6. Gesetzesentwürfe zu Regulierungs- und Beihilfefragen werden künftige nicht mehr vom Parlament vorgeschlagen, sondern nach Vorbild der der International Financial Reporting Standards von einer privatrechtlichen Organisation, die mit Branchenvertretern, Wirtschaftsprüfern und Anwaltskanzleien besetzt ist.
  7. Finanzmarktregulierung wird nur in Gesetze umgesetzt, wenn sie mindestens in allen G20-Ländern nebst Regulierungsoasen parallel umgesetzt werden und gleichzeitig alle regionalen Besonderheiten beachtet werden.
  8. Für die Haftung von Schäden durch „kriminelle“ Aktivitäten, gegen die man nichts unternehmen kann, kommt eine staatliche Haftpflichtversicherung auf. Die Kosten trägt der Steuerzahler, weil die kriminellen Elemente ja selbst Steuerzahler sind.
  9. Da wegen 1. und 2. niemand mehr versteht, was Banken machen, darf das Management künftig wieder selbst die Vergütungsstruktur und Boni bestimmen.
  10. Bei Staatsschuldenkrisen erhalten Bundeskanzler und Finanzminister eine neue „Rettungskompetenz“, mit der Zahlungen des EFSF/ESM auf verbindliche Vorschläge des internationalen Bankenverbands freigeben werden. Der Parlamentspräsident ist darüber zu informieren.
  11. Die bisherigen Vorschriften zur Regulierung werden so entschlackt, dass die Finanzbranche nicht mehr in der Geschäftsausübung und der Kapitalausstattung behindert wird.
  12. Prüfungen durch Aufsichtsbehörden werden durch Peer-Reviews ersetzt, dass heißt Banken prüfen sich gegenseitig.
  13. Da wegen 11. der Markteintritt für neue ungewünschte Wettbewerber, wie etwa aus der IT- oder Telekommunikationsbranche, erleichtert werden könnte, gelten die bisherigen strengen Vorschriften 10 Jahre lang für Neueinsteiger, bis sie sich das Vertrauen der Finanzbranche erarbeitet haben.
Lutz Breunig April 20, 2012 um 08:07 Uhr

… Repräsentanten deutscher Banken hatten kürzlich auch offenbart, industrielle Geschäftsprozesse zum Vorbild nehmen zu wollen: http://www.servicereport.eu/2012/deutsche-banken-industrialisierte-geschaeftsprozesse-sind-wirkungsvoller

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