Neuer Job bei Goldman Sachs: Prächtige Herausforderungen für den härtesten Banker der Welt

by Dirk Elsner on 4. Mai 2012

Ich glaube, die Finanzwelt ist sich fast einig, der härteste Job, der im Banking neu vergeben wird, ist der des “Social Media Community Manager” für die Investmentbank Goldman-Kunden sind Muppets-Sachs (siehe dazu FTD “Der härteste Job in der Finanzindustrie", die Stellenanzeige gibt es hier). Die Aufgabe dürfte deswegen knallhart werden, weil kaum vorstellbar ist, dass Goldman Sachs hier eine Strategie des sonst im Social Media Bereich üblichen echten Dialogs verfolgen wird (siehe dazu Handelsblatt Online “Transparenz und Dialog als Geschäftsmodell”). Die Jobbeschreibung jedenfalls deutet eher an, dass der Schwerpunkt auf Kommunikation als Einbahnstraße liegen könnte.

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So kommuniziert Goldman Sachs über Twitter

Und wahrscheinlich bin nicht nur ich gespannt, wie der neue Stelleninhaber mit den Widersprüchen umgeht, die zum Beispiel bei der gestrigen Lektüre der FTD-Print aufgefallen sind. Da war etwas über eine Revolte der Wall Street gegen die US Notenbank zu lesen. Goldman Sachs und Morgan Stanley wehren sich gegen eine neue Regel, die die Höchstbeträge für Kredite an andere Banken in einem speziellen Geschäftsumfeld herunter setzt. Eine Regel, so viel leuchtet schnell ein, die das Risiko für “systemrelevante Banken” reduzieren soll und damit auch die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass der Steuerzahler im Krisenfall wieder einspringen muss. Natürlich schmeckt den Instituten diese Regel nicht. Wie üblich werden die zerdellten Geschütze von negativen Einflüssen auf die Realwirtschaft in Stellung gebracht.

In einem Brief werden die negativen Folgen auf Wachstum und Arbeitsmarkt beschrieben. Ich könnte zwar versuchen, das hier zu erklären, will ich aber nicht, denn das darf gern der neue Social Media Manager versuchen. Ich freue mich dabei besonders auf die Auflösung der Widersprüche. Gerade die Ballung von Risiken bei diversen Banken hat bekanntlich zu den großen Schieflagen geführt hat. Ausgehalten hat das Finanzsystem dies nur, weil die Staaten eingegriffen haben. Immer wieder ging es im Finanzsektor bekanntlich in den letzten Jahren um Anlagen und Geschäfte, von denen man damals geglaubt hatte, sie seien absolut sicher und hätte alle “Risiken im Griff”. Die geplatzte Kreditblase im US-Hypotheken Markt, die Kredite an Investmentbanken wie Lehman Brothers oder an Griechenland sind hier nur die prominentesten Beispiele.

Ich halte es übrigens für vollkommen legitim, wenn sich die Häuser gegen strengere Regulierung wehren, zumal das neue Regulierungsregime, dass insbesondere unter dem Stichwort Basel III firmiert, große Schwächen hat, ein bürokratisches Monster ist und eine neue Finanzkrise nicht verhindern wird. Job des “Social Media Manager” bei Goldman Sachs wird es dabei sein, Verständnis für die Positionen des Instituts in der Öffentlichkeit zu bekommen. Social Media richtig verstanden würde sogar bedeuten, die Bedenken der Eigentümer, Kunden und vor allem der im Zweifel haftenden Steuerzahler aufzunehmen und stärker nach innen zu tragen und dann gegebenenfalls die eigene Ausrichtung auch einmal anzupassen. Und das stelle ich mir gerade bei Goldman Sachs knallhart bis unmöglich vor.

Ich glaube also nicht wirklich daran, dass ausgerechnet Goldman Sachs, die Chancen des Social Media Paradigmas erkennt. Da sind andere Unternehmen und Banken deutlich fortschrittlicher (das ist ein Thema für einen anderen Beitrag). Eher kann ich mir vorstellen, dass Marc Zuckerberg in seinem Konsortialvertrag für den Facebook Börsengang, eine solche Stelle von den Investmentbanken erwartet, wenn man Unternehmen wie das größte Soziale Netzwerk an die Börse bringen will.

Tim Mai 6, 2012 um 12:50 Uhr

Weniger Regulierung ist gefährlich. Das hatten wir. Da wäre fast ein gnadenloses Finanzchaos ausgebrochen, weil die Banker anfingen, wertlose Papieren wie wild zu verkaufen.

Regulierung ist wichtig und richtig. Wir brauchen aber eine smarte Regulierung mit Leuten, die was davon verstehen und die nicht in Ehrfurcht vor den Großbanken verfallen. Das ist das Kernproblem bis zum heutigen Tag.

Dirk Elsner Mai 6, 2012 um 15:23 Uhr

Tja lieber Tim Schäfer, klar ist „Regulierung wichtig und richtig“ Aber welche Regulierung ist das. Und vermutlich gehen die Vorstellungen darüber, was eine „smarte Regulierung“ ist, sehr weit auseinander. Dass zu diskutieren könnte ein abendfüllendes Programm werden.

FDominicus Mai 4, 2012 um 05:16 Uhr

Wie wäre es damit, weniger Regulierung? Die Banken bekommen aber auch nicht uns als Geiseln. Wieso muß ich muß um all Anomalien kümmern aber nicht mehr um „Normalität“?

Dirk Elsner Mai 4, 2012 um 11:28 Uhr

Genau ein guter Ansatz. Weniger Regulierung und ein glaubhaftes Statement, dass der Staat eine Bank nicht rettet bzw. wenn Rettungsbedarf besteht, dann nur noch abwickelt.

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