Über zwei interessante Blogprojekte habe ich in diesen Tagen etwas gelesen.
Da ist erst einmal Andreas Buschmeier, der den anspruchsvollen und gern gelesenen Blog All about Banking betreibt. Es ist angeregt durch die Debatte, dass sich die deutschen Wirtschaftsblogger noch zu wenig untereinander vernetzt haben. Um dies zu verbessern und weil wieder einmal festgestellt wurde, dass das Wissen über Finanzthemen in Deutschland weiterhin dünn gesät ist, schlägt er vor, dass die Wirtschaftsblogger dies verbessern könnten. Konkret schlägt er eine Grundlagenserie vor, bei der verschiedene Wirtschaftsblogger sich jeweils ein Thema heraussuchen sollten und etwas darüber schreiben könnten. Die Beiträge sollten untereinander vernetzt werden.
Eine sehr schöne Idee, die allerdings auch der Umsetzung und entsprechender Koordination bedarf. Ich habe erst überlegt, hier schon ein paar Themen zu benennen. Aber irgendwie halte ich das nicht zielführend, weil ich das zu sehr durch meine eigene Brille sehe und mich natürlich an den Themen hier im Blog orientieren würde. Aber das sind die Themen, die mich interessieren. Aber was wollen die Menschen draußen über Wirtschaft- und Finanzpraxis wissen, das sie nicht etwa schon in der Wikipedia finden können?
Ich beteilige mich gern mit Artikeln an der Aktion und werde mich dann auch bemühen im Sinne eines Grundlagenartikels verständlich für eine breitere Zielgruppe zu schreiben. Aber gibt es in den Blogs und auch auf den Webseiten der Medien nicht schon jetzt eine Vielzahl von Grundlagen- und Erklärartikeln zu allen erdenklichen Wirtschaftsthemen? Das Dilemma ist, diese Beiträge schlummern tief im Web und werden nicht gefunden, wenn man sie braucht. Ein weiteres Beispiel ist Google-Knol: Hier haben sich viele gut gebildete Menschen tiefe Gedanken gemacht und Grundlagenartikel zu verschiedenen Themen geschrieben. Die einst ambitioniert gestartete Knol wurde von Google mittlerweile eingestellt, auf die Artikel kann nicht mehr zugegriffen werden.
Ich glaube, was in Deutschland fehlt, ist ein zumindest semiprofessionell organisierter Aggregator, der wir Business Insider oder Huffington Post zu aktuellen Themen die relevanten Blogposts nach oben spült, sie manchmal ein wenig zuspitzt oder gern provoziert. Und ich sage ganz bewusst, dass darf kein automatischer Aggregator sein, wie Google News oder Rivva, sondern muss redaktionell betreut werden. Und das ist nichts, was man nebenbei machen kann. Dazu wird ein Team von mindestens drei, besser fünf oder mehr Personen benötigt, die sich ausschließlich darum kümmern und vielleicht selbst ein paar Beiträge verfassen können.
Ich habe selbst zusammen mit Markus Gärtner und Detlef Korus Anfang 2010 hoch ambitioniert das Bloggerforum Wirtschaft gestartet. Wir haben da zunächst viel Energie hinein gesteckt und Detlef noch mehr Zeit. Aber am Ende lief es darauf hinaus, dass wir Blogbeiträge gecrosspostet haben. Wir wollten anderen Bloggern die Gelegenheit geben, sich dort zu präsentieren und auch weitere Gastbeiträge akquirieren. Gastbeiträge bedürfen aber einer gewissen redaktionellen Kontrolle, wenn man eine gewisse Qualität erreichen will. Letztlich haben wir nicht die erforderliche Zeit aufgebracht, die ein solches Projekt erfordert. Natürlich wollte keiner sein eigenes Blogprojekt vernachlässigen. Daneben üben wir alle ja noch einen Hauptberuf aus, denn mit Wirtschaftsbloggen verdient man in Deutschland bisher kein Geld.
Also nach diesen Gedanken bin ich nicht ganz so optimistisch wie Andreas, was den Erfolg dieser Aktion betrifft. Ich habe schon an anderen Stellen festgestellt (zuletzt hier), dass die mangelnde Vernetzung der Wirtschaftsblogger auch etwas damit zu tun hat, dass es wenig inhaltliche Überschneidungen gibt und die meisten einen Hauptberuf haben, der sie voll bindet. Egghat und ich haben gerade in einer konzertierten Aktion mit dem Handelsblatt über Facebook geschrieben. Dafür war ebenfalls entsprechender Abstimmungsaufwand notwendig, den man nicht täglich wiederholen kann.
Über das zweite Blogprojekt hat Gunnar Sohn in dem Beitrag “Digitales Entwicklungsland: Warum der IT-Gipfel einen Heinrich von Stephan-Preis vergeben” geschrieben. Da ist die Idee ein Blogger Camp zu veranstalten. Ein Thema dort könnte ja das Thema Vernetzung, Professionalisierung und Aggregation sein.
Hier findet man nun die Umfrage zu #fiblo12:
http://tricider.com/brainstorming/MWZA
Mein Thema was mich umtreibt (eigentlich seit mehr als 4 Jahren) ist das Fiat-Geld. Ich weiß nicht warum, aber es sieht so aus als ob wirklich alle meinten: Der Staat MUSS da seine Finger im Spiel haben. Ich kann das einfach nicht mehr verstehen. Ich kann auch nicht verstehen warum Inflation offenbar als „unvermeidlich“ angesehen wird. Und doch bleibt dieser ja was Aberglaube? bestehen, egal wieviele Staaten Pleite gingen oder derzeit gerade gehen.
Und ja damit gehört das „Geld aus dem Nichts“ mit zu den Themen wo ich die größten Problem sehe. Aber gut, das mag auch nur mich interessieren….
Ich mag die Idee mit dem Barcamp. Aber auch hier stellt sich die Organisationsfrage.
In den Kommentaren zu meinem Post habe ich diesen Beitrag berücksichtigt.
Vielleicht kann man ja über vorgeschlagene Themen abstimmen lassen. Damit kann (und muss) sich jeder Autor von seiner jeweiligen „Brille“ lösen.
Vielleicht kann über die jeweilig einfliessende Praxiserfahrung das tatsächlich im Netz bereits vorhandene Theoriewissen ergänzt werden?!
Und zu guter Letzt wäre es auch interessant, nach diesem Projekt weiter vernetzt zu bleiben und z.B. ein Econ-Barcamp zu veranstalten (ich glaube diese Idee habe ich mal von zwei gerade ausgezeichneten Bloggern aufgeschnappt).
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