Vorhersagemärkte sehen weiter steigende Wahrscheinlichkeit für Austritt eines Landes aus dem Euro

by Dirk Elsner on 25. Mai 2012

Ich orientiere mich bei Vorhersagen ja weniger an den Aussagen einzelner “Experten” oder Umfragen, sondern mehr an marktorientierten Instrumenten, wie an Vorhersagemärkten (Hintergrund mit Links zur vertieften Erläuterung dazu unten in diesem Beitrag) Zwar haben Märkte längst nicht immer recht (wer hat das schon), sie geben aber ein aggregiertes Meinungsbild ab. Und besonders spannend ist derzeit zu beobachten, wie dieses Meinungsbild sich für den Austritt eines Landes aus der Eurozone entwickelt. Zuletzt hatte ich vor zwei Wochen über den aktuellen Stand der Erwartungen berichtet. Das war kurz nach den Wahlen in Griechenland und Frankreich.

Mittlerweile werden die Stimmen zu einem Austritt Griechenlands immer lauter (siehe dazu von Eric Bonse „Wann kommt der „Grexit“?). In der EU soll bereits an entsprechenden Plänen gearbeitet werden. Angeblich will zwar niemand diesen Austritt, aber alle reden darüber. Daher heute ein Update der Erwartimgem im Vergleich zu den Werten vor zwei Wochen, die den Stand abbildeten.

Übersicht: Erwartung, dass mindestens ein Land die Eurozone zum jeweiligen Jahresende verlässt.

Austritt 11.05.2012 24.05.2012 Veränd.
Ende 2012 35,60% 41% 5,40%
Ende 2013 55% 58,00% 3,00%
Ende 2014 69% 67,60% -1,40%

Quelle: Intrade

Und hier die entsprechenden Charts dazu, aus denen man gut die Erwartungsänderungen ablesen kann:

 

Chart für Austritt bis Ende 2012

 

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Quelle: Intrade

Oben wird aber deutlich, dass zumindest bei Intrade die Erwartungen für einen Austritt bis Ende 2012 im vergangenen Jahr schon einmal höher eingeschätzt wurde, nämlich bis zur Spitze auf 60%. Für 2012 hier zur Ergänzung auch noch einmal der Wochenchart. Dort kann man erkennen, wie sich die Erwartungen durch die G8- und Euro-Gipfel geändert haben.

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Chart für Austritt bis Ende 2013

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Quelle: Intrade

Chart für Austritt bis Ende 2014

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Quelle: Intrade

Beitrag nachträglich geändert.

peter Oktober 16, 2012 um 22:04 Uhr

ich weiß nicht was das hier soll: der Begriff „Vorhersagemarkt“ soll wohl irgendwas seriöses suggerieren, oder?

Dabei geht es doch hier nur um die Quoten von irgendwelchen Zockerbuden a la xbet! Warum wird hier so ein Sch*** immer wieder publiziert? Es wäre besser sich mit Fakten zu befassen als mit Kaffeesatz-Leserei!

Mathias Täge Mai 25, 2012 um 16:46 Uhr

Das ganze dürfte eh ein Chicken game sein.
Griechenland als Land ist nicht das Problem. Aber wenn man sich die Verflechtung der europäischen Banken ansieht, und sich dann vorstellt, dass ein Land wie Griechenland mit seinem Bankensektor und der Vernetzung aus der Eurozone austritt, dann dürfte das den Finanzsektor nicht gut bekommen. Die Europäischen Banken sind dank EZB so vernetzt, das das garantiert nicht ohne Folgen und Dominoeffekte bleiben dürfte. Dazu kommt, dass wenn die Drachme eingeführt und Abgewertet werden würde, auch noch Zahlungsbilanzen massiv korrigiert werden. Eigentlich ist der Austritt nicht vorgesehen, und wie sie da einen „Plan B“ haben wollen, ist mir auch schleierhaft. Wie soll der Aussehen?
EZB flutet den Europäischen Bankensektor? Noch eine 1 Billion?
Dazu dürfte es ähnliche Wirtschaftsturbulenzen geben, wie als die RGW auseinander fiel. Die Wirtschaftsleistung der ehemaligen RGW Staaten war nach dem Zusammenbruch fast ein Jahrzehnt unter dem Level von 1989. Unkontrolliert flog das Damals auseinander. Sprich selbst wenn sie das tun, und es nicht nur nur ein Chickengame ist, dürfte das ganze extreme Fogen haben..

Marsman Mai 25, 2012 um 10:50 Uhr

Hoffe mein Hinweis ist okay weil vom unmittelbaren Thema abweichend.

Ich habe bei der Welt (weil es bei der am leichtesten geht) Artikel zu den
Suchworten „Regierung Finanzkrise“ und den Zeitraum 1. Mai 2008 bis 1. Mai 1010
abgerufen.
Da kann man von hinten (Seite 27) beginnen, also 2008. Das blosse
Überfliegen der Artikel, Schlagzeile und Einführung, ergibt ein interessantes Stück Gegenwartsgeschichte.
„Staat und Regierung müssen jetzt klotzen“ und nichtb loss kleckern heisst es
da im Oktober 2008. Weiter geht es mit den Abstimmungen in den USA im
Oktober 08 zum Rettungsplan von Bush und 700 Milliarden Dollar. Die EU diskutiert auch eigenes Rettungspaket. Dann schliesslich gibt der Staat die
grösste Garantie für die Spareinlagen. Und dann schliesslich „Staaten überbieten
sich mit Rettungsplänen“, Grossbritannien will Banken teilverstaatlichen“,
bis es dann heisst „Britische Bank-Aktien stürzen ab“ ) und das alles im Oktober
2008. … Und so weiter …
http://suchen.welt.de/woa/search.do?offset=260&lastobj=1052723950802%2C200808071244%2C7501320%2C27%2C262&length=10&order=date+desc&similar=&wtmc=suche_main&search=Regierung+Finanzkrise&mode=extended&date=period&dateFrom=01.05.2008&dateTo=01.05.2010&autor=&categories%5B%5D=1929&categories%5B%5D=1936&outputs=0

Eric B. Mai 25, 2012 um 10:26 Uhr

Interessant, dass die Vorhersagemärkte es offenbar gar nicht eilig haben, sondern dass ein Austritt – ich vermute Griechenlands – eher 2013 als 2012 gesehen wird. Dabei tut die Politik doch so, als seit am 17. Juni Schluss, jedenfalls dann, wenn die Griechen nicht die richtigen Parteien wählen… Und an den Kapitalmärkten laufen schon Gerüchte über einen „grexit“ Anfang Juni um… http://lostineurope.posterous.com/wann-kommt-der-grexit

Dirk Elsner Mai 25, 2012 um 10:42 Uhr

Finde ich in der Tat auch interessant. Die aktuelle Diskussion in den Medien vermittelt den Eindruck, als sei man schon viel weiter, was einen Austritt betrifft.

Man könnte die aktuellen Aktivitäten aber auch so interpretieren, dass man eine glaubhafte Drohung gegenüber Griechenland aufbauen will (ist doch wieder so eine Art Chicken Game), um Griechenland doch noch auf Kurs zu bringen. Gelänge dies, dann wäre ein Austritt wieder unwahrscheinlicher.

Thomas Mai 25, 2012 um 06:09 Uhr

Anfang November letzten Jahres war die erwartete Wahrscheinlichkeit für einen Austritt bis Ende 2012 60% macht bei Gleichverteilung auf die 14 Monate 6.33% pro Monat.
Jetzt ist die Wahrscheinlichkeit 40%, aber es sind nur noch 7 Monate übrig, macht 7.03% pro Monat. Daher ist die Lage jetzt gefähricher, oder?

Dirk Elsner Mai 25, 2012 um 07:35 Uhr

Stimmt. Das ist eine gute Erklärung, warum der Faktor nicht die alten Höhen erreicht. Bestätigt wird die These ja durch die 2013 und 2014er Zahlen, die ja bereits wieder nahe dem Höchststand notieren.

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