Banken fürchten Italien-Pleite, der Markt im Moment nicht mehr

by Dirk Elsner on 8. August 2012

Ich weiß, in Deutschland stehen wir auf Endzeit und Apokalypse. Nicht ganz klar ist dabei, ob die entsprechenden Berichte tatsächlich der Realität oder eher medienökonomischen Kalkülen entsprechen. So jedenfalls dachte ich bei einem Bericht am Montag im Handelsblatt über die Ausfallversicherungen und Banken, die eine Italien-Pleite fürchten. Ich schätze einmal, der wurde wieder gut geklickt, weil Italien-Pleite so nach Untergang klingt.

Die Märkte für Ausfallversicherungen jedenfalls scheinen die Skepsis der Düsseldorfer nicht mehr zu teilen. Geht es nach den Preisfeststellungen bei Bloomberg, dann haben sich die Risikoprämien in den letzten Tagen deutlich zurück entwickelt. Das könnte man auch so interpretieren, dass der Markt eine Pleite Italiens weniger fürchtet als Mitte Juli.

Gestern jedenfalls notierte lt. Bloomberg der entsprechende CDS-Index mit  451,52 Punkten deutlich unter seinem Höchststand.

Fairerweise steht auch im Kleingedruckten des Artikels, dass sich die Meldung auf den Aufbau der Positionen im zweiten Quartal bezieht, also keine brandaktuelle Markteinschätzung ist. Gegruselt haben wir uns dennoch bei der Lektüre der Überschrift.

Der Hinweis auf die sich nicht weiter verschlimmernden Preise für die Kreditversicherung ist übrigens keine Entwarnung. Die CDS-Preise sind aber ein recht nützliches Fieberthermometer.  Schaut man sich die Entwicklung über die letzten fünf Jahre an, dann wird deutlich, dass das “Fieber der Märkte” weiter sehr hoch ist und wir weit von einer Entspannung (und Lösung) entfernt sind. Aber manchmal kann ich mich bereits darüber freuen, wenn sich das Fieber nicht noch weiter verschlimmert hat.

Johannes Cremer August 8, 2012 um 11:27 Uhr

Hallo Herr Elsner,
aus aktuellem Anlass: Ich bin im Moment in Italien (Südtirol). Hier herrscht die gleiche Untergangsstimmung und ähnliche Solidaritätsthemen, wie wir sie mit den PI(I)GS Staaten haben – nur mit dem Unterschied, dass es hier um Norditalien und Süditalien geht… Aber das nur am Rande. Sie haben mit Ihrem Kommentar „Ich schätze der wurde gut geklickt…“ sicher Recht. Es ist schon sehr anstrengend, dem normalen Menschen auf der Straße zu erklären, dass Medien nun einmal Interessen haben und das sich Schlagzeilen besser verkaufen als ein kölsches „et hät noch immer jot jejangen“. Andererseits glaube ich genau deswegen an Jeff Jarvis Prognose, dass 2040 keine Druckerpressen mehr Zeitungen drucken 🙂 – und auf im Fernsehbereich wird es ähnlich sein. Mein 13-jähriger Sohn unterhält sich mit seinem Freund hier über „broadcast yourself“ und wieviele Abonnenten ihre Lieblingskanäle auf youtube haben.
Viele Grüße, Johannes Cremer

Guenni7 August 8, 2012 um 07:44 Uhr

Nun, Zeitungen leben von übertriebenen Überschriften, gerade das Handelsblatt ist in letzter Zeit mit den Überschriften fast auf Bild-Niveau angelangt. Traurig – aber wahr.

Um Italien mache ich mir ehrlich gesagt keine Sorgen, da gibt es zwar kleinere Probleme, aber Italien hat konkurenzfähige Industrie und ist auch auf einigen Gebieten Marktführer. Ein Vergleich mit Spanien oder gar Griechenland verbietet sich. Habe sogar selbst eine Anleihe von Italia Telecom, und das bereitet mir keine Bauchschmerzen, und mein neuer Herd Marke „Sole“ ist auch made in Italy.
Auch im Bereich Software kenne ich viele Produkte aus Italien ohne nennenswerte Konkurrenz. Von daher: Keep cool.

Dirk Elsner August 8, 2012 um 08:54 Uhr

Ach ja, das tut ja richtig gut, dass es noch etwas Gelassenheit gibt.

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