Wie EMIR die Fragilität der Finanzmärkte erhöht

by Dirk Elsner on 18. April 2013

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In meiner neuen Kolumne für das Wall Street Journal schieße ich eigentlich am Thema “Wandel in der Finanzbranche” vorbei, weil ich mich auf das Risiko einer Unternehmen und Banken beschäftigenden Regulierung fokussiere. Es geht darin um die regulatorischen Rahmenbedingungen für OTC-Derivate (Hintergrund zu diesen Instrumenten hier). Mit der europäischen Verordnung EMIR (European Market Infrastructure Regulation) soll das Ausfallrisiko von bilateral abgeschlossenen Geschäften verringert werden. Aber wie schrieb Dirk Niepelt Anfang April so treffen auf Ökonomenstimme:

Finanzmärkte können Risiken nicht reduzieren oder "transformieren", sondern sie können sie streuen – nicht mehr und nicht weniger. Doch obwohl sich die Marktakteure dieser Tatsache mehrheitlich bewusst sind, scheinen sie zuweilen in einen Zustand kollektiver Selbsttäuschung zu verfallen.”

Nach den G20-Beschlüssen sollen standardisierte OTC-Derivate künftig über zentrale Gegenparteien abgewickelt und die Markttransparenz über die Meldung an Transaktionsregister erhöht werden. Für Derivate, die nicht über zentrale Gegenparteien abgewickelt werden können, gelten ebenfalls strengere Regelungen, wie zeitnahe Geschäftsbestätigungen, regelmäßige Abstimmungen und gegenseitige Besicherungsanforderungen. Mit den umfangreichen Umsetzungsdetails sind derzeit Banken weltweit beschäftigt, sofern sie überhaupt noch OTC-Derivate Geschäfte abschließen wollen. Aber auch Unternehmen, die sich etwa über Swaps gegen Zinsänderungen oder Schwankungen der Rohstoffpreise absichern wollen, sind in den Sog der Anforderungen geraten.

Vieles in den EMIR-Anforderungen macht Sinn. Bauchschmerzen bekomme ich immer dann, wenn Unternehmen und Banken vorgeschrieben wird, Geschäfte über bestimmte Geschäftspartner abzuwickeln, wie in diesem Fall über die sogenannten Zentralen Gegenparteien. Bei denen häufen sich nach meiner Ansicht neue große Risiken an. Mehr zu den neuen Megarisiken für die Finanzmärkte gibt es in der Kolumne.


PS

Von einem Verbot dieser Instrumente halte ich übrigens auch nichts. In der Privatwirtschaft gibt es einen Bedarf nach derartigen Absicherungsgeschäfte, die natürlich auch zu Spekulationszwecken eingesetzt werden können. Meine Position gegen Verbote hatte ich einmal 2013 in dem Beitrag “Absurdistan um Verteufelung der Credit Default Swaps” aufgeschrieben.

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