So könnte ein Bezahlprozess über Bitcoin im E-Commerce aussehen

by Dirk Elsner on 9. Dezember 2013

Die digitale Netzwährung Bitcoin hat ja erneut spannende Tage hinter und vermutlich weiter vor sich. Das ist aber nicht das Thema dieses Beitrags. Mich interessieren aktuell nicht die starken Preisschwankungen und die Diskussionen, ob der Hype um die Netzwährung zu einer Blase geführt hat oder noch führt. Daran können sich andere abarbeiten. Bitcoin ist nun einmal da und wird als Zahlmittel angeboten. Der Hype hat aber dazu geführt, dass ich in den letzten Wochen häufiger nach der Eignung für den Handel gefragt wurde. Mich interessiert daher aktuell die Verwendung von Bitcoins für die Bezahlung in der Praxis.

Am vergangenen Freitag hatte ich mich hier bereits intensiver mit ausgewählten Grundlagen zu Bitcoin befasst.   Vor allem über Twitter geführte Diskussionen habe ich die Transaktionskosten kritisiert bzw. dass die Anhänger von Bitcoin die Transaktionskosten als zu niedrig einschätzen. In dem Beitrag morgen und am Mittwoch will ich das noch etwas ausführlicher beleuchten.

Am Wochenende habe ich mir zunächst Gedanken gemacht, wie eigentlich ein typischer Transaktionsprozess für einen Einzelhändler aussieht, wenn er Bitcoin als Zahlungsmittel anbietet. Mit einer rein verbalen Beschreibung war ich nicht zufrieden und suchte eine grafische Darstellung. Im Netz habe ich zwar einige Grafiken gefunden. Die beleuchteten aber nicht die Teile der Bitcoin-Transaktion, die mich interessierten. Ich habe daher mit Hilfe des Webtools Gliffy eine eigene Grafik für einen möglichen Bezahlprozess erstellt.

Ich bin nicht sicher, ob ich hier bereits alle für den Bezahlprozess wichtigen Details berücksichtigt habe. Aus Vereinfachungsgrünen weggelassen habe ich ich den Peer-to-Peer-Bestätigungsprozess durch die Miner. Ich stelle den Entwurf hier gern zur Diskussion, auch um ihn für eine nächste Version zu verbessern. Für den Kauf bzw. Handel von Bitcoins orientiere ich mich an Mt. Gox.

Prinzipiell bestehen zwei Möglichkeiten für einen Händler, der seinen Kunden die Bezahlung über Bitcoins anbietet, zwei Möglichkeiten.

  1. Der Händler verwaltet die Zahlungen selbst oder
  2. er lagert die Zahlung an einen externen Dienstleister aus

Hier wird der 1. Fall betrachtet. Weil die Grafik hier im Blog sich nicht in voller Größe darstellen lässt, kann man sie hier in großer Fassung abrufen.

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Bitcoins werden wie digitales Bargeld behandelt. Eine einmal angestoßene Zahlungstransaktion kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Trotz der Sicherheitsmechanismen, die ich am Freitag hier grob angerissen habe, geht die eigentlich Transaktion im Vergleich zu Überweisungen und Lastschriften sehr zügig. Jedoch nicht so zügig, wie das allgemein dargestellt wird (dazu mehr am Mittwoch).

Die Zahlung via Bitcoin weist aber einen Mangel aus Sicht der Händler aus, der den meisten Darstellungen fehlt. Den Zahlungstransaktionen bzw. den Nachrichtentypen der Transaktion können neben den reinen Zahlungsdaten keine zusätzlichen strukturierten Daten wie Geschäftsidentifikationsnummern, Verwendungszwecke, Returncodes oder was auch immer mitgegeben werden. Die Transaktion enthält nur die Bitcoin-Adresse des Empfängers, des Absenders und den Betrag.  Händlern wird daher empfohlen, für jede Rechnung eine eigene Bitcoin-Adresse zu erstellen. So sollen Verwirrung vermieden werden, wenn zwei Kunden denselben Rechnungsbetrag zahlen.  Dennoch schränkt das die Verwendung für den kommerziellen Zahlungsverkehr ein. Außerdem entsteht zusätzlicher IT-Aufwand, weil für jedes Geschäft eine Adresse erzeugt und überwacht werden muss. Daneben müssen diese Einmaladressen mit den weiteren Bestell- und Kundendaten verknüpft werden müssen.

Direkte Transaktionskosten

Was ich nicht im Detail untersucht habe ist, welche Transaktionskosten in den einzelnen Phasen anfallen. Zwar können kostenfrei beliebig viele Konten geführt werden und auch die Transfers von Bitcoins selbst sind kostenfrei (es gibt nur freiwillige Gebühren). Die Transfers von Euros zu den Marktplätzen und die Benutzung der Marktplätze  selbst zum Tausch kosten aber Gebühren. Darüber hinaus gibt es Händler-Services, auf die die Verwaltung von Bitcoins ausgelagert werden kann. Daniel Kerscher beschreibt in seiner Arbeit die Services näher und fasst Leistungen und Kosten in einer Tabelle zusammen (S. 11):

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In dem Beitrag morgen werde ich ganz speziell noch einmal auf die Transaktionskosten eingehen, die durch den Bid-Ask Spread entstehen.

Die Darstellung mag jetzt dem einen oder anderen Leser etwas zu kompliziert und zu tief vorkommen. Im Grunde ist das System aber nicht komplizierter als Zahlungsvorgänge in anderen Währungen mit anderen Zahlungssystemen. Nur meist macht man es sich als normaler Käufer gar nicht bewusst, welche Vorgänge erforderlich sind, damit Geld vom Konto des Käufers auf dem Konto des Verkäufers landet. Und wer sich etwa mit den Feinheiten des Lastschriftverkehr nach den neuen SEPA-Verfahren befasst, der wird feststellen, dass es noch komplizierter geht.

Quellen

Daniel Kerscher: Bitcoin: Funktionsweise, Risiken und Chancen der digitalen Währung (Kindle Version)

Harald Bögeholz, Fabian A. Scherschel, Währung im Kollektiv, in: C´t 25/2013 (paid content)

Support Mt Gox: Withdrawals and Deposits, General Questions

Wikipedia: Bitcoin, Mt. Gox

How do you buy bitcoins: Mt Gox

Bitcoin.de: FAQ, Der Bitcoin Client

Dennis Assenmacher: Bitcoin und E-Commerce

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