Merker: Durch Regulierung gemachte Krise der Regionalbanken?

by Dirk Elsner on 9. Januar 2014

Ich muss mir hier einen Merker setzen für einen Beitrag im Handelsblatt über den “Gesundheitszustand” der Sparkassen und Volksbanken. In “Die Krise der Musterschüler” berichtet das Blatt über eine aktuelle Studie, die von den Regionalbanken selbst angeregt worden ist. Ein Fazit soll sein, dass Sparkassen und Volksbanken auf eine Krise zusteuern.

An dem Thema überrascht leider nur, dass dies erst jetzt auffällt. Denn es ist keineswegs eine neue Erkenntnis, dass die immer strengeren Regeln in der Finanzbranche kleinere Institute besonders hart treffen, weil sie im Verhältnis zu ihrer Größe mehr Aufwand betreiben müssen (siehe dazu u.a. “Wettbewerbsverzerrung im Finanzsektor: Regulierung und Krisenhilfe machen große Banken größer und vielleicht riskanter”).

Das Dilemma der Finanzmarktregulierung ist ja, dass wer sich heute bei öffentlichen oder publizistischen Auftritten Applaus sichern möchte, einfach fordert, Banken noch schärfer zu regulieren und an die “Kette zu legen”. Meist erschöpfen sich die Forderungen auf diesem Niveau. Die Details sind dann unbequem und werden nur noch von Spezialisten verstanden. Und genau so wenig möchte sich jemand mit den Konsequenzen befassen. Dazu gehört aber, dass kleinere Institute, von den die allermeisten nichts mit den großen Marktmanipulationen zu tun hatten, nicht mehr am Markt bestehen können und Neugründungen im Finanzbereich stark erschwert werden.

Weder Politiker und Banken wollen sich übrigens auch damit befassen, dass die derzeitige Finanzmarktregulierung kaum geeignet ist, neue Finanzkrisen zu verhindern. Dazu geben Frank Riedel in “Die Schuld der Ökonomen” und Anat Admati zusammen mit Martin Hellwig in “Des Bankers neue Kleider” erstklassige Einsichten. Stattdessen erhöht die Regulierung Komplexität und Kosten. Mittleren und kleineren Instituten bleiben so kaum Ressourcen für wirkliche Produkt- und Prozessneuerungen. Gründer werden von vorn herein abgeschreckt. Das wiederum erfreut die etablierten Spieler.

Gierls Januar 9, 2014 um 09:01 Uhr

Zustimmung, es geht sogar weiter. Die „Allgemeinheit“ hat kaum Kenntnisse über allgemeine wirtschaftliche Zusammenhänge, warum sollten dann Kenntnisse über mögliche Auswirkungen der Bankenregulierung bestehen. Ich vermute aber auch, es gibt eine große Zahl von Bürgern, die überhaupt kein Interesse daran haben, Zusammenhänge kennen zulernen.
Die Ironie an der Bankenregulierung ist, dass es die kleinen Institute trifft, die wohl recht eindeutig weniger Gefahr für das System darstellen. Vielleicht mit Ausnahme, wenn sie zu stark in Haftungsverbunden involviert sind. Aber da bin ich mir nicht mal sicher.
Noch gravierender erscheint es mir, dass Markteintritte neuer Akteure erschwert werden. Regulierungen haben die Tendenz Reparaturmaßnahmen darzustellen. Zuweilen wäre es aber günstiger Innovationen Freiraum zu schaffen. Dazu braucht es Markt, Freiheit und Rahmenbedingungen, die eine möglichst große Anzahl von potentiellen neuen Marktteilnehmer erfüllen kann. Und, um auf den Anfang zurück zukommen, es muss Nachfrage vorhanden sein oder zumindest geschaffen werden, nach den Angeboten der Innovatoren. Mit der immer wieder wiederholten Aussage, Bankeinlagen seien sicher, wird hier aber kontraproduktiv gehandelt. Leider.

Comments on this entry are closed.

Previous post:

Next post: