Storytelling zum laschen Stresstest der EBA funktioniert

by Dirk Elsner on 30. April 2014

Die European Banking Authority (EBA) hat gestern die Details zum Stresstest bekannt gegeben.

Ich habe mich bisher noch nicht intensiv mit den Einzelheiten befasst. Spiegel Online hat wesentliche Annahmen zusammengefasst:

"Die Annahmen sehen unter anderem vor, dass die europäische Wirtschaft in diesem Jahr nicht wie eigentlich angenommen wächst, sondern um 0,7 Prozent schrumpft. Für das kommende Jahr wird dann ein Rückgang von 1,5 Prozent simuliert, für 2016 eine minimale Erholung um 0,1 Prozent. Dies ist allerdings weniger, als in der realen Krise in den Jahren 2008 bis 2010 verloren ging. Auch ein Verfall der Aktienkurse von fast 20 Prozent sowie einknickende Staatsanleihen gehören zu dem Szenario."

Mein spontaner Kommentar von gestern Abend dazu: Ich frage mich, was dieser Stresstest von EBA/EZB soll. Der Test simuliert nicht einmal die letzte Krise. Wenn das jetzt ein Härtetest für das Finanzsystem sein soll und nun bereits die ersten Banken kapitalmäßig nachbessern müssen, dann ist es trotz der Milliardenstützen und Subventionen durch explizite und implizite Staatsgarantien kaum gelungen, das Finanzsystem sicherer zu machen. Das ist erschreckend. Die Finanzmarktregulierung muss dringend auf einen Prüfstand gestellt werden, denn die Bankenkrise ist weiter nicht beendet.

Ausführlicher äußert sich auch Risknet:  Fat-Tail-Ereignisse werden ausgeblendet -Bankenstresstest ist nicht besonders stressig. Darin schreibt Risknet u.a.:

“Damit ist klar, dass die EBA den Stresstests, die die Banken selbst durchzuführen haben, kein Katastrophenszenario a la 2009/10 zugrunde legt. Zum Vergleich: Allein im Rezessionsjahr 2009 sank das EU-BIP um 4,5 Prozent. Das negativste Szenario der EBA sieht einen BIP-Rückgang von gut 2 Prozent über zwei Jahre vor. Eine Deflation sieht das Negativszenario ebenso wenig vor wie einen Stopp der russischen Erdgaslieferungen nach Europa. “

Wenn ich auf den Tenor weiterer Berichte schaue, dann scheint aber das europäische Storytelling vom “harten Stresstest” zu funktionieren.

Ansonsten habe ich mich am Montag in Banken-Stresstest der EZB: Heisenberg oder Walter White? ausführlich mit dem Stresstest befasst.

Die europäischen Institutionen wecken in einem hoch komplizierten und in der Anwendung tatsächlich anspruchsvollen Verfahren, dass der Stresstest die Stabilität des Finanzsystems signalisieren soll. Das ist nicht der Fall, selbst wenn dieser Test als die bislang schwerste Härteprüfung für die Bilanzen der Banken bezeichnet wird.  Ich hoffe nur, dass meine Vermutung nicht in naher Zukunft durch die Realität belegt wird. Ich jedenfalls hätte mit einer Monte-Carlo-Simulation noch deutlich schärfere Szenarien durchgespielt. 

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