Wie bekannt investiert die Abu Dhabi United Group for Development and Investment“ (ADUG) derzeit hohe dreistellig Millionenbeträge in einen Mittelklasseverein der britischen Premier Leaque. Kritisch wird die Hyperkommerzialisierung des Fussballs in England aus Deutschland verfolgt. Im Kommentar „Gegen Fußball als Kommerz Im Namen der Fans“ stellt Alexander Hagelüken in der Süddeutschen die Schattenseiten für den englischen Fussballfan dar. Matthias Wulff schaut in der Welt dagegen halb sehnsüchtig, halb neidisch nach England.
Was den Anhängern von Manchester City wie ein Traum vorkommen wird, ist für mich wirtschaftliches Kalkül. Vordergründig mag man es für maßlos halten, wie mit den Ölmilliarden umgegangen wird. Ich denke, dahinter steckt knallharte Berechnung und eine Strategie, die sich für Abu Dhabi lohnen wird.
Geschäftszweck der ADUG ist nicht, sein Geld künftig mit Fussball zu verdienen. Aber die Arabischen Emirate haben Anlagebedarf für ihre Ölmilliarden. Investieren lässt es sich insbesondere vor den Augen einer kritischen Öffentlichkeit viel leichter, wenn man einen bekannten Namen hat. Wenn darüber hinaus auch noch der Name positiv besetzt ist, dann öffnen sich dadurch schnell Türen in der Geschäftswelt, die sonst möglicherweise verschlossen geblieben wären.
Ähnlich wie jetzt in England hat sich Al Fahim übrigens schon in Costa Rica einen Namen verschafft, wie wir in der Times nachlesen können. Dort versuchte er ins Immobiliengeschäft einzusteigen. Sein Problem war, dass niemand ihn noch seine Gesellschaft kannte. So entschloss er sich, einen Fussballclub zu sponsorn und wurde über Nacht bekannt in dem Land.
Für Kalkül spricht auch die Auswahl des Vereins. Nach Angaben der Londoner Times hat sich Al Fahim neben Manchester City mehrere andere Vereine für die ADUG angesehen: Arsenal, Newcastle and Liverpool. Bei Arsenal gibt es zu unterschiedliche Interessen zwischen rivalisierenden Eigentümern. Newcastle und Liverpool sind mit zu hohen Schulden belastet. Manchester City war am dichtesten am „Modell Chelsea“. Es gab einen Eigentümer, der unter Druck stand, den Verein zu verkaufen.
Ebenfalls steckt Strategie hinter der Botschaft, der Verein könne nun alle Spiele zu beliebigen Preisen kaufen. Ich denke nicht, dass Christiano Ronaldo für 165 Millionen Euro die Straßenseite wechseln wird. Aber von einer solchen Botschaft geht Entschlossenheit aus, gleichzeitig wird die Konkurrenz damit eingeschüchtert.
Einschüchterung ist in der Wirtschaft ein bliebte Strategie um Konkurrenten in Schach zu halten. Einschüchterungen wirken als Drohungen aber nur, wenn sie glaubhaft sind. Angenommen die ADUG bietet künftig im Kauf von Unternehmen mit. Die von dem Fussballdeal ausgehen Botschaft an potentielle Mitbieter ist doch die: „Wenn die ADUG bietet, braucht Ihr erst gar nicht mitbieten.“ Wenn es Al Fahim so gelänge, Konkurrenten aus dem Rennen zu werfen, dann bekommt er die investierten Millionen in Milliarden zurück.
Hintergrund: ADUG und Dr. Sulaiman Al Fahim
Die ADUG hat ein Vermögen von geschätzt 150 Milliarden Euro. Dahinter steckt die Herrscher-Familie Al Nahyan, deren Vermögen auf 682 Milliarden geschätzt wird. Dagegen wirkt Chelsea-Eigentümer Roman Abramowitsch mit einem geschätzten Vermögen von 23,5 Milliarden Euro wie ein Armenhäusler, schreibt der Kurier aus Österreich.
Über den Chef der ADUG, Dr. Sulaiman Al Fahim, sind heute einige Informationen über Tagesspiegel zu lesen:
„Geboren 1977 in Dubai, spielte er als Kind lieber Schach – ein Sport, dem er noch heute treu ist. Mit 11 Jahren begann er nach der Schule in der Apotheke seines Vaters zu arbeiten. Mit 14 Jahren spekulierte er bereits unter dem Namen seiner Mutter mit Aktien, mit 15 Jahren stieg er ins Immobiliengeschäft ein. „Mein Leben kreiste um Schule und Arbeit. Morgens ging ich zum Unterricht und abends arbeitete ich in der Apotheke. In diesen Jahren habe ich viel gelernt, zum Beispiel wie man am besten mit Kunden umgeht und wie man sein Geld gut investiert.“
1998 führte eine Tragödie zu einem tiefen Einschnitt in seinem Leben: Die Eltern und sein jüngerer Bruder starben bei einem Verkehrsunfall. Sulaiman entschied sich, in die USA zu gehen. Dort studierte er Finanzwissenschaften und Immobilienmanagement in Washington D.C. und schloss mit einem Doktortitel ab. Frisch verheiratet kehrte er im Juni 2003 in die Vereinigten Arabischen Emirate zurück. Zwei Jahre später gründete der Vater dreier Kinder die Hydra Properties, ein Unternehmen, das seither zu den am schnellsten wachsenden Immobilienkonzernen in der Golfregion gehört. Auf der Liste der 100 mächtigsten Araber steht Al Fahim inzwischen auf Platz 16.“
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