Shiller: Die Krise ist vor allem auch ein psychologisches Phänomen

by Dirk Elsner on 30. Januar 2009

Das Handelsblatt hat ein Interview mit meinem Lieblingsökonomen Robert Shiller geführt. Shiller gehört übrigens nicht zu meinen Favoriten wegen seiner zum Teil düsteren Vorhersagen oder seiner ihm angedichteten Untergangsszenarien, sondern weil er anders z.B. als Roubinis interessante Vorschläge zur Nutzung von Finanzinstrumenten macht (siehe diesen Beitrag für einige seiner Vorschläge, um damit die Lebenssituation vieler Menschen zu verbessern. 

Zurück zum Interview. Das Handelsblatt sucht sich für die Schlagzeile wieder einmal die Stelle heraus, die am gruseligsten klingt:  "Die Krise kann noch zehn Jahre dauern". Diese Aussage hat wenig wert, klingt aber spektakulär. Und eigentlich ist sie verwunderlich, weil Shiller zumindest bezogen auf die Aktienmärkte nach Angaben von cnn gesagt haben soll, dass die Märkte mittlerweile günstig seien.

Viele interessanter als die Debatte über dunkle Vorhersagen oder schlechte Schlagzeilen ist die Feststellung von Shiller, dass die Krise vor allem auch ein psychologisches Phänomen sei. Es müsse Marketing gemacht werden, damit der Eindruck einer wirtschaftlichen Erholung erweckt werde. Dieser Ansatz passt zu Shiller, der ja auch die Blasenbildung an den Immobilien- und Kapitalmärkten in seinen Büchern psychologisch erklärt hat.

 

Ob aber ein psychologischer Kickstart tatsächlich gelingt, ist freilich offen, denn die gefühlte Stimmungslage ist schlecht. Auch vom aktuellen Mekka der Finanzmärkte, aus Davos sind bisher noch keine positiven Impulse gekommen. Dabei wäre dies eigentlich ein schönes Plenum, um so etwas wie Aufbruchtimmung zu vermitteln.

Für das Vermitteln neuer positiver Impulse ist es übrigens vollkommen egal, wie die verschiedenen Vorschläge zur Rettung von Banken und zum Durchstarten der Konjunkturen im Detail gestaltet sind. Gelingt es nicht, daraus eine Aufbruchtimmung zu erzeugen, dann werden die sehr kostspieligen Maßnahmen verpuffen, wie ein Feuerwerk. Und danach bleibt nur Dunkelheit.

madeleine Januar 30, 2009 um 12:37 Uhr

Ganz so schlimm ist es nicht??? Wer vorsorgt ist klar im Vorteil, das hat mit Weltuntergangsstimmung nix zu tun.

Man liest gerade auf Hartgeld.com in riesen Buchstaben:
Gold geht rasend schnell hoch

Achtung: möglicher System-Kollaps:

Holt lieber das Geld von der Bank!

enigma Januar 30, 2009 um 06:23 Uhr

Ganz so schlimm ist es nicht: man muß ja nicht auf den Trip verfallen – wie z.B. im Blog von weissgarnix, wo sich ein Stelldichein selbsternannter Weltuntergangspropheten abspielt – den Kapitalismus als soziale Organisationsform zur Steuerung von Produktion vorschnell zu beerdigen. Was sich zur Zeit abspielt ist doch, daß sich die (für autonom gehaltene) Finanzsphäre einfach mal wieder an die reale Produktionsspäre anpassen muß!!! Der Logik des Kapitalismus zufolge MUSS das sogar sein. Nur leider unterliegen Politiker der Morgenstern´schen Pseudologik und wollen nicht akzeptieren, was sich glasklar vor ihren Augen abspielt. Es gibt nur eine Hoffnung: daß der Kapitalismus robuster ist, als alle Maßnahmen der Geld-, Konjunktur und XYZPolitik und wieder als das gesehen wird, was er ist: ein effektives Kooperationssystem!!

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