Konjunktur könnte sich deutlich schneller erholen als erwartet

by Dirk Elsner on 3. Februar 2009

Es ist nicht kaum zu fassen, dass sich jemand mit Vorhersagen heraustraut, die nicht dem derzeitigem Mainstream entsprechen. En Vogue ist derzeit der Untergang. Aber zur Sache: Drei Ökonomen der US-Eliteuniversität Stanford stellen die These auf, dass es mit der Konjunktur deutlich schneller wieder aufwärts gehen könnte als es derzeit aussieht, schrieb gestern das Handelsblatt. Ihren Optimismus stützen sie auf historische Analysen und ein theoretisches Modell (Link zum Arbeitspapier unten).

Die drei Ökonomen sind Nick Bloom, Max Flötotto und Nir Jaimovich und derzeit nur Insidern bekannt. Sie könnten Guru-Status erreichen, wie derzeit die Untergangspropheten, wenn sich ihre Vorhersage bewahrheitet.

Sie nennen zwei Faktoren, die den derzeitigen Konjunkturabsturz verursacht haben:

1. Die Kreditklemme, über die bereits viel geschrieben wurde.

2. Unsicherheit als eine eigene ökonomische Kraft, die unabhängig von den Problemen der Banken die Konjunktur belastet. Denn wegen der hohen Ungewissheit sind viele Unternehmen in eine Schockstarre gefallen. Allein aus der Angst vor der Zukunft halten sie sich bei Investitionen und Beschäftigung zurück – selbst wenn sie gar nicht direkt von der Kreditklemme betroffen sind.

Die Macht der Angst in Zeiten der Unsicherheit war übrigens auch ein Thema auf dem Weltwirtschaftsforum unter der Teilnahme prominenter Ökonomen, insbesondere Daniel Kahneman, Nouriel Roubini, Robert J. Shiller

Insbesondere in diesem Punkt bestätigen die Ökonomen eine Position, die der Blick Log schon länger einnimmt (siehe z.B. hier): Als Reaktion auf die fundamentale Unsicherheit, mit der die Wirtschaftssubjekte von allen Seiten konfrontiert werden, passen sie ihre Investitions- und Konsumpläne nach unten an und sorgen damit für eine zusätzliche Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage führt. Daher müssen Politik, Ökonomen aber auch Medien und die medialen Meinungsführer Beiträge leisten, um die Unsicherheit zu reduzieren und sie nicht ständig, wie z.B. gerade in Davos, weiter erhöhen.

Immerhin machen die drei Ökonomen Hoffnung, denn hohe Unsicherheit bremst die Konjunktur nur kurz. Schon nach wenigen Monaten lichtet sich der Nebel wieder. Und dann kommen viele Firmen gar nicht darum herum, wieder zu investieren und neues Personal einzustellen, weil in der Zeit, in der sie die Luft angehalten haben, Nachholbedarf entstanden ist.

Diese Erkenntnisse zeigen aber auch, dass Eile geboten ist, Klarheit bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu erhalten.

Auf der anderen Seite gibt es auch Positionen, die glauben, dass aufgrund der kollektiven Angst die Krise noch schlimmer wird und in eine jahrelange Wirtschaftsdepression mündet. Und kein Ökonom hat so recht eine Antwort auf die Frage, wie man kollektive Angst bekämpft, schrieb der Hausökonom der Zeit, Uwe Jean Heuser. Ein Ansatz, so Heuser könnte in Erfolgsmomenten der Demokratie wie etwa der Wahl Barack Obamas liegen. Davon gehe schon ein Moment der emotionalen Stärkung für viele hervor, sagen die Psychologen, die dieses Jahr in ungewohnt großer Zahl nach Davos eingeladen wurden. Doch die Skepsis gegenüber der Demokratie und der Fairness der Wirtschaft sei immens, warnen sie. Und das sei vielleicht das größte Hindernis auf dem Weg zur ökonomischen Genesung.

Weitere Texte

Nicholas Bloom, Max Floetotto and Nir Jaimovich: Really Uncertain Business Cycles (pdf)

Zeit: Alles eine Frage der Psychologie

Quebecoislibre:  THE POWER OF FEAR*

Welt: Anne Will und die Angst um den Job

Handelsblatt: Die Finanzkrise der Banker-Groupies

Handelsblatt: „So eine Bremsung gab es noch nie“

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