Buffet-Style-Investment in toxischen Wertpapieren

by dels on 29. März 2009

Anfang dieser Woche hat die US-Administration ihren Plan zur “Vermarktung” toxischer Wertpapiere veröffentlich. Dies hat eine Fülle von Reaktionen in klassischen Medien und Blogs hervorgerufen. Unter der Woche habe ich wenig Zeit gefunden habe, diese Berichte genauer zu studieren. Aber dieses verregnete Sommerzeitwochenende bot sich hervorragend dafür an. Und ich freue mich, immer mehr Belege für meine seit Monaten vertretenden These zu finden, dass es bei Teilen dieser toxischen Papiere erhebliche Unterbewertungen geben könnte.

Der noch neue und empfehlenswerte Blog ökonomische Nackenstütze hat einige interessante Informationen zusammengetragen. So zitiert der Blog einen Bericht des New Yorkers über Investments, die Warren Buffet direkt und indirekt in toxische Wertpapiere getätigt hat. Außerdem sollen nach einem Bericht der Washington Post Warren Buffet, der Chef von Goldman Sachs Lloyd Blankfein und William Gross, der Managing Director eines der größten Bondfonds schon im Herbst letzen Jahres die Idee an das US-Finanzministerium herangetragen, einen privat-öffentliche Lösung zu entwickeln, um toxische Wertpapiere von Banken zu kaufen.

Weiter wird im Blog des Economist spekuliert über die These, dass Buffet die Unterbewertung einiger toxischer Papiere erkannt haben könnte und daher Interesse am selektiven Erwerb hat. Buffet sei dafür prädestiniert, weil er gerade dann kaufe, wenn andere Marktteilnehmer ängstlich und zurückhaltend sind und sich daraus Unterbewertungen ergeben. Theoretische Grundlage dafür sei die nun auch von der Treasury offensiv vertretene Annahme, dass Asset-Preise vor allem die kurzfristigen Risikoeinstellungen von Investoren reflektieren, wie Professor Christopher Carroll dies im Blog der FT schreibt.

Caroll bezeichnet die Risikoeinstellungen der Investoren gegenüber den toxischen Assets nicht nur als problematisch, sondern als pathologisch. Daher soll der Geithner-Plan den Märkten die Angst nehmen mit einer Buffet-ähnlichen-Investmentstrategie. Belege dafür, dass Buffet selbst die toxischen Papiere für generell unterbewertet hält, sieht er selbst allerdings nicht. Dies hätte mich auch überrascht, weil man schon sehr differenziert auf die einzelnen angebotenen Assets schauen muss und sich nicht auf die Note einer Rating-Agentur verlassen kann.

Interessant an den hier formulierten Positionen finde ich, dass gerade nicht auf die aktuellen Marktwerte abgestellt wird, sondern auf die Zahlungsströme, die sich aus einem ABS ergeben. So ist auch Carolls Fazit, dass Geithner mit seiner Strategie das Warten belohnen will. Die unterschiedlichen Wirkungen von Risikoprämien (die auch die Liquiditätsprämien enthalten können) und Ausfallquoten auf die Bewertung habe ich zuletzt in diesem Beitrag dargestellt. Darin zeige ich, dass die Änderung der Risikoprämie einen viel größeren Einfluss auf die Bewertung hat als die Ausfallquote.

Natürlich sollen hier auch kritische Töne nicht unterdrückt werden. Stellvertretend sei hier auf Michael Pomerloano in der FT hingewiesen, der den Geithner-Plan deswegen enttäuschend findet, weil den Investoren zu viel Risiko genommen wird. Auch diese Sicht ist verständlich vor dem bisher geschilderten Hintergrund, denn eigentlich bräuchte man keinen public-private-Funds, um die Papiere zu erwerben. Es gab ohnehin schon in den vergangenen Wochen viele Anzeichen, dass Hedge-Fonds und neuerdings auch Publikumsfonds auf den Zug aufspringen.

Und ich würde auch vor voreiligen Investments ohne ausreichende Informationsgrundlage warnen. Gestern sprach ich am Rande einer Veranstaltungen mit einem vermögenden Herren, dessen Anlageberater der Deutschen Bank ihm den “DWS Rendite Extra Garant” (hier alle Details zum dem Fonds) empfohlen hatte. Dieser Fond investiert in forderungsbesicherte Wertpapiere, insbesondere Asset Backed Securities (ABS) sowie deren Tochter- und Schwesterinstrumente nebst Kreditderivaten zur Absicherung. Der Fonds will lt. Stock-World die dramatisch gefallenen Kurse der ABS nutzen. Die Strategie halte ich zwar für grundsätzlich für richtig, jedoch fehlt es mir auch bei diesem Fonds noch an ausreichender Transparenz für die Anleger. Übrigens vorbildlich finde ich die Risikoerläuterung im Verkaufsprospekt (S. 10 ff.). Diesen Prospekt hatte der Anlageberater aber dem Kunden vorenthalten.

Insgesamt zeigen bereits die hier zitierten Beiträge, die nur ein kleiner Ausschnitt der englischsprachigen Veröffentlichungen darstellen, dass die hysterische und undifferenzierte Berichterstattung durch eine deutlich sachlichere Auseinandersetzung ersetzt wird. Zugegeben, die Materie ist höchst komplex. Es wäre dennoch zu wünschen, wenn auch deutsche (Fach-)Medien, sich diesem Trend anschließen würden und die Informationen in eine verständliche Sprache übersetzen. Eine Chance dafür könnte die Bad-Bank-Diskussion bieten, die sicher in den nächsten Wochen auch in Deutschland wieder aufflackern wird und dringend versachlicht werden muss.

Bei der Gelegenheit darf ich interessierte Leser noch einmal auf diese Übersichtsseite des Blick Log hinweisen, auf der viele Artikel der letzten Monate zu den toxischen Papieren und der Bad-Bank-Diskussion zusammengetragen sind. Wer ganz tief einsteigen will findet dort auch sogar Material bis hin zur Bewertung incl. eines Excel-Tabellenwerks.

Hier weitere Reaktionen der abgelaufenen Woche auf das Banken-Konzept von Geithner

Vox: A “legacy-equity” mechanism to recapitalise the banks

Vox: Geithner plan: A massive taxpayer transfer to bank shareholders

Journalistischer Nebel des Grauens

ÖB: Umverteilung zu den Banken

Delong: Tim Geithner Is Not a Tool of Wall Street

Update: Modelling a FDIC Robbery

Geithner Plan Roundup

Dr. Doom Finds Promise in Obama’s Toxic-Asset Plan

The Rollout of the Geithner Plan

Room for Debate

Geithner plan: A massive taxpayer transfer to bank shareholders

Zeit: Geithner, der Giftdoktor

Geithner plan: A massive taxpayer transfer to bank shareholders

Warum ist Geithners Plan umstritten?

CWD: Krugman: Geithner Plan “won’t work”

Alphaville:Word of the day: Lemons

Time: Geithner’s Bank Plan: Only a Partial Solution

NYT: Dr. Doom Finds Promise in Obama’s Toxic-Asset Plan

Zeit: Der Anfang vom Ende der Finanzkrise?

Alphaville: CDS update: Optimists get a boost from US economic data

Warum ist Geithners Plan umstritten?

Alphaville: Structured credit cool on the Geithner Plan

Alphaville: Further reading, all about the Geithner PPIP plan

FAZ: Wie ein fauler Kredit gekauft werden kann

Alphaville: Bridgewater mulls toxic asset plan

HB: Bad Bank ist noch nicht vom Tisch

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