Natürlich ist die Überschrift nicht ganz korrekt, denn der IWF hat mit der Emission von Asset Backed Securities gar nichts zu tun. Aber der IWF hat nach einer Veröffentlichung der Londoner Times neue Schätzungen über das Gesamtvolumen dieser Papiere erstellt. Danach soll das Volumen an “toxischen Wertpapieren”, bei denen es sich eigentlich um bestimmte Kreditderivate handelt, in den Bilanzen von Banken und Versicherungen auf 4 Billionen Dollar gewachsen sein. Im Januar hatte der IWF den Umfang der „vergifteten“ Papiere in den Vereinigten Staaten auf 2,2 Billionen Dollar veranschlagt.
Wie auch immer die Times oder der IWF an die Zahlen kommen, ein Grund für neue Unruhe mag ich darin nicht erkennen. Wie undifferenziert aber mit solchen Veröffentlichungen umgegangen wird, zeigt ein Zitat aus der Welt: “Der Internationale Währungsfonds IWF geht davon aus, dass auf dem Finanzmarkt Papiere im Wert von vier Billionen US-Dollar nur Schrott sind.” Das ist definitiv falsch. Da es schon spät ist, will ich hier nicht das wiederholen, was ich schon in vielen Artikeln zu den toxischen Wertpapieren geschrieben habe (siehe hier die Artikelsammlung). Der Kern meiner These ist aber, dass fundamental Preisabschläge von 60% und mehr bei vielen dieser Papiere nicht gerechtfertigt sind, zumal die in diesen Papiere verbrieften Kredite selbst unter pessimistischen Annahmen nicht in diesem Umfang ausfallen. Ich schreibe dies stets unter dem Vorbehalt, dass man sich diese Papiere für eine fundierte Bewertung dazu genau ansehen muss.
Die Veröffentlichung der Times ändert genau so wenig an meiner Einschätzung, wie die “Bilanzierungstricks”, die derzeit in der Diskussion sind und mit denen die toxischen Papiere für die Bilanzierung aufgebretzelt werden sollen. Dass man bei den Papieren nicht von Schrott sprechen kann, zeigt auch die rege Nachfrage, die nach der Veröffentlichung des Geithner-Plans eingesetzt hat (so z.B. in der FTD zu lesen). Freilich unterstützt die US-Administration den Kauf auch mit großzügigen Konditionen.
Die Käufe sollen aber letztlich dazu beitragen, den illiquiden Markt für die hochkomplexen Papiere wieder in Schwung zu bringen. Viele Institute, die verkaufen wollen, erhalten von Interessenten derzeit nur sehr geringe Preise genannt. Würden Banken oder Versicherungen zu diesen Preisen verkaufen, entstünde tatsächlich noch ein weit höherer Abschreibungsbedarf. Für diesen Fall wäre ein neue sehr unerfreuliche Abwärtsspirale nebst weiterer Bankzusammenbrüche tatsächlich nicht auszuschließen.
Weitere Berichte zum Thema
FAZ: Mehr giftige Wertpapiere als gedacht
Times: Toxic debts could reach $4 trillion, IMF to warn
NYT: Bank Worries Return to Wall Street
Alphaville: CDS report: Wider across the board
Hi,
wichtig ist bei der Bewertung von strukturierten Kreditprodukten ist die Struktur als auch der zugrundeliegende Pool an Assets. Wenn du nun von einem synthetischen CDO ausgehsts ist dies die simpelste Struktur. Ich glaube du meinst mit der Formulierung „Derivatisierung von Derivaten“ complexere Produkte wie CDO^2, CDOs of ABS oder CDO^3.
Der Grad der Komplexität lässt sich leicht an den möglichen Bewertungsmodellen feststellen. Dabei kann ein synthetischer CDO noch mit einem semi-analytischem Modell bewerte werden. Allerdings ist ein Cash CDO nur noch mittels simmulation zu bewerten (auf Grund seiner Trigger). Ein cash CDO ist daher deutlich complexer.
Hull bietet ein ziemlich gutes paper um die Hintergründe zu verstehen
http://www.rotman.utoronto.ca/%7Ehull/DownloadablePublications/CreditCrunch.pdf
Zur Info: Auf dieser website erfährt man sehr viel über den aktuellen Stand (in diesem Fall: Anfang März 09) der Kredizausfälle bzw. delinquencies:
http://www.mbaa.org/NewsandMedia/PressCenter/68008.htm
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass ein gewisser Teil der „toxisch“ bezeichneten ABS derzeit unterbewertet sind. Allerdings ist die Bewertung z.B. synthetischer CDOs ausgesprochen schwierig – aufgrund der Derivatisierung von Derivaten lässt sich kaum noch auf den Grund sehen…
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