Europäische Schuldenkrise und Deutschlands schwache Position als starker Gläubiger

by Dirk Elsner on 2. Juli 2012

Der Bundestag hat nun am Freitag ESM und Fiskalpakt beschlossen. Ich habe die Debatte verfolgt und nebenbei und auch am Wochenende mit einigen Leuten auf Twitter meine hier vertretene Position diskutiert. Das war recht spannend, zeitweise unterhaltsam, manchmal anstrengend.

Der ESM und der Fiskalpakt werden intensiv kritisiert, übrigens auch von mir. Um es hier auch noch einmal deutlich zu sagen: Ich bin überhaupt kein Freund staatlicher Stützungsmaßnahmen und der Vergesellschaftung von Haftung. Und niemand wird mich dahin bekommen, dass ich künftig ein glühender Anhänger von Fonds für Staatsschulden, Bankschulden oder Unternehmensschulden werde. Ende letzter Woche habe ich trotzdem geschrieben, warum, wenn ich mich in die Rolle eines Abgeordneten versetzt hätte, ich trotzdem für ESM und Fiskalpakt gestimmt hätte. Das war weniger eine ökonomische als eine politische Abwägung.

Politik heißt es, dass man manchmal wider besseren Wissens sich auf Kompromisse einlassen muss. Die Frage, der alle auf Twitter, im Bundestag oder in Medienkommentaren gestern oder in den letzten Tagen ausgewichen sind, ist nämlich, welche Konsequenzen eine Kompromissverweigerung hat. Klar ist das nämlich längst nicht. Mein Text war ein Versuch, mich aus der bequemen Rolle eines kritisierenden Beobachters in die eines politischen Entscheiders zu versetzen. Ein Unterschied liegt darin, dass man, wie in Medien oder auf Twitter üblich, nicht ewig diskutieren und permanent besserwissend den Zeigefinger heben kann, sondern irgendwann einmal handeln muss. Und dazu müssen mindestens zwei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein:

  1. Man muss eine überzeugende Alternative zu ESM und Fiskalpakt finden.
  2. Man muss diese Alternative mit seinen Partnern verhandeln und eine Einigung finden.

Zu 1. wird man sicher schnell fündig werden, denn es gibt Alternativen zum ESM und Fiskalpakt. Das Dilemma ist nur, es gibt je nach Partei, ökonomischer Orientierung und internationaler Zugehörigkeit große Auffassungsunterschiede. Insbesondere ist unklar, wie welche Maßnahmen wirken (Ich hatte das gerade behandelt in Beiträgen über die Debatte der Lösungsvorschläge Teil 1 und Teil 2).

Zu 2. kann man natürlich sagen, dann hätten die deutschen Hauptakteure Merkel und Schäuble eben besser verhandeln müssen, was für Beobachter ziemlich bequem ist. Aber mal angenommen, die beiden haben bestmöglich verhandelt. Dann bleibt als Konsequenz für die vielen Kritiker nur auf ein Scheitern der Verhandlungen zu pokern. Der Wirtschaftsphilosoph nannte das auf Twitter Chickengame. Wenn jemand dieser Strategie folgt, muss er ein Scheitern der Verhandlungen billigend in Kauf nehmen. Im Chickengame hat derjenige den größten Nutzen, der kaltblütig weiterfährt. Aber nur dann, wenn sein Mitspieler Angst bekommt und ausweicht. Fährt der Gegenspieler genau so kaltblütig, dann verlieren beide. Für Beobachter, die wie der Wirtschaftsphilosoph nicht am Steuer sitzen, mag es einfach sein, zu rufen, fahr doch weiter. Wenn es crasht ruft er ebenso bequem, wärst Du doch ausgewichen. Darüber wird gern übersehen, dass Deutschland beim Feiglingsspiel möglicherweise mehr zu verlieren hat. Ein Kalkül übrigens, auf das Patrick Welter gestern in der FAS eingegangen ist unter “Einmal Euro, immer Euro

Auf die europäischen Verhandlungen übertragen bedeutet dies, es müssen die Konsequenzen eines Scheiterns bedacht und in Kauf genommen werden. Hier wird die Debatte aber meist sehr spekulativ und unscharf. Es ist ziemlich unklar, was die Konsequenzen sind. Einige Zeitgenossen, auch im Bundestag, zeichnen für diesen Fall das Scheitern des Euros oder gar der Europäischen Union an die Wand. Ein Scheitern der EU, verbunden mit einem Rückfall in dunkle Vergangenheit, halte ich für Panikmache. Ein Scheitern des Euros ist dann aber eine fast logische Konsequenz. Und die Konsequenzen einer Implosion der Eurozone kann heute niemand zuverlässig vorhersagen. Selbst der ziemlich versierte Wirtschaftswurm schrieb in einem Kommentar, dass man mit einer rein ökonomischen Kosten-Nutzen-Analyse nicht weiter kommt.

Was man aber sagen kann ist, wer das Scheitern in Kauf nimmt, beraubt sich der weiteren Gestaltungsmöglichkeiten. Für mich ist das ähnlich, wie bei Verhandlungen zwischen hoch verschuldeten und kriselnden Unternehmen und seinen Gläubigern. In der Praxis gibt es hier unzählige Konstellationen, die zu unterschiedlichsten Ergebnissen führen können. Gläubiger sind dabei bekanntlich nicht immer in der stärkeren Position. Ein Gläubiger, der sich kompromisslos zeigt, riskiert die sofortige Insolvenz des Schuldners. Er nimmt das u.a. dann in Kauf, wenn

  1. er aus der Insolvenzmasse mehr Entschädigung erwartet, als wenn er nach dem Prinzip Hoffnung noch weitere Zugeständnisse macht und mit frischem Geld Teile seiner alten Forderungen retten soll.
  2. er mit seiner harten Haltung ein Signal für andere Schuldner setzen will und er den Verlust verschmerzen kann.

Es gibt aber auch andere Konstellationen, in denen das kriselnden Unternehmen mit der Insolvenz droht, wenn sich die Gläubiger nicht bewegen. Befinden sich Gläubiger in einer schwachen Position und legt das Unternehmen ein glaubhaftes Konzept zur Fortführung vor, dann kann es für den Gläubiger Sinn machen, sich darauf einzulassen. Und Gläubiger befinden sich insbesondere dann in einer schwachen Position, wenn sie im Verhältnis zu ihrem Gesamtvermögen hohe unbesicherte Forderungen gegen kriselnde Gläubiger haben. In der Wirtschaftspraxis habe ich hier noch keinen Gläubiger erlebt, der hier allein auf ökonomischen Grundprinzipien pocht. Wenn er damit seine Gläubigerposition gefährdet, wäre dies zudem ökonomisch irrational.

Und ich glaube, Deutschland hat sich durch seine wirtschaftliche Stärke in genau so eine Position als schwacher Gläubiger hinein manövriert. Innerhalb der EURO-Zone hat Deutschland zusammen mit einigen anderen Staaten riesige Leistungsbilanzüberschüsse erzielt. Dazu stehen spiegelbildlich entsprechende Defizite in der Kapitalbilanz. Konkret bedeutet dies, dass das Nettoauslandsvermögen der Bundesrepublik erheblich zugenommen hat. Nach einer Studie der OECD betrug es 2010 42% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Gilt diese Quote auch für 2010, dann beträgt bei einem BIP von 2,57 Bio. Euro das Nettoauslandsvermögen 1,079 Bio. Euro. Soweit ich verstanden habe, beinhaltet diese Zahl alle Daten, d.h. auch die Verschuldung Deutschlands im Ausland. Die Bundesbank beziffert das Auslandsvermögen heimischer Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen in Q1 auf 2,905 Bio. Euro, die Verbindlichkeiten auf 1,676 Bio. Euro (abzurufen über diese Seite). Ich glaube, diese Daten machen die gegenseitige Abhängigkeit Deutschlands mit der EU und der Weltwirtschaft mehr als deutlich und zeigen die Notwendigkeit einer Kompromisssuche. Wer die Verhandlungen heute zum Scheitern bringt, der muss zumindest einkalkulieren, dass Teile diese Vermögenspositionen erheblich gefährdet werden.

Die Gefährdung deutscher Vermögenspositionen ist nicht rational, es sei denn, es kann gezeigt werden, dass die Alternativen die Vermögenspositionen weniger gefährden. Die Konzepte ESM und Fiskalpakt werden bekanntlich unterschiedlich beurteilt. Ich halte sie ebenfalls für ausgesprochen kritisch, weil sie insbesondere marktorientierte Anreize außer Kraft setzen, die Leistungsbilanz- und Schuldenkrise eigenverantwortlich zu lösen. Und auch an der deutlichen Warnung von Rainer Hank, dass eine derartige Verstaatlichung privater Schulden es bislang nur in marxistischen Lehrbüchern gab, habe ich keine Zweifel.

Aber, und das ist der zentrale Punkt, es scheint derzeit der einzige Weg für einen europaweiten Kompromiss zu sein. Vor allem erhält sich Deutschland damit die weitere Gestaltungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten. Ich hatte dazu am Freitag bereits sechs Punkte genannt, die ich für erforderlich halten und die m.E. auch nach der derzeitigen Beschlussfassung immer noch durchsetzbar sind. Ich würde diese Punkte nach der Lektüre von Patrick Welters bereits oben verlinkten Beitrag noch um einen 7. Punkt ergänzen: Die Euroverträge müssen eine Regel für den Ausstieg enthalten. Auch das kann man noch verhandeln.

Ein Scheitern der Verträge jedenfalls raubt uns Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeit und kostet Deutschland trotzdem viel Geld. Die Pflicht der Vertreter der Gläubiger ist es, den Schaden möglichst zu minimieren. Das ist das, was unsere Regierung derzeit versucht. Und ich habe von keinem Kritiker einen Hinweis auf realistisch verhandelbare Alternative gelesen.

Ulrich Juli 3, 2012 um 00:42 Uhr

„Die Gefährdung deutscher Vermögenspositionen ist nicht rational, es sei denn, es kann gezeigt werden, dass die Alternativen die Vermögenspositionen weniger gefährden. Die Konzepte ESM und Fiskalpakt werden bekanntlich unterschiedlich beurteilt. Ich halte sie ebenfalls für ausgesprochen kritisch, weil sie insbesondere marktorientierte Anreize außer Kraft setzen, die Leistungsbilanz- und Schuldenkrise eigenverantwortlich zu lösen. Und auch an der deutlichen Warnung von Rainer Hank, dass eine derartige Verstaatlichung privater Schulden es bislang nur in marxistischen Lehrbüchern gab, habe ich keine Zweifel. “

Also, die Rettung erfolgt ja, wie richtig dargestellt, zum großen Teil zur kurzfristigen Sicherung der Vermögenswerte. Dies wird aber der Bevölkerung überhaupt nicht vermittelt, damit könnte Merkel sicher punkten. Die Aushebelung von Marktmechanismen führt aber leider für die Zukunft zu immer neuen Risiken. Die Politik wird also, schneller als gewohnt, zu Regelungen und verlässlichen Konzepten kommen müssen.

lg Ulrich

Dirk Elsner Juli 2, 2012 um 16:01 Uhr

Drüben bei Google Plus habe ich einen weiteren interessanten Kommentar erhalten. Er ist Renee Menendez.
https://plus.google.com/u/0/107867733308024650216/posts/L29xcBq547G
„Ich habe mich mal mit einem Anlagenverkäufer unterhalten und ihn im Verlaufe des Gesprächs gefragt, was passieren müßte, damit seine Kunden nicht sauer werden, wenn ein Anlageinvestment nicht die versprochenen Erwartungen erfüllt. Ergebnis dieses Gesprächs war es, daß Anleger zwar knurrig sind, wenn der versprochene Ertrag ausbleibt, aber einigermaßen friedlich bleiben, wenn sie wenigstens das angelegte Geld wiederbekommen.

Dazu folgendes:
„Ein großer Teil der spanischen Auslandsschulden werden von Investmentfonds, Pensionsfonds und Versicherungen gehalten. Auf internationale Banken entfallen etwa 586 Milliarden oder 25 Prozent der Auslandsschulden Spaniens. Deutsche Banken sind mit etwa 146 Milliarden Euro engagiert. Doch vermutlich dürfte der Gläubigeranteil angelsächsischer Investoren den der Gläubiger der Eurozone noch übertreffen. Besonders die privaten Investmentfonds verstehen die Zuspitzung der spanischen Schuldenkrise und versuchen ihr Kapital zu retten und Zeit für ihren Rückzug zu gewinnen.“
Aus:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/europas-schuldenkrise/spanien/standpunkt-warum-auch-spanien-auf-einen-euro-austritt-zusteuert-11795862.html?selectedTab=comments#comments

Da liegt nämlich der politische Hase im Pfeffer: wie man eine Bankenkrise ökonomisch löst wäre ja noch vergleichsweise einfach zu bestimmen – wenn man denn könnte. Politik ist aber auf Machterhalt ausgerichtet und Macht verliert man ziemlich schnell, wenn man den Menschen ihre Ersparnisse nimmt (Vermögenssteuern) oder nicht vor einer Entwertung sichert (Bankenrettung – die Versicherer kommen auch noch an die Reihe). Und wenn dann noch dazukommt, daß USA-Gläubiger betroffen sind, kann man sich die Konsequenzen eines tatsächlichen defaults ausmalen. Es wird ja nicht umsonst davon gesprochen, daß es am 29. Juni 12 auch um Erpressung ging.

Das Dumme ist, das ist keine VT, denn die Gläubiger gibt es wirklich. Die Amis hätten kein Problem damit bei einem größeren Ausfall ihrer Forderungen z.B. europäische Vermögen in den USA oder auch woanders als Kompensation zu konfiszieren – und würden das auch tatsächlich tun und mit Sicherheitsinteressen der USA begründen. Ich bin wahrlich niemand, der sofort hysterisch wird, aber man sollte sich tatsächlich realistisch mit dieser Frage auseinandersetzen. Mal abgesehen davon: nimmt man diese Hypothese ernst, erklären sich auf einmal die ganzen völlig abstrusen Versuche eine Situation (sprich Geldforderungen) zu „retten“, die völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Da nützt es auch nichts, daß es die Dummheit der Amis war, an die Effizienz der Finanzmärkte zu glauben – ausbaden müssen den Blödsinn immer andere! (Ami = US-Finanzestablishment!)

Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist – und folgt ihm danach nicht mehr!“

Wirtschaftsphilosoph Juli 2, 2012 um 14:33 Uhr

„Was man aber sagen kann[,] ist, wer das Scheitern in Kauf nimmt, beraubt sich der weiteren Gestaltungsmöglichkeiten.“ Das ist eindeutig falsch, insbesondere bei einem Chicken Game (aber auch in den meisten anderen Verhandlungssituationen). Wer nur auf das Scheitern setzt, beraubt sich natürlich weiterer Optionen, doch wer die Option des Scheiterns definitiv ausschließt, ist immer Chicken bzw. total erpressbar. Als Gläubiger hat Deutschland bei einem Scheitern vielleicht besonders viel zu verlieren (aber real ist die Situation der Schuldner doch viel schlechter), aber gerade das spricht dafür, die riskanten Positionen ab- statt weiter auszubauen.

Für mich ist die plausibelste Erklärung für das Verhalten der deutschen Regierung und Opposition (neben dem starken Einfluss der Bankenlobby), dass es ihnen gar nicht um Deutschland geht, sondern sie tatsächlich ihre Europapropaganda glauben. Wer das Interesse aller verfolgt und nicht nur das eigene, kommt natürlich zu anderen Schlüssen als ein reiner Interessenpolitiker. Es ist nur dumm, wenn alle anderen das als Schwäche sehen und ausnutzen. Am Ende schaden unsere Politiker nicht nur Deutschland und den Menschen hier, sondern ganz Europa, wenn nicht der Welt.

Dirk Elsner Juli 2, 2012 um 14:48 Uhr

Was ich glaube ist, dass die Politiker eine politökonomische Abwägung machen. Wenn sie wüssten, dass Ihre Alternative besser ist und sich vermitteln lässt, dann würde sie diese vermutlich auch vertreten.

Joker Juli 2, 2012 um 10:23 Uhr

Viele gute Gedanken. Es gilt die Kosten ALLER Alternativen abzuwaegen. Dazu braucht es eine Einschaetzung – ist der Schuldner solvent, aka hat nur ein Liquiditaetsproblem, aber langfristig liquidierbare Assets oder einen laufenden cash-flow, aus dem die Schulden zu bedienen sind. (ich rate mal Minsky zu lesen, zu dem Thema).

Weiterhelfen und strecken macht nur Sinn, wenn der Schuldner mit hoher Wahrscheinlichkeit einen cash-flow generieren kann, von dem die ZINSEN fuer ALT und NEU Schulden zurueckgezahlt werden koennen, und die Schulden (ALT und NEU). Sonst ist abschreiben der ALT Schulden sinnvoller.

Und dieser Punkt wurde im Blog nicht angerissen. Nun mag man verschiedener Ansicht sein (und da es immer um Prognosen geht…), ob die griechische Gesellschaft EUR 460 Mrd mittelfristig zurueckzahlen kann, oder ob Italien den drittgroessten Schuldenhaufen der Welt (nach US/Japan) dauerhaft aus Steuereinnahmen finanzieren kann, wenn der Euro halbwegs stabil gehalten wird, sollte sich da jeder selber eine Meinung bilden.

* siehe auch Roubini/Mihm, Crisis economics, engl. Version, S. 51.
„Minsky unterteilt Schuldner in drei gruppen:
a) hedge borrowers – koennen Zinsen und Kapital aus dem laufenden cash-flow zurueckzahlen
b) speculative borrowerer – koennen aus lfd cash-flow die Zinsen, aber nicht Kapital zurueckzahlen, muessen Kapital „revolvieren“, koennen nicht zurueckzahlen (Schuldenstand bleibt gleich)
c) Ponzi borrower – koennen noch nichtmal die Zinsen aus lfd. cash-flow begleichen, und muessen immer „MEHR“ Schulden machen, um Zinsen zu bezahlen. “

Und diese Analyse haben weder Merkel/Schaeuble – noch der Blogschreiber – gemacht und die Konsequenzen bedacht.

Mir persoenlich geht diese unterschwellige Drohung, „wie sehr Deutschland durch die Euroimplosion geschaedigt“ wird, langsam ziemlich auf die Nerven. Immer weitere Rettung muss nicht vorteilhaft sein.
Nur – die Verluste sind schon da, es gibt nur keiner zu – und meine Vermutung ist, das die Schulden, die niemand zurueckzahlen kann, weginflationiert werden sollen.

M.E. ist der Euro auf Sand gebaut worden, und kann nicht funktionieren, egal, wieviel wir noch „retten“.

Die Produktivitaetzuwaechse in Deutschland und dem Rest (ich vereinfache) sind zu gross. Wenn der Euro fuer dt. (Bayern, Hessen und BW) stabil gehalten wird, dann bedeutet das Lohndeflation in Bremen, Mecklemburg, Griechenland, Italien etc..
Um konkurrenzfaehig zu bleiben, muessten also die Loehne in den schwaecheren Regionen jedes Jahr um x% gesenkt werden. Kann sich das jemand vorstellen? Ich nicht.
Der ganze Bloedsinn hat die letzten 10 jahre nur „funktioniert“, weil die Banken wie bloed Geld verliehen haben.. Kreditfinanzierung…
Deutschland, als rohstoffarmes Land, muss alle Vorstoffe importieren. Hat mal jemand darueber nachgedacht, dass eine schwache Waehrung da nur schaedlich ist. Auf Querschuesse war vor ca. 6 Wochen mal ein Beitrag, in dem das genau analysiert wurde.
Unser Input ist zu ca. 70% importiert, d.h. wir zahlen in einer schwachen Waehrung relativ viel. Und bekommen wenig fuer den Lohn, da wir wenig beim Verkauf ins Ausland bekommen, also mehr verkaufen muessen.

Sorry, aber das musste mal raus.

Eric B. Juli 2, 2012 um 09:22 Uhr

Seit wann fordern Marxisten denn die Verstaatlichung von Schulden? Wenn überhaupt, dann wollen sie Kapital und Guthaben verstaatlichen, aber doch keine Verbindlichkeiten. Mit Verlaub, aber was Hank da schreibt, ist purer Unsinn. Im übrigen wird in Deutschland gern übersehen, dass die verschmähte „Bankenrettung“ erstens schon längst stattfindet, vor allem in Griechenland und Irland, und dass sie zweitens auch deutschen Banken zugute kommt, die mit den „geretteten“ Geldinstituten verknüpft sind. Für Spanien gilt dies umso mehr, denn deutsche Institute sind dies besonders engagiert… Es wäre einmal eine lohnende Aufgabe für Ökonomen, die Verknüpfungen und Verflechtungen auf dem Bankenmarkt darzustellen. Im Grunde war dies schon seit Lehman überfällig, doch keiner wagt sich ran. Es muss endlich Schluss sein mit dem Mythos, auf „unseren“ Banken läge „unser“ Geld – allein schon durch die Kapitalflucht aus dem Süden stimmt dies nicht mehr…

Dirk Elsner Juli 2, 2012 um 14:21 Uhr

Wenn ich mich recht erinnere, fordert die LINKE die Verstaatlichung von Banken. Vielleicht hat Hank das gemeint.

FDominicus Juli 2, 2012 um 06:43 Uhr

1 ist klar durch den Vertrag von Lissabon gegeben nämlich keine Schuldenübernahme.
2) ist nicht notwendig da mit 1 schon abgedeckt. Die „Partner“ haben das unterschrieben.
Und nein die Bringschuld liegt nicht bei denen die diese Rettungsschirme nicht wollen, sondern bei denen die sie wollen.

Die Kosten für „nicht“ Hilfe sind ganz klar. Die Staaten gehen pleite und man verliert seine Forderungen. Die Kosten für helfen sind nach oben offen. Erst einmal müssen wir für unser eigenen Problem „einstehen“ und oben drauf noch für die Problem andere Länder wir haben also immer ein Mehr an Problemen wenn wir für die anderen die Kastanien aus dem Feuer holen sollen/müssen dürfen.

Nein liebes Blicklog, für die derzeitigen Aktionen gibt es nur eine Begründung. Den Machtanspruch der Delebets…

Dirk Elsner Juli 2, 2012 um 08:28 Uhr

Sorry FDominicus,
aber mit der Argumentation, dass es für Aktionen, wie Zustimmung zu ESM nur um den Machtanspruch gibt, kann ich wenig anfangen.

Gut finde ich den Hinweis auf die Konsequenzen der Nichthilfe. Das wird ja gern unterschlagen.

Meine Argumentation ist aber wie schon gesagt, nicht nur ein rein ökonomische, zumal ich gar nicht weiß, auf welches Modell man sich verlassen kann.

FDominicus Juli 3, 2012 um 06:01 Uhr

Wenn Sie damit nichts anfangen können, muß ich Sie halt fragen: Warum nicht?

Auch muß ich Sie fragen was wäre Ihre Argumentation wenn nicht ökonomisch?

Ist es nicht offensichtlich, wir haben hier ein ökonomisches Problem? Das Problem, daß mehr versprochen wurde/wird als da ist? Und das es so niemals gehen kann?

Es gibt nur eine Schule die eine schlüssige Erläuterung und Erklärung hat. Wie man das offensichtliche Scheitern noch in Frage stellen kann leuchtet mir nicht ein.

Die Erläuterung der aktuellen Krisen wurden stringent, logisch nur durch die Österreicher erläutert. Alle anderen „Modelle“ haben das nicht vermocht. Vor der Krise in 2004 schrieb Baader: Geld, Gold, Gottspieler. Schauen Sie in die Bücher vor der Machtergreifung der Nazis von von Mises und dort haben Sie funktionierende Erklärungen die alle Krisen beschreiben.

Ich bin gerne bereit mit andere Bücher anzuschauen, die so genau getroffen haben. Es geht immer auf die gleiche Weise. Staatliche Bürokraten maßen sich Wissen an daß sie nicht haben und fangen an damit Spannungen aufzubauen. Niemand kann wissen was in der Zukunft passiert. Wüsste man es wäre Wirtschaften völlig unwichtig, da man ja „weiß“. Wir wissen es nicht, aber die Unternehmer versuchen es „vorherzusehen“ und diejenigen die es schaffen, fahren die größten Profite ein die Anderen stehen eben auch mit Verlusten da. Es gibt nicht was dies ändern kann.

Comments on this entry are closed.

{ 1 trackback }

Previous post:

Next post: