Banken an die Kette? Zu viel oder zu wenig Regulierung

by Dirk Elsner on 13. Februar 2013

Über Finanzmarktregulierung zu schreiben, ist ein wirklich undankbares Thema. Niemand außer den Betroffenen interessiert sich dafür und es ist knochentrocken. Politiker und Regulatoren laufen sich derzeit heiß und regeln, was das Zeug hält (einfach einmal einen Blick auf die Überschriften auf dieser Seite werfen). Ich habe schon häufiger darüber geschrieben, dass die Gesamtheit der Regeln mittlerweile eine Komplexität erreicht hat, die nach meiner Ansicht niemand mehr überblickt.

In einem Gespräch mit dem FAZIT-Blog der FAZ sprach sich der Ökonom Raghuram Rajan für Vereinfachungen aus. Er wies aber auch darauf hin, dass ein Teil der Risiken der Finanzmärkte gerade der Regulierung zu verdanken ist:

“Das Problem ist, dass die Risiken sehr konzentriert sind. Das Problem der Finanzmarktregulierung ist, dass sie den Finanzsektor hin zu einer „guten Praxis" koordiniert. Manchmal führte es aber auch zu einer hohen Konzentration der Risiken, die dann das ganze System gefährdet. Sie erinnern sich, hypothekenbesicherte Papiere (MBS) bekamen vor der Krise sehr gute Ratings und die Regulatoren haben die Banken folglich dahin gelenkt, solche Papiere zu kaufen. Die Folge war eine Risikokonzentration. Vor der Eurokrise hat die Regel, dass ein Investment in Staatsanleihen nicht mit Eigenkapital unterlegt sein muss, Staatsanleihen sehr attraktiv gemacht, vor allem weil Banker wussten, dass sie im Zweifel herausgehauen werden. In der Peripherie halten die Banken sehr viele Anleihen ihrer eigenen Regierungen. Das hat enorme Risiken geschaffen: Die Banken hängen an den Staaten und die Staaten an den Banken. Mehr diversifizierte Anlagen wären viel besser. ”

Er sieht außerdem die Gefahr der Regulierung:

“Nötig wäre etwas mehr Regulierung des Schattenbankensystems, aber eine etwas leichtere, doch effektivere Regulierung der Banken. Wenn man die Banken überreguliert, drückt man Aktivitäten in den Schattenbereich. Wenn man diesen reguliert, kommt etwas Aktivität zurück. Wir müssen das ganze System sehen. Am besten wäre eine leichte, aber effektive Regulierung über alle Bereiche hinweg.”

Leider blieb in dem Gespräch offen, wie eine effektivere Regulierung aussehen könnte.

Diverse Regulierungsmaßnahmen schreiben den Banken im Detail vor, wie sie sich organisieren sollen. Man werfe nur einmal einen Blick in die MaRisk oder die gesammelten Vorschriften zur Regulierung der OTC-Derivate. Ob Regulatoren besser organisieren können, wird dabei selten hinterfragt und leider auch nicht, ob nicht die vielen regulatorischen Vorgaben erst hohe Risiken erzeugen. So erhalten etwa durch die Derivate-Regulierungen die sogenannten zentralen Kontrahenten ein ausgesprochen mächtige Funktion. Bei Ihnen konzentrieren sich Geschäftsvolumina in zweistelligen Billionenbeträgen. Zwar soll die Regulierung auch für eine entsprechende Absicherung dieser Kontrahenten sorgen, in jedem Fall werden so aber neue sehr mächtige Finanzinstitutionen erst geschaffen. Sollte es hier zu einem Schwarzen Schwan kommen und wieder einmal ein Risiko auftauchen, mit denen die Regulierer nicht gerechnet haben, dann war die Pleite von Lehman ein Kaffeekränzchen gegen den Untergang eines zentralen Kontrahenten.

Stefan März 21, 2013 um 08:56 Uhr

Bin gerade erst über den Beitrag gestolpert, finde ihn aber genauso wie die Diskussion noch brandaktuell!

Die Frage nach der Regulierung ist ja nicht nur eine Frage, des OB … die ja offensichtlich auch eher eine Glaubensfrage ist. Sondern es ist auch eine Frage des WIE … und da spielen auch Faktoren mit rein über die man zwar nicht so emotional streiten kann, die aber durchaus Relevanz haben. WIE ist für mich auch eine Frage der Technik! Mit Technik und zunehmender Industrialisierung der Branche hat das Gefahrenpotenzial jedes einzelnen Schieflage, jeder Bank zugenommen, einen massiven Einfluss auf die wirtschaftliche Gesamtsituation zu haben. Vielleicht ist Technik ja auch der Weg, der hier wieder rausführt: Ein spannendes Interview dazu hat ein Bafin-Manager dem BankingClub gegeben:

Beitrag im BankinClub-Newsletter

FDominicus Februar 15, 2013 um 07:57 Uhr

@fmr Welche Zentralbankanspielungen meinen Sie?

Meine Meinung dazu ist kristallklar Zentralbanken gehören abgeschafft.

Nun zu den Banken Investmentfonds sind genau das ein Investment. Das kann gut gehen muß es aber nicht.

Meine Einlagen gehören mir und wenn ich Sie nicht selber versaubeutele, bleiben es auch meine. Eine Bank kann aber meine Einlagen „verleihen“ ohne mich zu fragen. Geht das im großen Stil schief bin ich meine Einlagen los. Was ist daran nicht zu verstehen und was soll daran auch nur im entferntesten richtig sein?

Guenni7 Februar 15, 2013 um 08:14 Uhr

Sie wissen aber schon, daß es Geldschöpfung ohne Zentralbanken schon öfters gab?? Es endete immer in einer hohen Inflation und dem Ende der Währung…
Warum wollen Sie das wieder haben?

Eine Bank kann normalerweise Ihre Einlagen auch nicht „verleihen“, ihre Einlage dient aber mitunter als Mindestreserve um Kredite zu geben. Da gibt es also Unterschiede…

Was daran richtig ist? Nun, richtig ist daran, daß ohne ihre Einlage keine Kredite gewährt werden können. Wenn Sie möchten, daß Kredite ganz ohne Mindesteinlage „geschaffen“ werden, wird das System noch viel schlimmer als jetzt… Sollte der Staat das Monopol auf Kredite haben (ich denke, das ist es was Sie wollen), geht der Wertverfall der Währung nur noch schneller, Beispiele gibt es doch nun wirklich genug!

FDominicus Februar 16, 2013 um 10:31 Uhr

Nun Betrug gab es schon immer. Aber zentralisierten Betrug im großen Stil ist mit den Zentralbanken eingeführt worden. Wir sind Jahrhunderte gut ohne Zentralbanken ausgekommen. Gold und Silber waren Geld und damit sind wir wohlhabend geworden. Es gab immer Inflationen und Deflationen, nur eben wurde seit den Zentralbanken nur noch inflationiert, d.h. die Geldbesitzer werden grundsätzlich betrogen.

Da Sie da dennoch andere Meinung sind hier mein Angebot: Sie können Ihre Zentralbanken und das von Ihnen emittierte Papier weiter benutzen. Mir und anderen die so ähnlich wie ich denke, dürfen Ihr Geld in einem Free-Banking System anlegen mit irgendetwas von Wert als Geldgrundlage und das strikte Verbot Einlage der Kunden irgendwie zu benutzen.

Also warum sollte ich nicht mein System haben und Sie Ihres?

Guenni7 Februar 13, 2013 um 21:23 Uhr

„Dann sollen die Eigentümer gefälligst solange Geld nachschießen, bis die Kleinsparer bedient sind. Dann hätten wir wieder eine nachhaltige Risikokultur.“

Das ist ein interessanter Gedankengang. Ich befürchte allerdings, daß es dann in Zukunft keine Aktiengesellschaften mehr geben würde weil das Risiko für die Anteilseigner nicht mehr kalkulierbar ist. Denn neben den Kleinsparern wollen Sie das gleiche doch sicher auch für die Kleinlieferanten etc.?

Robert Michel Februar 13, 2013 um 23:38 Uhr

Sicher, allerding muss man sich auch bewusst sein dass die Einlagen nur ein Viertel einer Typischen Bankbilanz ausmacht und man in der Regel davon ausgehen kann, dass die Verlustquote klein genug ist, um die Einlagen zu bedienen, so dass im Insolvenzfall kaum Geld nachgeschossen werden muss.

Auch sollte die Zuschusspflicht nur für Einlagen gelten, die auch Geldfunktion haben. Dafür sein Vermögen ausreichend zu streuen, muss jeder selbst sorgen.

Guenni7 Februar 14, 2013 um 08:45 Uhr

Bei den meissten Banken machen die Einlagen sogar noch viel weniger an der Bilanz aus, aber das Grundproblem bleibt das gleiche: Wenn Sie Aktionären eine Haftung über das eingesetzte Kapital hinaus aufbürden, gibt es bald keine Anteilseigner mehr. Ausserdem wäre es wohl eine Ungleichbehandlung wenn Sie dies nur den Aktionären von Banken so aufbürden würden, ich sehe da große Schwierigkeiten.
Ehrlich gesagt finde ich da eine Lösung a la Island viel besser, die haben das Endkundengeschäft aus der Insolvenz herausgelöst, und der Rest war Sache der Aktionäre und der Schuldner…
Aber eine Haftung der Aktionäre über das eingesetzte Kapital hinaus finde ich persönlich nicht richtig.

FDominicus Februar 14, 2013 um 10:44 Uhr

Die Eigentümer haben entweder nachzuschießen oder aber die Bank könnte auch aufgekauft werden und der Kleinsparer muß nun auch damit rechnen, daß „Seine“ Bank“ pleite gehen kann.

Nur muß es dann auch möglich sein der Bank die ungefrage Ausleihung der Einlagen betreiben zu können. Genau das ist doch das Problem. Die Banken verleihen was Ihnen nicht gehört. Und genau das kritisiere ich. Ich bin der Meinung wir sollten wieder ein free-banking System haben wie vor den ganzen Zentralbank“krankheiten“.

frm Februar 14, 2013 um 23:22 Uhr

@FDominicus

Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen… Was hat es mit Ihren laufenden Anspielungen bzgl. „Zentralbanken“ auf sich? Und was genau soll das heißen, dass die Bank nicht „ungefragt“ IHR Geld verleihen dürfe…? Es gibt eine interessante Lösung für Sie, wenn Sie eine „gedeckte“ Anlage suchen, was ganz Neues: es nennt sich Investmentfonds. Da gibt es sogar mittlerweile eine recht beträchtliche Auswahl an Investitionsgebieten. Dummerweise werden nun einige davon auch als Schattenbanken bezeichnet… man ist wirklich nirgends sicher.

Abgesehen davon können Banken natürlich pleite gehen – es gibt halt die „too big to fail“ Problematik, die nicht von der Hand zu weisen ist, aber momentan ja auch regulatorisch – Erfolg ungewiss – angegangen wird. Aber auch bei Banken ist es natürlich so, dass im Pleitefall die Anteilseigner zuerst „dran“ sind. Eine Forderung nach Nachschusspflicht ist schon sehr weltfremd…

Robert Michel Februar 13, 2013 um 18:54 Uhr

„Wenn Sie eine Bank mit Kundeneinlagen einfach pleite gehen lassen, hat das nun leider auch mal auswirkungen auf die Kleinsparer, “

Dann sollen die Eigentümer gefälligst solange Geld nachschießen, bis die Kleinsparer bedient sind. Dann hätten wir wieder eine nachhaltige Risikokultur.

FDominicus Februar 14, 2013 um 10:41 Uhr

„Dann sollen die Eigentümer gefälligst solange Geld nachschießen, bis die Kleinsparer bedient sind. Dann hätten wir wieder eine nachhaltige Risikokultur.“

Das trifft es ganz genau.

FDominicus Februar 13, 2013 um 11:50 Uhr

Sehr geehrter Herr Guenni, auch Ihr Ansatz hink einfach daran, daß es beim Zwangszahlungsmittel in Papier bleibt. In Island sprang die Inflation von < 3 % oder so auf annähernd 20 %.

Wer sich dafür interessiert:
http://mises.org/document/6137/Deep-Freeze-Icelands-Economic-Collapse

Ja Sie mögen sagen, es ist ja nicht alles weg. Wenn Sie aber in einem Jahr ein Fünftel Ihres Vermögens verlieren (ohne dafür etwas zu können) ist das schon ziemlich herb.

Die in finnischen Kronen gebundenen, konnten auch nicht mehr aus dem Land heraus. Was ja nur wieder beweist Zentralbank und Zellulosebedruckmonopole sind nun mal Betrüger.

Bei den Querschüssen haben Sie leider auch recht. Kommentare über Griechenland sind nicht möglich wenn man nicht gleich "Hilfe" in Aussicht stellt. Natürlich über "direkte Investitionen". Und kaputtsparen ist auch dort "sehr populär". Dem halte ich entgegen:
http://www.zerohedge.com/news/2013-02-12/10-immutable-laws-money

Und von Mises:
"Es gibt keine Möglichkeit, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu verhindern, der durch Kreditexpansion erzeugt wurde. Die einzige Alternative lautet: Entweder die Krise entsteht früher durch die freiwillige Beendigung einer Kreditexpansion – oder sie entsteht später als finale und totale Katastrophe für das betreffende Währungssystem. "

Wenn jemand behauptet es gäbe keine Kreditexpansion mehr, dann kann man diesen nur einen Lügner nennen.

Sie können es heute schon "wieder" in folgenden Ländern beobachten:
1) Argentinien
2) Bolivien

Immer und überall geht es um nur eine einzige Sache. Wo bekomme ich den nächsten Gläubiger her.

Guenni7 Februar 13, 2013 um 08:27 Uhr

Querschuesse.de ist mittlerweile eine geschlossene Benutzergruppe, weil denen wohl die Argumente gegen ihre linke Weltuntergangsstimmung nicht genehm waren.
Nunja….

FDominicus Februar 18, 2013 um 13:37 Uhr
Guenni7 Februar 13, 2013 um 07:58 Uhr

@FDominicus
Das ist leider auch eine verkürzte Sichweise die nicht wirklich hilfreich ist.
Wenn Sie eine Bank mit Kundeneinlagen einfach pleite gehen lassen, hat das nun leider auch mal auswirkungen auf die Kleinsparer, und das ist halt schwer vermittelbar. Man müsste es schon so machen wie in Island: Endkundengeschäft rauslösen, der Rest ist halt pleite.
Aber die isländische Regierung ist natürlich nicht ganz so dem Druck der Lobbyisten ausgesetzt so wie hier in DE….

FDominicus Februar 13, 2013 um 07:06 Uhr

Nun das Regulativ, Pleite wurde ja abgeschafft. Und der Glaube durch noch mehr Regeln könnte das auch dabei bleiben ist ja ungebrochen. Also ist es offensichtlich besser, das ganze System an die Wand zu fahren als eine Bank. Ich nenne es schlicht und einfach Betrug und Diebstahl.

Mir ist egal wie eine Regelung aussehen könnte. Für mich entscheidend wäre das mir eine Bank aussuchen könnte, die mit der Zentralbank nicht handelt, meine Einlagen nicht ungefragt ausleiht und dir mir am Besten eine Geld gedeckt durch etwas von Wert anbietet.

Alle Regulierungen greifen hier nicht. Es gibt keine Bank die nicht mit Zentralbanken handelt, es gibt nur wenige Banken die Einlagen nicht ungefragt ausleihen und es gibt weltweit keine Bank die mir ein Geld als Wert anbieten kann.

Somit ist es klar der Staat schützt die Banken und die Banken revanchieren sich indem Sie allen Müll von Staaten a pari annehmen. Mir scheint es ziemlich egal wie geregelt ein Betrugsystem ist, Fakt ist die Regeln werden wenn nötig sowieso noch verbogen und zwar immer im Zweifel für die Betrüger aus der Politik oder auch aus dem Bankenbereich.

Comments on this entry are closed.

{ 2 trackbacks }

Previous post:

Next post: