Wen knippst die Finanzkrise noch aus?

by Dirk Elsner on 16. September 2008

Heute morgen habe ich es mit ein paar Lichtblicken im Dunkel der aktuellen Finanzmarktkrise versucht. Jetzt wo sich die Kurse in Deutschland zu stabilisieren scheinen, wird es Zeit, auf die Dinge zu blicken, die uns die Lichter ausknippsen könnten.

Dass als nächstes der US-Versicherers AIG ins Straucheln gerät, ist im Prinzip schon ausgemachte Sache und wird schon ausreichend in den Medien unter die Lupe genommen. Es droht aber weitere Grausamkeiten, wenn sich die Märkte nicht wieder stabilisieren.

Bereits in den letzten Tagen hatte ich darauf hingewiesen, dass der 62-Billionen-Dollar Markt der Credit Default Swaps mächtig ins Trundeln gerät und davon auch deutsche Institute betroffen sein werden. Was das konkret bedeutet ist noch nicht absehbar. Fest steht aber, dass sich die Prämien für diese Form der Absicherung erhöht haben und es damit auch für Unternehmen schwieriger wird, trotz Zinssenkung, Kredite für risikobehaftete Projekte zu erhalten.

Australien ist unserer Zeit ja bekanntlich voraus. Daher hat der Sydney Morning Herald auf einen weiteren Krisenherd aufmerksam gemacht (Zitat gem. Handelsblatt):

„Die wirklich
gefährliche Zeitbombe, die derzeit ticke, sei die Private
Equity-Branche, meint der Sydney Morning Herald.
„Diese Branche erlebte 2006 und 2007 einen Boom. Unerfahrene
Mitdreißiger mit aufgeblasenen Egos und überzogenen Gehältern haben den
Planeten durchkämmt und Unternehmen aufgekauft als kannten sie nichts –
mit geborgtem Geld und zu überhöhten Preisen.“ Eine nie da gewesene
Schuldenorgie treibe die Märkte weltweit an, ihre Folgen werde das
Bankensystem noch zu verkraften haben. „Zahlen von Thomson Financial
belegen, dass Private Equity-Firmen bis zum 30. Juni 2007 eine Billion
US-Dollar ausgegeben haben, um Firmen zu erwerben. Mit dem Ziel, diese
in 2009 oder 2010 mit Gewinn wieder zu veräußern. Doch das dürfte nun
nicht mehr klappen.“

Eine andere Gruppe Gefährdeter sind die Hedgefonds. Bislang sind sie vergleichsweise glimpflich durch das Börsenjahr gekommen. Sie haben aber auch mit dem Abzug von Anlagegeldern zu kämpfen und werden  höhere Risikoprämien für Kreditaufnahmen zu zahlen haben.  Bereits vor zehn Jahren gabe es eine teure Rettung für den Hedge-Fonds Long
Term Capital Management (LTCM) eingeleitet. Aus Angst vor einem totalen
Zusammenbruch mit unabsehbaren Folgen für die Märkte schossen Banken in
einer konzertierten Aktion Milliardensummen zu.

Leider können wir uns nicht zurücklehnen und denken, „Und? Die Pleiten von Hedgefonds und Private-Equity-Firmen betreffen uns nicht.“ Auch die Vernetzung der Hedgefonds mit der Bankenwelt ist zu groß, als das es keine Auswirkungen auf die Realwirtschaft hätte.

Wir sollten außerdem nicht vergessen, dass die hier beschriebenen Instrumente bzw. Investorengruppen alle erheblich dazu beigetragen haben, Geschäfte zu finanzieren, die es sonst nicht gegeben hätte. Mit diesen Geschäften werden Arbeitsplätze gesichert, Einkommen gezahlt und daraus Konsum finanziert.

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