Finanzinstitute: Mit Quartalsende drohen weitere Hiobsbotschaften

by Dirk Elsner on 29. September 2008

Morgen geht das aktuelle Quartal zu Ende. Damit drohen in den nächsten Wochen weitere Hiobsbotschaften. Hintergrund sind die Bewertungen in den Bilanzen zum Quartalsende. Bereits seit 2005 müssen börsennotierte Unternehmen ihren Konzernabschluss nach den IFRS aufstellen, auf deren Basis die Fair-Value-Bewertung von Finanztiteln und Immobilien vorgesehen ist. Dies könnte durchaus problematisch sein, denn: Grundgedanke der Fair-Value-Bilanzierung ist es, für die Anteilseigner und Investoren ein realistisches, an den aktuellen Marktwerten orientiertes Abbild der Vermögenswerte, abzubilden.

Wertveränderungen schlagen sich gem. den IFRS sofort im Periodenergebnis nieder, d.h. sowohl Wertsteigerungen als auch Wertminderungen finden Eingang. Der Fair-Value wird aufgrund einer fünfstufigen Bewertungshierarchie ermittelt. Auf den ersten beiden Stufen werden vergleichbare Marktpreise auf aktiven und homogenen Märkten herangezogen. Sind solche Vergleichsdaten nicht verfügbar, werden auf den Stufen drei und vier die Preise vergleichbarer Transaktionen oder Produkte als Schätzer des Fair-Value verwandt. Sollte auch die nicht möglich sein, wird in einem letzten Schritt die Bewertung anhand von anerkannten Modellen wie dem Discounted-Cash-Flow-Verfahren (DCF) durchgeführt.

Bisher konnten die Finanzinstitute noch hoffen, dass sich möglicherweise die Marktlage noch stabilisiert. Das ist bis heute aber nicht der Fall. Die spannende Frage, die sich jetzt die Bilanzer in den Instituten weltweit stellen, ist, wie die Kreditportfolios für diesen Quartalsabschluss bewertet werden sollen. Hier ist wahrscheinlich, dass es in vielen Instituten zu weiteren Abschreibungen kommen muss. Da viele Banken offensichtlich bereits in den letzten Monaten ihre Bewertungsmöglichkeiten ausgereizt haben, besteht nun noch stärker die Gefahr, dass es zu weiteren Verlusten und damit zu einer Verschärfung kommen wird. Ich würde mich also nicht wundern, wenn wir in Deutschland bei weiteren Instituten Schieflagen sehen, die zu Noteingriffen führen können.

Dies führt wieder zu der Frage, ob sich die Politik in Deutschland bzw. Europa weiter eine so große Distanz zur Finanzmarktkrise erlauben kann.

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

Previous post:

Next post: