Gestiegene Credit Spreads: Warum die „Monster-Derivate“ zu weiteren Abschreibungen bei Banken führen

by Dirk Elsner on 30. September 2008

Time bezeichnet die Credit Default Swaps als das „Monster“, das die Wall Street gefressen hat. Gestern habe ich über das heutige Quartalsende und dem daraus resultieren Abschreibungsbedarf bei Banken geschrieben. Dieser Abschreibungsbedarf entsteht vor allem durch das stark gestiegene Kreditrisiko, das sich wiederum in den sogenannten Credit Spread am Markt widerspiegelt.

Zu der Entwicklung der Credit Spreads verweise ich auf die Webseite von Matthias Schlecker, einem Spezialblog zum Thema Kreditrisiken. Dort findet man einen Beitrag zu der aktuellen Entwicklung von Credit Spreads. Als Folge der Kreditkrise auf den Immobilienmärkten kann man aus dem Verlauf der Risikozuschläge für bestimmte Anleihentypen erkennen, wie die Bonitätsrisiken in den letzten Monaten gestiegen sind. Verständlicher zum Markt für Credit Default Swaps ist ein Artikel in der heutigen Ausgabe der Welt zu lesen.

Mit den zwischen Finanzinstituten gehandelten Credit Default Swaps existiert ein zwar nicht besonders transparenter Markt, es besteht aber ein Markt mit einer Preisbildung. Da die Bilanzierungsstandards nach IFRS eine Bewertung von Vermögen nach Marktpreisen verlangen, wenn diese verfügbar sind, entsteht quasi per heute hoher zusätzlicher Abschreibungsbedarf. Insbesondere, weil gestern nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters die „Versicherungsprämien“ noch einmal stark angestiegen sind.

Der Abschreibungsbedarf entsteht allerdings dann nicht, wenn Kreditpositionen schon aus Transaktionen in der Vergangenheit entsprechend abgesichert waren. In diesem Fall spielt es im Prinzip keine Rolle, wenn sich die Prämien erhöht haben.

Leider kommt mittlerweile erschwerend dazu, dass mit dem Ausfall von Lehman Brothers und der Beinahepleite von AIG der Markt für diese Kreditderivate selbst in starke Mitleidenschaft gezogen wurde. Es ist also selbst bei bestehender Absicherung gar nicht klar, ob die Absicherung noch sicher ist. Ob Banken tatsächlich die Werthaltigkeit ihrer Absicherungen  prüfen, entzieht sich meiner Kenntnis, wäre aber in dieser Marktsituation zwingend erforderlich. Ergibt die Überprüfung, dass die Sicherungsgeber selbst gefährdet sind, dann können daraus weitere Abschreibungsnotwendigkeiten folgen.

Es steht zu befürchten, dass das „Monster“ auch in Deutschland noch weiter frisst.

PS

Ich setze die Bezeichnung „Monster“ für Credit Default Swaps auch deswegen in Anführungszeichen, weil diese Instrumente selbst aus meiner Sicht nicht zu verteufeln sind, sondern wie alle Versicherungsinstrumente eine Berechtigung haben. Verweisen möchte ich dazu auf meinen Beitrag „Credit Default Swaps – Der Billionen Markt“, der auch weitere Literaturverweise enthält.

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