Hitliste der Bankenrisiken: Uneinheitliche Entwicklung im Vergleich zum Januar

by Dirk Elsner on 5. Februar 2009

Die Wirtschaftsaussichten haben sich weiter deutlich eingetrübt. Die Rettungsaktionen für die Banken haben in dieser Woche eine neue Dimension erreicht, weil erstmals mit dem unsäglichem Begriff der Enteignung hantiert wird. Die Deutsche Bank eröffnet heute den Reigen mit der Vorstellung der Zahlen aus dem 4. Geschäftsquartal. Wir wissen schon jetzt, dass diese bitter ausfallen werden aber auch nicht erschrecken (hier meine Einschätzung für die Deutsche Bank) sollten.

Trotz dieser katastrophalen Lage: Blickt man auf die aktuelle Risikohitliste der Banken, dann ist daraus zwar keine durchgehende Entspannung ersichtlich, aber die Höchststände vom Dezember sind bei den meisten Instituten weit weg. Die Entwicklung der Bankrisiken (siehe Tabelle unten), gemessen an den Prämien für die Absicherung der Kredite, die die Banken selbst aufnehmen, verzeichnet im Vergleich zum Januar eine leicht uneinheitliche Tendenz mit starken Ausreißern.

Den größten Sprung nach oben machte die Royal Bank of Scotland. Ihre Risikoprämien stiegen um 22,64%. Größter Gewinner ist  J.P. Morgan Chase Bank mit –18,75%, dicht gefolgt von der Deutschen Bank, deren Kreditaufnahme sich  mit 17,90% weniger Prämie versichern lässt. Angeführt wird die Tabelle weiter von der DZ Bank. Allerdings glaube ich die Zahl nicht, denn sie ist seit Wochen konstant. Das spricht dafür, dass gar kein Handel in Credit Default Swaps für die DZ-Bank stattfindet.

Diese Risikoprämien der nachstehenden Tabelle werden auf Basis von Kreditderivaten ermittelt und als Credit Spreads bezeichnet und täglich vom Deutschen Derivate Verband veröffentlicht.  Diese Credit Spreads auf Basis von Credit Default Swaps sind das eigentliche Fieberthermometer für die Finanzkrise. Eine niedrige Prämie signalisiert ein geringeres Ausfallrisiko als eine hohe Prämie. Deshalb steht das Institut mit der niedrigsten Prämie oben, weil es derzeit am Markt als am sichersten gilt.

Interessant ist jedenfalls, dass die ersten veröffentlichten Zahlen von Banken für das abgelaufene 4. Quartal die Prämien nicht weiter verschlechtert haben. Das könnte auch bedeuten, dass wir mit den Quartalsberichten der Banken zu Q4 den unteren Wendepunkt gesehen haben. Das ist jedenfalls die Markterwartung, die sich aus der Hitliste ableiten lässt.


Veränderungen Credit Spreads: 15.1. – 3.2.

Platz Unternehmen 15.01.2009 03.02.2009 Veränd.
1 DZ Bank 65,10 65,10 0,00%
2 BNP Paribas 66,76 70,98 6,32%
3 ABN-AMRO 70,00 77,70 11,00%
4 Commerzbank 72,86 70,34 -3,46%
5 Dresdner Bank 74,73 70,34 -5,87%
6 Calyon 79,37 89,33 12,55%
7 Landesbank Berlin6) 90,00 90,00 0,00%
8 Bayerische Landesbank 98,09 101,41 3,38%
9 Société Générale 100,07 101,67 1,60%
10 HSBC Trinkaus 107,00 119,67 11,84%
11 Hypovereinsbank 107,15 106,94 -0,20%
12 Royal Bank of Scotland 109,60 134,41 22,64%
13 Norddeutsche Landesbank 115,50 115,50 0,00%
14 ING-Bank 120,09 105,00 -12,57%
15 Landesbank BW 120,50 120,50 0,00%
16 Deutsche Bank 123,43 101,33 -17,90%
17 WestLB 134,11 141,07 5,19%
18 Rabobank 134,28 142,43 6,07%
19 J.P. Morgan Chase Bank 155,82 126,60 -18,75%
20 Credit Suisse 159,47 162,76 2,06%
21 SEB 163,33 161,67 -1,02%
22 BARCLAYS Bank 166,87 179,00 7,27%
23 Erste Bank 189,18 201,65 6,59%
24 Merrill Lynch 213,33 184,58 -13,48%
25 UBS Investment Bank 221,68 260,98 17,73%
26 Natixis 277,23 251,51 -9,28%
27 Goldman Sachs 306,30 292,16 -4,62%
28 Citigroup 332,68 324,03 -2,60%
29 HSH Nordbank 400,00 412,50 3,13%
30 Morgan Stanley 402,78 378,69 -5,98%
31 Nomura 449,82 446,44 -0,75%

Quelle: Deutscher Derivate Verband,eigene Berechnungen

Der Blog Verlorene Generation stellt übrigens eine regelmäßig aktualisierte Aufstellung der Länderrisiken ins Netz. Auch ein sehr schöner Service

Weitere Meldungen und Berichte aus der Bankenbranche

VG: Update Länderrisiken 06.02.2009

HB: HSH Nordbank streicht Boni komplett

NZZ: Credit Suisse mit nur noch wenigen «toxischen» Papieren

FAZ: HRE Kein Durchbruch bei Spitzengespräch

HB: Commerzbank prüft „Bad Bank“

FTD: Commerzbank plant Müllkippe

NYT: Volcker Suggests Ways to Refine Bank Regulations

Spekulantenblog: Von Bad Banks oder auch Hypo Real Estate genannt

Weisgarnix: Nach dem regionalen der weltweite Bailout

Spekulantenblog: Pfandbriefmarkt stabilisiert sich

VGT: Rettung der Banken ohne Staatsgeld (3)

HB: LBBW kämpft mit steigender Risikovorsorge

HB: Ein Banker namens Staat

FAZ: Enteignungsplan stößt auf Vorbehalte

Alphaville: CDS update: Traders shrug off Russia downgrade

CW: GE Capital’s looming time bomb

Comments on this entry are closed.

{ 1 trackback }

Previous post:

Next post: