Vorschläge zur Motivation von Führungskräften und Mitarbeitern

by Dirk Elsner on 27. April 2009

In einem Beitrag am vergangenen Wochenende hatte ich die Praxis kritisiert, bei der Motivation von Führungskräften und Mitarbeitern allein auf monetäre Anreize zu setzen. In einem Folgebeitrag bin ich auf die Wirkung der Bindung von Mitarbeitern und Führungskräften eingegangen. In diesem Beitrag nun geht um einige Instrumente, die die Motivation erhöhen sollen.

Versteht man Führung als direkte, persönliche und zielorientierte Einflussnahme im Rahmen hierarchischer organisationaler Beziehungen, dann haben Führungskräfte verschiedenste Möglichkeiten, um die Motivation ihrer Mitarbeiter und Führungskräfte zu erhöhen. Dabei spielt zwar auch das Vergütungssystem eine Rolle, steht allerding nicht im Mittelpunkt.

Grundlage für diesen Beitrag ist ein Artikel im Harvard Business Manager aus dem September vergangenen Jahres (siehe Literaturliste. Darin zeigen die Autoren wichtige Hebel zur Verbesserung der Mitarbeitermotivation und kommen zu dem Schluss, dass Manager mehr Möglichkeiten zu Motivation haben, als sie denken. Im Zentrum des Beitrags stehen vier Triebkräfte der Motivation, zu denen ich hier die Kernaussagen zusammenfasse und ergänze um Motivationshebel, konkrete Vorschläge der Autoren und einigen Ergänzungen von meiner Seite.

1. Motivationsfaktor: Der Trieb, etwas zu besitzen

Dieses Phänomen bezieht sich nicht nur auf materielle Güter wie Geld, Nahrung, Kleidung und Behausung, sondern auch auf Erfahrungen wie Reisen und Unterhaltung – und nicht zu vergessen Ereignisse, die unseren sozialen Status verbessern, wie eine Beförderung und ein größeres Büro oder ein Posten an der Spitze des Unternehmens.

Motivationshebel: Vergütungs­system

Maßnahmen:

  • Klare Abgrenzung von überdurchschnittlichen gegenüber durchschnittlichen und schwächeren Leistungsträgern
  • Leistungsbezogene Vergütung
  • Zumindest gleiche Bezahlung wie bei den Mitbewerbern

2. Motivationsfaktor: Der Trieb, sich zu binden

Im Beruf sorgt der Bindungstrieb für einen enormen Motivationsschub, wenn die Mitarbeiter stolz darauf sind, Teil des Unternehmens zu sein. Befriedigt das Unternehmen dieses Grundbedürfnis nicht, ist ein Verlust der Arbeitsmoral die Folge. Dieser Trieb erklärt auch, warum Mitarbeiter es als schwierig empfinden, den geschützten Bereich ihrer Abteilung zu verlassen. Menschen gehen eine Bindung mit der Gruppe ein, die ihnen am nächsten steht.

Motivationshebel: Unternehmenskultur

  • Vertrauen und Freundschaft unter den Mitarbeitern fördern.
  • Anerkennung von Zusammenarbeit und Teamarbeit.
  • Ermutigung zum Austausch über bewährte Verfahrensweisen.

3. Motivationsfaktor: Der Trieb, zu verstehen

Am Arbeitsplatz liegt dem Trieb, zu verstehen, der Wunsch zugrunde, einen sinnvollen Beitrag im Unternehmen zu leisten. Mitarbeiter sind motiviert, wenn ihr Job sie fordert und ihnen die Möglichkeit bietet, sich zu entfalten und zu lernen. Sie sind dagegen demoralisiert, wenn ihr Job monoton ist und nichts bewirkt. Talentierte Mitarbeiter, die sich durch die äußeren Umstände eingeengt fühlen, verlassen das Unternehmen oft, um anderswo neue Herausforderungen zu suchen.

Motivationshebel: Gestaltung der Arbeitsinhalte

Maßnahmen:

  • Stellen so gestalten, dass sie unterscheidbare und wichtige Rollen im Unternehmen spielen.
  • Stellen schaffen, die bedeutungsvoll sind und ihren Inhabern das Gefühl vermitteln, einen Beitrag für das Unternehmen zu leisten.

Gerade die Motivationsfaktoren 2. und 3. können auch durch eine vergleichsweise einfache Philosophie gefördert werden: Respekt. Wer seine Führungskräfte und Mitarbeiter mit Respekt behandelt, an ihnen und ihren Leistungen Interesse zeigt und mit ihnen auf Augenhöhe spricht, also herablassendes oder sich selbst erhöhendes Verhalten unterlässt, wird erstaunt sein über die daraus resultierende Motivationswirkung.

4. Motivationsfaktor: Der Trieb, zu verteidigen und zu bewahren

Der Verteidigungstrieb trägt viel zur Erklärung bei, warum Menschen sich gegen Veränderungen sträuben. Er ist ein Grund, warum die Aussicht auf eine Fusion oder Übernahme – mithin eine besonders einschneidende Veränderung – Mitarbeiter massiv verstören kann, selbst wenn sie die einzige Möglichkeit ist, den Bestand des Unternehmens zu sichern. Stellen Sie sich beispielsweise vor, heute sagte man Ihnen, Sie seien ein wichtiger Leistungsträger und unentbehrlich für den Erfolg des Unternehmens, und am nächsten Tag ließe man Sie im Zug einer Umstrukturierung fallen.

Motivationshebel: Prozesse der Res­sourcenzuteilung und Leistungs­steuerung

Maßnahmen:

  • Die Transparenz aller Prozesse erhöhen.
  • Wert auf Fairness bei den Prozessen legen.
  • Durch eine transparente Verteilung von Belohnungen, Aufgaben oder anderen Formen der Anerkennung Vertrauen aufbauen

Beim Abarbeiten der Punkte mag man sich bei dem einen oder anderen Punkt fragen, ob diese überhaupt auf die oberste Leitungsebene anwendbar sein mögen.  Dies sollte man vielleicht etwas entspannter sehen, denn es müssen nicht alle Maßnahmen parallel ergriffen werden. Die Autoren schreiben dazu:

“Alle vier Triebe, die wir beschrieben haben, stehen für sich. Sie können weder in eine hierarchische Struktur eingeordnet werden noch einander ersetzen. Sie können nicht einfach Ihren Mitarbeitern hohe Gehälter zahlen und hoffen, dass sie von ihrer Arbeit in einem Unternehmen begeistert sind, in dem soziale Bindungen nicht gefördert werden, in dem ihnen ihre Arbeit bedeutungslos erscheint oder in dem sie sich ausgeliefert fühlen. Es genügt auch nicht, Mitarbeiter beim Aufbau enger Bindungen zu ihren Teams zu unterstützen, wenn sie unterbezahlt sind oder sich mit todlangweiligen Jobs herumplagen.”

Außerdem sind die Maßnahmen ja nur beispielhaft genannt. Konzentriert man sich auf die Triebkräfte, dann können leicht weitere Maßnahmen entwickelt werden. Ohnehin empfehle ich stets, nicht einfach Ideen aus Fachartikeln 1:1 zu übernehmen, sondern sie mit eigenen Gedanken bezogen auf die eigenen Ziele und Rahmenbedingungen anzureichern.

Dieser Beitrag konnte natürlich nur einige ausgewählte Aspekte der Motivation und der Führung berücksichtigen. Wer sich tiefer einarbeiten will, der findet sicher noch unter den Literaturhinweisen weiteren Lesestoff.

Literaturhinweise

FTD: Führen ohne disziplinarische Macht

Hausarbeit von Achim Gasché: Mitarbeitermotivation: Mitarbeiter richtig motivieren

Nohria et al., Mitarbeiter richtig motivieren, in: Harvard Businessmanager 9/2008 (kostenpflichtig)

A. Schneider und S. Unkelbach: Motivation von Führungskraft und Mitarbeiter (pdf)

Tagesspiegel: Wie Sie die innere Kündigung verhindern

WSJ: Why Good Managers Make Bad Decisions

J. Wegenberger: Die 7 Trugschlüsse zum Thema Motivation Teil 1

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