Fehlprognosen der dunklen Wirtschafts-Gurus: Vom ausgebliebenen Wirtschaftsuntergang

by Dirk Elsner on 10. Juni 2011

So hin wieder schaue ich in vergangene Beiträge meines Blogs. Mir fiel da der Beitrag ”Welchen Crash hätten Sie denn gern? Wirtschaftsuntergang zum Aussuchen” aus dem Februar vergangenen Jahres auf. Da trug ich die Vorhersagen einiger “Wirtschaftsexperten” zusammen, die die gerade aufziehende europäischen Schuldenkrise nutzen, um Ängste vor dem Armageddon zu schüren.

Der Crash-Prophet Leuschel erwartete einen Anleihecrash, eine Hyperinflation und Massenunruhen. Unvermeidlich natürlich die düsteren Szenarien von Marc Faber alias Dr. Doom in einem Interview mit der NZZ über die Rückkehr der Rezession und seinem negativsten Szenario. Nassim Nicholas Taleb (der Autor des Buchs “The Black Swan” hält eigentlich sonst nichts von Prognosen) hatte in einer Panel-Diskussion gewarnt, dass es zu einem Crash der US-Anleihen kommen wird.

Der Deutschland-Chefvolkswirt von Barclays Capital warnte vor der Geldvermehrung durch die Notenbanken und in der Folge vor Inflation. Fredmund Malik skizzierte in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt die Kausalkette einer Deflation und sieht in diesem Zusammenhang drastische Kursrückgänge. Inflation werde sich als Illusion erweisen. Die Inflation wiederum sah das Manager Magazin im Anmarsch und versuchte dies mit einer Reihe von Gründen zu belegen.

Zur Griechenland Krise warnten einige Ökonomen vor dem Domino-Crash oder sahen den Euro gefährdet. Das Handelsblatt malte ungewohnt schwarz mit “Ein geplünderter Staat vor dem Bankrott“. Der Deutschlandchef von Morgan Stanley, Dirk Notheis, sah im Gespräch mit dem Handelsblatt die Gefahr, von der Finanzmarktblase in die Staatsblase hineinzuschlittern.

Nun könnte manche sagen, das eine oder andere sei doch eingetreten oder könnte noch passieren. Klar, und in China könnte ein Sack Reis umfallen. Wenn ich alles vorhersage, dann wird mit ziemlicher Sicherheit irgend etwas davon eintreten. Übersehen wird freilich, dass hinter den Aussagen der “dunklen Propheten” ein klares Kalkül steckt. Dies gilt übrigens auch für viele der ewigen Weichzeichner, die nur deutlicher langweiliger zu lesen sind.

Im Beitrag “Geschäftsmodell Schwarzsehen: Die düsteren Propheten der Ökonomie” schrieben Matthias Eberle und Dirk Heilmann über prominente “Experten”, die ihren Promibonus vor allem dadurch erreicht haben, dass sie mehr oder wenig genau bestimmte Ereignisse vorhergesagt haben. Wirtschaftsmedien neigen dazu, diese “Experten” unkritisch in einen “Gurustatus” zu  befördern und ohne Distanzierung für die düster klingenden Prognosen als Presseverteiler zu arbeiten. Eberle und Heilmann schlossen ihre lesenswerte Untersuchung mit folgendem Fazit:

“Ob Taleb, Faber, Rogers, Shiller, Krugman, Roubini oder Whitney – das Problem erfolgreicher Propheten ist stets, den Erfolg zu wiederholen. Nur wenige Prognostiker haben mehrmals nacheinander an bedeutenden Wegmarken der Wirtschaftsgeschichte den richtigen Weg gewiesen, und ihr Ruhm kann schnell verblassen. Kaum mehr jemand erinnert sich beispielsweise an Elaine Garzarelli. Die Analystin von Shearson Lehman sagte einmal den Schwarzen Montag von 1987 voraus und wurde, nachdem er tatsächlich die Wall Street ereilt hatte, über Nacht zur gefeierten Prognostikerin. 1995 gründete sie ihre eigene Firma, Garzarelli Research. Heute fragt sie kaum mehr jemand im Fernsehen um Rat, nun haben Whitney und Roubini, Krugman und Rogers ihre Sendeplätze bei CNBC, Fox und Bloomberg News übernommen. Bleibt die Frage, für wie lange?”

Olaf Storbeck Juni 10, 2011 um 00:24 Uhr

Stimmt schon, diese Vorhersage-Fixierung ist Quatsch. Wer allerdings auffallend oft richtig lag, war Shiller.

dels Juni 10, 2011 um 08:50 Uhr

Dabei will Shiller wie Taleb übrigens eigentlich gar keine Vorhersagen machen. Er wird halt gern dazu gedrängt.

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