Der unverstandene Paradigmenwechsel im Banking (Teil 3): Der große Widerstand gegen Transparenz im Finanzwesen

by Dirk Elsner on 14. Februar 2012

Der zweite Teil dieser Beitragsreihe zur Zukunft des Banking und des unverstandene Paradigmenwechsel liegt nun schon ein paar Wochen zurück. Zuletzt hatte ich dargestellt, dass der Kern des Paradigmenwechsels im Finanzsektor im Abbau der Informationsasymmetrie durch technologische (Zugang zu Informationen) und gesellschaftliche Änderungen (Fähigkeit, diese Informationen sachgerecht zu verarbeiten) liegt.

Der Paradigmenwechsel bereitet freilich der traditionellen Finanzwelt erhebliche Probleme, weil durch Informationsasymmetrie viel Geld verdient wird und ein Zuviel an Informationen für Banken auch Risiken beinhaltet. Ich hatte das bereits in dem Beitrag “Die Intransparenzrente oder warum Banken Informationsasymmetrie nicht abbauen wollen” angedeutet. Rolf Benders hat die aktuellen Probleme der Banken mit Transparenz jüngst für das Handelsblatt in “Wenn Transparenz Panik erzeugt” skizziert.

Ganz eng verbunden mit den Informationsvorsprüngen, die der klassischen Finanzbranche in der Vergangenheit so viele Vorteile beschert hat, ist außerdem Macht. Das hat zumindest der Ökonom und Redakteur des Handelsblatts Norbert Häring in seinem 2010 erschienenen Buch “Markt und Macht” hervorragend heraus gearbeitet. Das Weitergeben und Zurückhalten von Informationen mit der Absicht, das Verhalten einer anderen Person zu beeinflussen, bezeichnet er als Machtausübung (S. 4, in dieser Leseprobe nachzulesen). Die Anbieter von Finanzdienstleistungen, die Häring an der Spitze der ökonomischen Machthierarchie sieht, haben seit Jahrhunderten ihren Wissensvorsprung weidlich genutzt, um Informationsvorsprünge in eigene Vorteile zu wandeln.

Abbau der Informationsasymmetrie

Die Wissensvorsprünge sind in den letzten 30 Jahren allerding immer deutlicher geschrumpft. Mittlerweile hat die digitale Gesellschaft dafür gesorgt, dass marktrelevante Daten zu geringen Kosten sehr schnell breit verfügbar sind. Und durch das breite Wissen können neue Daten schnell als handlungsrelevante Informationen interpretiert und entsprechend durch die Marktteilnehmer selbst oder entsprechende Dienstleister verarbeitet werden. Signifikante Informationsvorsprünge gibt es meist nur noch dort, wo

Allerdings sind viele Versuche, Informationen zurückzuhalten oder zu verschleiern, in den letzten Jahren bekannt geworden und haben das Vertrauen in die Branche erschüttert.

Die Informationsvorsprünge vieler Banken sind verloren gegangen, weil sich die Finanzmarktteilnehmer die von den Banken gefürchtete Transparenz in welcher Form auch immer selbst schaffen oder die Institute von den Regulierungsbehörden dazu gezwungen werden. Transparenz ist aber sachlogisch die Reduktion der Informationsasymmetrie und damit das Ende vieler lukrativer Geschäftsmodelle (siehe ausführlich dazu insbesondere Kapital 1 in “Markt und Macht”).

Die Forderung an Banken, Transparenz umzusetzen ist also in etwa so, als hätte man von Reedereien nach der Erfindung des Flugzeugs erwartet, in den Flugbetrieb zu investieren. Daran bestand natürlich kein Interesse. Aber das Reedereibeispiel passt gerade deswegen, weil selbst mit der Verbreitung des Flugzeugs und der damit verbundenen Revolution im Reiseverkehr, der klassische Schiffsverkehr nicht ausgestorben ist, sondern weiter Bedarf nach dieser Transportform bestand. Vielleicht passt diese Analogie besser als der Vergleich mit den Kutschbetrieben Anfang des vorletzten Jahrhundert. Damals hat man ebenfalls nicht geglaubt haben, dass das Auto den Transport verändern wird.

Bewusst geförderte Intransparenz?

Wie gesagt, wenn Banken nach dem alte Paradigma überleben wollen, dann benötigen sie Informationsasymmetrie und die damit einhergehende Intransparenz. Wenn etwa Anleger Kreditnehmern direkt vertrauen, weil sie über ausreichende und stimmende Informationen über sie verfügen, dann braucht man in der Mitte keinen Finanzintermediär mehr (übrigens ein Trend, der sich im Next Banking verstärkt).

Möglich, dass Banken erkannt haben, dass bereits mit Verbreitung elektronischer Dienste zu viel Transparenz geschaffen wurde und man daher mit immer komplexeren Produkten gegen die Transparenz gearbeitet hat. Das ist eine gewagte These, die ich nicht belegen kann. Aber von Mathematikern, Ökonomen und Heerscharen von Anwälten erdachte CDOs Square mit tausenden Seiten Dokumentationen stellen hier nur den die Spitze des Eisbergs der Intransparenz dar. Man denke außerdem an Darkpools oder den Hochfrequenzhandel. Dies sind Instrumente, die die Markttransparenz deutlich mindern. Auch das verzweifelte Festhalten am OTC-Handel zeugt von einem entschlossenen Kampf gegen Transparenz.

Allerdings macht man es sich zu einfach, wenn man die Intransparenz allein den Banken zuschiebt. Viele “Institutionen der Intransparenz”, wie Darkpools, Hochfrequenzhandel oder komplexe strukturierte Wertpapiere basieren auf Kundenwünschen. Gerade institutionelle Investoren wollen nämlich ihre wirklichen Handelsabsichten verdecken oder neue Handelsstrategien umsetzen. Banken helfen dabei, wenn dadurch Provisionseinnahmen winken. So haben etwa Hedgefonds überhaupt kein Interesse daran, dass jemand erfährt, mit welchen Kreditversicherungen sie sich eingedeckt haben oder welche Aktienpositionen sie aufbauen wollen. Viele neue Instrumente entstehen also deswegen, weil Kunden sich davon Vorteile versprachen und Banken daran verdienen können.

Künstliche Intransparenz durch Regulierung und Rechnungslegung?

Nicht gerade für Transparenz sorgt die Flut an Vorschriften für die Regulierung und Rechnungslegung der Finanzinstitute, “Nach einer Studie von Thomson Reuters,” so im Handelsblatt zu lesen, ”mussten die Banken in den letzten Monaten weltweit 14.215 regulatorische Änderungen verkraften – immerhin 2.000 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Pro Tag treffen in der Compliance-Abteilung einer global tätigen Bank also 40 neue Regeln ein. Der jeweilige Gesetzgeber, die nationalen Zentralbanken, die EZB und ein halbes Dutzend anderer Regulatoren weben an einem immer bunteren Flickenteppich von Auflagen.” (Zusammenfassung der Studie in der FT: “Financial groups hit by flood of new rules”).

Auch wenn ständig weiter nach noch strengerer Regulierung gerufen wird, dürften selbst in den Finanzhäusern und Aufsichtsbehörden kaum noch jemand die Übersicht haben. Dies wirkt nicht gerade transparenzfördernd. Daneben zeigt insbesondere der vermeintliche 55-Milliarden-Rechenfehler bei der Bad Bank der Hypo Real Estate, dass die internationalen Rechnungslegungsvorschriften weniger für Durchblick und mehr der Verschleierung von Risiken dienen (siehe auch Welt: Banken verstehen ihre eigenen Bilanzen nicht).

Im letzten Teil dieser Reihe werde ich auf die Gegenbewegung hin zu mehr Transparenz schauen. Die geht nämlich nicht von den Banken aus, sondern von Kunden, darunter auch institutionelle Investoren, und von Unternehmen, die sich neu platzieren im Finanzdienstleistungsbusiness

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