Erst vorgestern hatte ich letztmalig auf Gabor Steingarts Satz hingewiesen, dass Banken vom Dienstleister zum Bedroher geworden sind. Dieses Image scheint ihnen egal zu sein. Mehr gestört hat sie da wohl Wolfgang Kadens These vom Abstieg der Geldgötter. Jetzt haben sie wieder einmal gezeigt, wer eigentlich das Sagen hat und haben erneut für Erschütterungen der internationalen Finanzmärkte gesorgt.
Drohung I
In einem angeblich vertraulich gehaltenen Papier schürt der internationale Bankenverband Ängste vor schweren Marktstörungen, wenn die Umschuldung Griechenlands scheitern sollte und es zu einer ungeordneten Insolvenz kommen sollte. Die FTD zitiert aus dem Papier:
“Dem IIF zufolge ist es schwer, die aus einer ungeordneten Pleite Griechenlands für alle Beteiligten entstehenden Kosten genau zu beziffern, „aber es ist kaum absehbar, dass sie unter 1000 Mrd. Euro lägen“. Im Einzelnen verweist der Verband unter anderem auf direkte Verluste bei griechische Staatsanleihen in Höhe von 73 Mrd. Euro, auf gewaltige Verluste bei der Europäischen Zentralbank (EZB), deren Griechenland-Engagement mehr als das Doppelte ihrer Kapitalbasis betrage oder auf die Kosten für die Rekapitalisierung von Banken in Höhe von 160 Mrd. Euro. Die Zukunft der EZB und die Stabilität der Euro-Zone seien im Fall einer Pleite in großer Gefahr.”
Anleger weltweit haben diese Äußerungen ausgesprochen nervös gemacht, übrigens genau so, wie die Äußerungen des griechischen Finanzministerium. Dieses Horrorszenario ist aber nur ein Baustein der Verunsicherung.
Drohung II
In den USA sorgte die Clearing House Association, eine Lobby-Gruppe in den Händen von Tochtergesellschaften der J.P. Morgan Chase, Bank of America und Wells Fargo für Verwirrung. Nach einem Bericht des Wall Street Journals warnte die Organisation die Fed, dass die weitergehende Veröffentlichung von Stresstestinformationen „unvorhersehbare, potenziell unvertretbare und negative Konsequenzen für die betroffenen Banken und die US-Finanzmärkte“ haben könnte.“ Das sorgte bei Investoren ebenfalls nicht gerade für Frohsinn und lässt erneut Befürchtungen über hohe Risiken in der Black Box der Bankbilanzen hochkommen.
Dann lieber schweigen
Die Bankenverbände schaffen es trotz der Billionenhilfe für ihre Branche durch EZB, EFSF und nationale Stützungsfonds für die Branche bzw. unausgesprochenen Rettungsgarantien, immer wieder für erneute Verunsicherung zu sorgen. Positive Impulse werden so stets erneut konterkariert.
Es fällt erneut auf, wie schwer sich die Branche in der öffentlichen Präsentation tut, wenn schwierige Situation überwunden werden sollen. Handfeste Informationen sind Fehlanzeige. Kunden, Geldgeber, Eigentümer und Steuerzahler werden lieber im Unklaren über tatsächliche Zustände und Risiken gelassen. Und klar, die Ursachen für die Missstände werden auch nun wieder woanders nur nicht in der eigenen Branche gesucht (siehe auch “Die katastrophale Krisenkommunikation der Kreditwirtschaft”).
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